Kirchlinde gegen Krefeld 15:28
23.9.23: Krefeld hat auch heute wieder die Hosen an
Kirchlinde, was für ein schöner Name, wie lieblich dieser Ort doch klingt. Das hört sich nach nach historischem Marktplatz mit Fachwerkhäusern an, nach blauem Himmel, nach schönen Frauen nach der schönen heilen Welt. Der Heimatdichter hätte seine wahre Freude daran. Doch ist Kirchlinde alles andere als lieblich, denn Kirchlinde ist ein Stadtteil von Dortmund und befindet sich mitten im Pott. Und der Pott kocht hier heute. Zumindest bei den Ringern. Schöne Freuen gibt es hier weniger, dafür halbnackte Männer, die sich schwitzend auf der Matte wälzen.
Wir haben im Vorfeld bedenken, ob wir es gegen diesen Verein heute schaffen können. Denn Nikolai van Berkum und Jasmina Liolios sind verletzt, Ben Haeffner kann aus beruflichen Gründen nicht kommen. Der Kirchlinder Verein hat viele stark besetzte Gewichtsklassen, ihr Tabellenstand drückt nicht die Verfassung der Mannschaft aus. Sie hatten bisher das Pech, das sie die stärksten Vereine der Liga als Gegner hatten. Dennoch lief an diesem Abend fast alles wie am Schnürchen für die Krefelder.
Und nun zu den Kämpfen. In 57 Kilo macht der jugendliche Leyan Can Colak von Krefeld ein erstaunlich starken Kampf gegen den ehemaligen Bundesligisten von Witten, Arthur Eisenkrein, der noch vor über 10 Jahren mit seinem Bruder Andreas für Krefeld in der zweiten Bundesliga angetreten war.
Leyan hält sich erstaunlich gut, Eisenkrein findet keine Mittel gegen das Krefelder Eigengewächs. Bis zur letzten Minute steht es 0:3 für den Kirchlinder, wir hatten damit gerechnet, das Can gegen diesen Übergegner sang und klanglos untergehen würde.
In der letzten Minute schafft Eisenkrein bei einen Beinangriff leider Hintermann zu werden. Und den jungen Krefelder dann ein paar Mal durchzudrehen. Das war es dann aber schon, 0:11 verliert Leyan nach Punkten. Damit hat er immerhin einen Mannschaftspunkt gerettet, das ist doch schon mal was!
Auch im Schwergewicht zwischen Ethan Louis Webster für Kirchlinde gegen Adam Bachor fluppt es wie geschmiert für Krefeld. Der Krefelder beherrscht seinen größeren und schwereren Gegner in allen Bereichen des Kampfes, er wirft einmal einen Hüftzug und kann seinen Gegner aus der Bodenlage ausheben und werfen.
Adam Bachlor ist ein sehr vorsichtiger Kämpfer. Der Volksbankangestellte geht kein großes Risiko ein, macht keine waghalsigen Experimente. Aber er ist dabei dennoch sehr erfolgreich.
Er hat bisher fast alle seine Kämpfe gewonnen und bisher in der kompletten Saison nur zwei Kampfpunkte abgegeben. Das nenne ich doch mal rentabel. Er wirtschaftet also außerordentlich effizient. Man könnte ihn also als sehr seriös bezeichnen.
Wenn ich Kunde bei seiner Bank wäre, würde ich ungesehen eine Lebensversicherung und einen Bausparvertrag bei ihm abschließen. Denn dieser Mann ist vertrauenswürdig. Und nebenbei noch unheimlich stark.
Er gewinnt verdient 0:10 nach Punkten.
