Kirchlinde gegen Krefeld 15:28

23.9.23: Krefeld hat auch heute wieder die Hosen an

Kirchlinde, was für ein schöner Name, wie lieblich dieser Ort doch klingt. Das hört sich nach nach historischem Marktplatz mit Fachwerkhäusern an, nach blauem Himmel, nach schönen Frauen nach der schönen heilen Welt. Der Heimatdichter hätte seine wahre Freude daran. Doch ist Kirchlinde alles andere als lieblich, denn Kirchlinde ist ein Stadtteil von Dortmund und befindet sich mitten im Pott. Und der Pott kocht hier heute. Zumindest bei den Ringern. Schöne Freuen gibt es hier weniger, dafür halbnackte Männer, die sich schwitzend auf der Matte wälzen.

Wir haben im Vorfeld bedenken, ob wir es gegen diesen Verein heute schaffen können. Denn Nikolai van Berkum und Jasmina Liolios sind verletzt, Ben Haeffner kann aus beruflichen Gründen nicht kommen. Der Kirchlinder Verein hat viele stark besetzte Gewichtsklassen, ihr Tabellenstand drückt nicht die Verfassung der Mannschaft aus. Sie hatten bisher das Pech, das sie die stärksten Vereine der Liga als Gegner hatten. Dennoch lief an diesem Abend fast alles wie am Schnürchen für die Krefelder.

Und nun zu den Kämpfen. In 57 Kilo macht der jugendliche Leyan Can Colak von Krefeld ein erstaunlich starken Kampf gegen den ehemaligen Bundesligisten von Witten, Arthur Eisenkrein, der noch vor über 10 Jahren mit seinem Bruder Andreas für Krefeld in der zweiten Bundesliga angetreten war.

Leyan hält sich erstaunlich gut, Eisenkrein findet keine Mittel gegen das Krefelder Eigengewächs. Bis zur letzten Minute steht es 0:3 für den Kirchlinder, wir hatten damit gerechnet, das Can gegen diesen Übergegner sang und klanglos untergehen würde.
In der letzten Minute schafft Eisenkrein bei einen Beinangriff leider Hintermann zu werden. Und den jungen Krefelder dann ein paar Mal durchzudrehen. Das war es dann aber schon, 0:11 verliert Leyan nach Punkten. Damit hat er immerhin einen Mannschaftspunkt gerettet, das ist doch schon mal was!

Auch im Schwergewicht zwischen Ethan Louis Webster für Kirchlinde gegen Adam Bachor fluppt es wie geschmiert für Krefeld. Der Krefelder beherrscht seinen größeren und schwereren Gegner in allen Bereichen des Kampfes, er wirft einmal einen Hüftzug und kann seinen Gegner aus der Bodenlage ausheben und werfen.

Adam Bachlor ist ein sehr vorsichtiger Kämpfer. Der Volksbankangestellte geht kein großes Risiko ein, macht keine waghalsigen Experimente. Aber er ist dabei dennoch sehr erfolgreich.
Er hat bisher fast alle seine Kämpfe gewonnen und bisher in der kompletten Saison nur zwei Kampfpunkte abgegeben. Das nenne ich doch mal rentabel. Er wirtschaftet also außerordentlich effizient. Man könnte ihn also als sehr seriös bezeichnen.
Wenn ich Kunde bei seiner Bank wäre, würde ich ungesehen eine Lebensversicherung und einen Bausparvertrag bei ihm abschließen. Denn dieser Mann ist vertrauenswürdig. Und nebenbei noch unheimlich stark.
Er gewinnt verdient 0:10 nach Punkten.

Bei dem 61 Kilo Kampf zwischen Andreas Eisenkrein und Abdul-Malik Magomadov für Krefeld kocht die Halle. Denn der Kirchlinder führt in den ersten Minuten den Krefelder vor. Er stürzt ihn über und macht mit ihm am Boden, was er will. Es steht schon 15:1 für Kirchlinde, es fehlt nur ein Punkt zur technischen Überlegenheit. Wir glauben schon nicht mehr an eine Chance für unseren Mann, auch wenn wir Wissen, das es um die Kondition von Eisenkrein nicht besonders gut bestellt ist. Dann in der dritten Minute wendet sich schlagartig das Blatt. Jetzt punktet nur noch Magomadov. Bein einer Aktion fängt Malik seinen Gegner ab und befördert ihn in die gefährliche Lage. Das kann doch nicht sein, soll etwa dieser übermächtige Gegner hier am Ende noch geschultert werden? Die Krefelder Fans schreien sich die Lunge aus dem Hals, um ihren Mann zum Schultersieg zu brüllen. Und da kommt er tatsächlich: Schultersieg nach zweieinhalb Minuten! Krefeld feiert seinen Sieg frenetisch, während auf der Gegenseite bei den Kirchlinde Fans die Unterkiefer herunterklappen. Das ist natürlich unglaublich bitter, das tut weh.

Aber der Kampf des Abends ist eindeutig der folgende in der 98 Kilo Klasse zwischen Dennis Böddeker für Kirchlinde gegen Suleiman Alikhanov.
Suleiman hat gegen Dennis Böddeker noch eine alte Rechnung offen. Im Vorjahr hatte er gegen ihn noch auf Schulter verloren. Das war allerdings im griechisch-römischen Stil. Aber heute wird hier Freistil gekämpft, und Suleiman ist reiner Freistiler.
Wir sehen hier einen unglaublich spannenden und ausgeglichenen Kampf, bei dem der Krefelder meistens die Oberhand behält. Böddeker will dem Krefelder seinen Stil aufzwingen und zieht ihn wie im Griechisch Römisch auf. Diese Art zu Ringen kommt Suleiman allerdings entgegen, denn er bückt sich nicht so gerne mit Beinangriffen. Er macht lieber Beinscheren und Feger. So fegt er seinen Gegner mehrfach mit spektakulären Angriffen von der Matte und wird Hintermann. Aber Böddeker ist stets brandgefährlich und hält dagegen. So sehen wir einen sehr ausgeglichenen Kampf, in dem ungewöhnlich viel Punkte fallen. Dem Publikum wird von beiden Seiten richtig was geboten für das Geld, ganz untypisch bei so einer schweren Gewichtsklasse. Beim Punktestand von 9:13 für den Krefelder gerät Suleiman in die Bodenlage. Und jetzt dreht Böddeker ihn durch. Einmal, zweimal und gleich noch ein drittes Mal, jetzt droht Alikhanov unter die Räder zu kommen. Obwohl er noch so deutlich geführt hatte. Aber der Krefelder ist hellwach, er greift das Bein von Böddeker, er bremst den Schwung und fängt seinen Gegner ab. Der Kirchlinder liegt jetzt in der gefährlichen Lage, jetzt ist es plötzlich mucksmäuschenstill, nachdem die Kirchlinder noch lautstark die Durchdreher ihres Mannes gefeiert hatten.
Jetzt sieht es schlecht aus für Dennis Böddeker, es sind noch zwei Minuten bis zum Ende des Kampfes, so lange kann er die Brücke bestimmt nicht halten. Und das er sich nicht raus winden kann, dafür sorgt schon der Krefelder, indem er ihn den Kopf und das Bein blockiert. So können wir den Kirchlinder live beim „sterben“ zusehen. Und dann kommt er, der heißersehnte Schultersieg! Wir können unser Glück gar nicht fassen, wir springen von den Stühlen und feiern unseren Mann!
Es steht jetzt 3:11 für unsere Mannschaft, das läuft ja super!

In 66 Kilo verliert Dmytro Kornilov für Krefeld gegen einen starken Alim Adzhiev technisch Unterlegen.