Bei dem 61 Kilo Kampf zwischen Andreas Eisenkrein und Abdul-Malik Magomadov für Krefeld kocht die Halle. Denn der Kirchlinder führt in den ersten Minuten den Krefelder vor. Er stürzt ihn über und macht mit ihm am Boden, was er will. Es steht schon 15:1 für Kirchlinde, es fehlt nur ein Punkt zur technischen Überlegenheit. Wir glauben schon nicht mehr an eine Chance für unseren Mann, auch wenn wir Wissen, das es um die Kondition von Eisenkrein nicht besonders gut bestellt ist. Dann in der dritten Minute wendet sich schlagartig das Blatt. Jetzt punktet nur noch Magomadov. Bein einer Aktion fängt Malik seinen Gegner ab und befördert ihn in die gefährliche Lage. Das kann doch nicht sein, soll etwa dieser übermächtige Gegner hier am Ende noch geschultert werden? Die Krefelder Fans schreien sich die Lunge aus dem Hals, um ihren Mann zum Schultersieg zu brüllen. Und da kommt er tatsächlich: Schultersieg nach zweieinhalb Minuten! Krefeld feiert seinen Sieg frenetisch, während auf der Gegenseite bei den Kirchlinde Fans die Unterkiefer herunterklappen. Das ist natürlich unglaublich bitter, das tut weh.
Aber der Kampf des Abends ist eindeutig der folgende in der 98 Kilo Klasse zwischen Dennis Böddeker für Kirchlinde gegen Suleiman Alikhanov.
Suleiman hat gegen Dennis Böddeker noch eine alte Rechnung offen. Im Vorjahr hatte er gegen ihn noch auf Schulter verloren. Das war allerdings im griechisch-römischen Stil. Aber heute wird hier Freistil gekämpft, und Suleiman ist reiner Freistiler.
Wir sehen hier einen unglaublich spannenden und ausgeglichenen Kampf, bei dem der Krefelder meistens die Oberhand behält. Böddeker will dem Krefelder seinen Stil aufzwingen und zieht ihn wie im Griechisch Römisch auf. Diese Art zu Ringen kommt Suleiman allerdings entgegen, denn er bückt sich nicht so gerne mit Beinangriffen. Er macht lieber Beinscheren und Feger. So fegt er seinen Gegner mehrfach mit spektakulären Angriffen von der Matte und wird Hintermann. Aber Böddeker ist stets brandgefährlich und hält dagegen. So sehen wir einen sehr ausgeglichenen Kampf, in dem ungewöhnlich viel Punkte fallen. Dem Publikum wird von beiden Seiten richtig was geboten für das Geld, ganz untypisch bei so einer schweren Gewichtsklasse. Beim Punktestand von 9:13 für den Krefelder gerät Suleiman in die Bodenlage. Und jetzt dreht Böddeker ihn durch. Einmal, zweimal und gleich noch ein drittes Mal, jetzt droht Alikhanov unter die Räder zu kommen. Obwohl er noch so deutlich geführt hatte. Aber der Krefelder ist hellwach, er greift das Bein von Böddeker, er bremst den Schwung und fängt seinen Gegner ab. Der Kirchlinder liegt jetzt in der gefährlichen Lage, jetzt ist es plötzlich mucksmäuschenstill, nachdem die Kirchlinder noch lautstark die Durchdreher ihres Mannes gefeiert hatten.
Jetzt sieht es schlecht aus für Dennis Böddeker, es sind noch zwei Minuten bis zum Ende des Kampfes, so lange kann er die Brücke bestimmt nicht halten. Und das er sich nicht raus winden kann, dafür sorgt schon der Krefelder, indem er ihn den Kopf und das Bein blockiert. So können wir den Kirchlinder live beim „sterben“ zusehen. Und dann kommt er, der heißersehnte Schultersieg! Wir können unser Glück gar nicht fassen, wir springen von den Stühlen und feiern unseren Mann!
Es steht jetzt 3:11 für unsere Mannschaft, das läuft ja super!
In 66 Kilo verliert Dmytro Kornilov für Krefeld gegen einen starken Alim Adzhiev technisch Unterlegen.
Im Frauenkampf 59 Kilo hat Eriola Hasani gegen die Krefelderin Sarina Salehi nicht den Spur einer Chance und verliert noch in der zweiten Minute auf Schulter Wir gehen mit einer komfortablen 7:15 Führung in die Pause.
In der 86 Kilo Klasse sehen wir ein unglaublich beinharten Kampf zwischen Szabolcs Hatos und Ayoub Bolakhrif für Krefeld. In der Bodenlage kann Bolakhrif sein Gegner ausheben. Er greift aber verbotenerweise das Bein.
Es gibt eine Verwarnung für „Rot“ und zwei Punkte für den Krefelder, es wird gleich weiter in der Bodenlage gekämpft. Und nun schafft Ayoub es, er hebt seinen Gegner aus und stürzt ihn über.
In der zweiten Halbzeit lässt die Kondition des Krefelders nach, er muss Federn und auch Punkte lassen. Aber er schafft es dennoch, einen 6:9 Punktesieg einzufahren.
Im 71 Kilo Kampf darauf lässt sein Bruder Amer Bolakhrif für Krefeld gegen Pascal Wittke keine Zweifel aufkommen, wer hier die Hosen anhat. Nach nur zwei Minuten und zwei Überstürzern führt der Krefelder schon 0:10. Wittke hat sich dabei scheinbar an der Schulter verletzt. Er gibt auf.
Philipp Haeffner für Krefeld muss heute für seinen Bruder Ben in der höheren 80 Kilo Klasse gegen Mohammad Hossein Heydari antreten. Aber auch in dieser höheren Klasse hat der Krefelder immer die Nase vorn und es punktet vor allem er in dieser Begegnung. Auch wenn es nicht ganz zur technischen Überlegenheit reichen soll, mit 3:11 fällt der Punktesieg sehr deutlich aus.
Pietro Sabatino muss für Krefeld heute für den verletzten Nikolai van Berkum in der 75 Kilo Griechisch Römisch Klasse antreten, obwohl er mit 67 Kilo fast 10 Kilo zu leicht ist. Das ist ihn aber egal, er lässt Moritz Antonius Toepsch keine Chance und gewinnt technisch Überlegen.
In der 65 Kilo Klasse der Frauen verliert Lina Sue Odendahl gegen Marie Steinitz auf Schulter.
Beim letzten Kampf des Tages sehen wir in 75 Kilo Freistil für Krefeld Waliullah Haqparast gegen Amir Adzhiev. Waliullah macht in der ersten Halbzeit einen hervorragenden Kampf. Er dominiert zur jeder Zeit seinen seinen Gegner, er führt 2:10 bis zur Pause. Es riecht deutlich nach technischer Überlegenheit. Doch in der zweiten Halbzeit lässt seine Kondition nach. Und in der fünften Minute kommt dann der Schreck für Krefeld. Waliullah wird geschultert. Das ist kein so schöner Abschluss für die Gäste, die Gastgeber freut es aber um so mehr. Aber wir sollten es ihnen gönnen. Zumal die Kirchlinder heute gleich zweimal so unglückliche Schulterniederlagen einstecken mussten. Da können wir als Krefelder uns nicht beklagen.
Jetzt sind die Krefelder endgültig durch mit den Gegnern aus Westfalen, ab nächster Woche kommt es knüppeldick für die Seidenstädter, denn dann müssen sie gleich in einer Woche gegen die drei stärksten Mannschaften der Liga antreten. Es werden die drei Rheinländer Konkurrenten sein. Köln Mülheim, die einen Platz in der Liga hinter Krefeld stehen, wird am 30.9 nach Krefeld kommen, am 3.10 geht es zu den Walheimern, die bisher ungeschlagen sind. Und am 7.10 kommt der Ligameister Landgraaf aus Holland nach Krefeld. In dieser Woche werden die Weichen gestellt, wer das sagen hat in der Liga.
Krefeld schlägt Herdecke deutlich 11:31
Klare Sache in der Ruhrgebietsstadt
Es ist brütend heiß an diesem Samstag im September. Ein Hitzerekord folgt dem nächsten.
Derjenige, der es kann und der halbwegs bei Verstand ist, macht heute nichts. Oder besser noch, er verweilt am einem Pool. Bei einem kühlen Drink. Und rettet sich von einem Schattenplatz zum nächsten. Anders ist es heute nicht zu ertragen.
Schlapp hechelt der Hund in seinem Körbchen, er will heute gar nicht Gassi gehen.
Die Katze lässt das jagen sein und verkriecht sich in ihren dunklen Bau. Die Maus krabbelt in ihr Loch, obwohl sie heute Ruhe vor der Katze hätte.