Im Frauenkampf 59 Kilo hat Eriola Hasani gegen die Krefelderin Sarina Salehi nicht den Spur einer Chance und verliert noch in der zweiten Minute auf Schulter Wir gehen mit einer komfortablen 7:15 Führung in die Pause.
In der 86 Kilo Klasse sehen wir ein unglaublich beinharten Kampf zwischen Szabolcs Hatos und Ayoub Bolakhrif für Krefeld. In der Bodenlage kann Bolakhrif sein Gegner ausheben. Er greift aber verbotenerweise das Bein.
Es gibt eine Verwarnung für „Rot“ und zwei Punkte für den Krefelder, es wird gleich weiter in der Bodenlage gekämpft. Und nun schafft Ayoub es, er hebt seinen Gegner aus und stürzt ihn über.
In der zweiten Halbzeit lässt die Kondition des Krefelders nach, er muss Federn und auch Punkte lassen. Aber er schafft es dennoch, einen 6:9 Punktesieg einzufahren.

Im 71 Kilo Kampf darauf lässt sein Bruder Amer Bolakhrif für Krefeld gegen Pascal Wittke keine Zweifel aufkommen, wer hier die Hosen anhat. Nach nur zwei Minuten und zwei Überstürzern führt der Krefelder schon 0:10. Wittke hat sich dabei scheinbar an der Schulter verletzt. Er gibt auf.

Philipp Haeffner für Krefeld muss heute für seinen Bruder Ben in der höheren 80 Kilo Klasse gegen Mohammad Hossein Heydari antreten. Aber auch in dieser höheren Klasse hat der Krefelder immer die Nase vorn und es punktet vor allem er in dieser Begegnung. Auch wenn es nicht ganz zur technischen Überlegenheit reichen soll, mit 3:11 fällt der Punktesieg sehr deutlich aus.

Pietro Sabatino muss für Krefeld heute für den verletzten Nikolai van Berkum in der 75 Kilo Griechisch Römisch Klasse antreten, obwohl er mit 67 Kilo fast 10 Kilo zu leicht ist. Das ist ihn aber egal, er lässt Moritz Antonius Toepsch keine Chance und gewinnt technisch Überlegen.

In der 65 Kilo Klasse der Frauen verliert Lina Sue Odendahl gegen Marie Steinitz auf Schulter.

Beim letzten Kampf des Tages sehen wir in 75 Kilo Freistil für Krefeld Waliullah Haqparast gegen Amir Adzhiev. Waliullah macht in der ersten Halbzeit einen hervorragenden Kampf. Er dominiert zur jeder Zeit seinen seinen Gegner, er führt 2:10 bis zur Pause. Es riecht deutlich nach technischer Überlegenheit. Doch in der zweiten Halbzeit lässt seine Kondition nach. Und in der fünften Minute kommt dann der Schreck für Krefeld. Waliullah wird geschultert. Das ist kein so schöner Abschluss für die Gäste, die Gastgeber freut es aber um so mehr. Aber wir sollten es ihnen gönnen. Zumal die Kirchlinder heute gleich zweimal so unglückliche Schulterniederlagen einstecken mussten. Da können wir als Krefelder uns nicht beklagen.

Jetzt sind die Krefelder endgültig durch mit den Gegnern aus Westfalen, ab nächster Woche kommt es knüppeldick für die Seidenstädter, denn dann müssen sie gleich in einer Woche gegen die drei stärksten Mannschaften der Liga antreten. Es werden die drei Rheinländer Konkurrenten sein. Köln Mülheim, die einen Platz in der Liga hinter Krefeld stehen, wird am 30.9 nach Krefeld kommen, am 3.10 geht es zu den Walheimern, die bisher ungeschlagen sind. Und am 7.10 kommt der Ligameister Landgraaf aus Holland nach Krefeld. In dieser Woche werden die Weichen gestellt, wer das sagen hat in der Liga.