Nur die Ringer, die können es nicht lassen. In der Sauna, pardon, in ihrer Halle plagen sie sich noch gegenseitig. Indem sie miteinander kämpfen. Ja, geht es noch? Ja, es geht. Und wie.
Ich sitze dabei und kann den Kämpfern bei einem frischen Bier beim schwitzen zusehen.
Die Hitze scheint heute den Gastgebern mehr zuzusetzen als den Krefeldern. Denn bei allen Kämpfen, die auf der Kippe stehen, gehen zugunsten der Krefelder auf. Es scheint fast so, als ob sich die Herdecker ihrem Schicksal ergeben und den Krefeldern freiwillig den Vortritt lassen.
Die ersten drei Kämpfe stehen noch die Gäste vorne. Die 57 Kilo mit Leyan Colac und das Schwergewicht mit Adam Bachor gehen technisch Unterlegen und nach Punkten verloren. Das sieht erst mal nicht gut aus für Krefeld, wenn das so weitergeht geht gewinnen wir den Mannschaftskampf heute wieder nicht, so wie in der Vorwoche schon, denke ich mir.
Als nächstes sehen wir für Krefeld Abdul-Malik Magomadov in der 61 Kilo Klasse. Der Mann ist ein Phänomen. Langsam schlurft er auf die Matte, groß und schlaksig, krumm wie ein Fragezeichen. Er scheint sich unwohl zu fühlen im Rampenlicht. Als ob man ihn gegen seinen Willen auf die Matte geschoben hätte. Mit Blick nach unten, als wüsste er nicht, was er hier zu suchen hätte. Er schaut Löcher in den Boden. Was gibt es dort nur interessantes zu entdecken, liegt da Dreck auf der Matte, sind seine Schuhe nicht in Ordnung? Er macht sich klein, als würde er sich seiner Größe schämen.
So ist Malik nun mal. Er ist keine Diva und auch keine Rampensau. Er ist mehr der Freund der leisen Töne. Er ist eher schüchtern und zudem introvertiert.
Wie ein Sport – Nert sieht er aus. Ein anti Bewegungstalent, den die Krefelder in Ermangelung eines besseren Mannes opfern. Könnte man zumindest meinen. Auf den ersten Blick
Als wolle er diesen Eindruck auch noch bestätigen, beginnt er langsam und träge wie ein Dieselmotor gegen einen starken Abdul Raise von Herdecke. So tuckert Malik gemächlich vor sich hin. Er fällt auf einen Armdrehgriff herein. Der Gegner denk sich nun, aha, der Mann ist harmlos, mit dem kann ich es machen, das wird ein leichtes Ding, das ist eine Sache von ein paar Minuten. Auch sonst wirkt Malik unterlegen. So wird das heute nichts, denke ich mir pessimistisch. Auch wenn er das Ruder bisher häufig noch herumreißen konnte. Aber er liegt bis zur fünften Minute schon 4:1 zurück, als der Gegner wegen Passivität in die Bodenlage geschickt wird.
Jetzt endlich wird Malik wach, ihm scheint der Ernst der Lage endlich aufzugehen. Der Krefelder explodiert jetzt förmlich, als würde er seinen Turbo starten. Er hebt seinen Gegner unter enormen Widerstand aus. Und er stürzt ihn über. Der Gegner versucht das abzuwehren und fasst das Bein von Malik. Das hat der Kampfrichter aber gemerkt. Es gibt einmal vier Punkte für den Überstürzer und nochmals zwei Punkte für das greifen des Beines. Jetzt führt Malik plötzlich 4:7! Der Krefelder Block tobt vor Freude. Der Herdecker muss erneut auf den Boden, weil er das Bein gegriffen hatte. Malik hebt ihn wieder aus. Und jetzt macht es Raise wieder: Er greift erneut regelwidrig das Bein von Malik, er kann es einfach nicht lassen. Doch der Kampfrichter ist hellwach und bemerkt es auch dieses Mal. Das bedeutetet die zweite Verwarnung und Disqualifikation des Herdeckers. Wir Krefelder sind außer uns vor Freude. Damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet, wir feiern unseren Mann, der es mal wieder so dramatisch gemacht hatte, lautstark in der Gästehalle.
Nach dem Sieg steht Malik kerzengerade wie ein Soldat auf der Matte und reckt seine Arme in den Himmel. Aha, siehe da, es geht auch anders. Er lässt sich vom Publikum genüsslich feiern. Ein breites Grinsen schmückt nun sein Gesicht. Zurecht, er hat es sich verdient. Und spätesten jetzt ist klar: Malik ist beileibe kein Sport Nerd. Malik ist vielmehr eine Kampfmaschine. Wie man sich doch täuschen kann.
Der 98 Kilo Freistil Kampf zwischen Mehdi Shahsavari für Herdecke und Suleiman Alikhanov ist Anfangs eine zieme zähe Angelegenheit. Der Herdecker ist ein guter Verteidiger, er lässt gegen sein fast zehn Kilo schwereren Gegner kaum etwas zu. Suleiman schafft aus dem Stand, seinen Gegner durch Beinfeger von der Matte zu wischen und Hintermann zu werden. Bis zur letzten Minute führt der Krefelder 0:5. Es ist ein komfortabler Vorsprung aber wir Krefelder hoffen auf mehr. Und in der letzten Minute zeigt uns Suleiman, was er drauf hat und dreht seinen Gegner dreimal in der Bodenlage durch zu einem 0:13 Vorsprung. Jetzt fehlen nur noch zwei Punkte zur technischen Überlegenheit. Aber der Schlusspfiff kommt dem zuvor.
Jetzt führt Krefeld zum ersten Mal an diesem Abend 5:7
Der Kampf in 66 Kilo zwischen Abdul Mateen Khaliqi für Herdecke und Dmytro Kornilov ist außerordentlich spannend, es passiert viel, die beiden Kämpfer erzielen Wertungen bei Angriffen und bei Kontern. Und alles geht so schnell, das man kaum zu folgen vermag. Am Boden kann Kornilov seinen Gegner mit einem Einsteiger in die gefährliche Lage befördern. Aber Khaliqi ist sehr beweglich und kann sich raus retten, indem er sich wieder zurück in die Bauchlage rettet. Der Krefelder versucht erneut mit dem Einsteiger seinen Gegner auf den Rücken zu wenden. Die Abwehr ist aber zu stark. Stattdessen wechselt Kornilov seine Taktik, er greift den Arm seines Gegners und rollt den Herdecker geschickt mit einem Kipper in die andere Richtung. Das wird mit zwei Punkten belohnt. Und weil es so gut funktioniert und weil er den Arm seines Gegners kontrolliert, kann er erneut kippen. Und gleich nochmal. Das sind jedes mal zwei Punkte. Bis zur technischen Überlegenheit kann der Krefelder seinen Gegner kippen. Das ist etwas gemein, zumindest für den Herdecker, aber was soll`s, für uns ist es umso schöner. Der Krefelder Block hat schon wieder Grund zu feiern!
Im Nächsten Frauenkampf 59 Kilo sehen wir für Krefeld zum ersten Mal Jasmina Liolios. Wir sehen hier im Kampf gegen Fabienne Manz eine ausgeglichene Begegnung. Zum Ende der Halbzeit wird es aber dramatisch. Bei einem Beinangriff wird Liolios abgefangen und in die gefährliche Lage befördert. Es sieht schlecht aus für die Krefelderin. Ich sehe sie schon auf der Schulter liegen. Ich wende den Kopf ab, das will ich mir nicht antun. Aber sie hat Glück. Der Pausenpfiff befreit sie aus der misslichen Lage.
Ich gebe diesen Kampf schon insgeheim für die Herdecker ab, die Krefelderin ist wegen Verletzungspech nicht gut in Form. Doch es soll ganz anders kommen. Denn Fabienne Manz kann nicht mehr antreten. Sie ist am Mattenrand fast kollabiert, sie muss von einem Ringer weggetragen werden und muss ihren Kampf aufgeben.
Nach dem Mannschaftskampf geht es ihr wieder besser. Musste sie der Hitze den Tribut zollen oder ist sie einfach nicht austrainiert?
Zur Pause steht es 5:15 für Krefeld. Da kann an diesem Abend wohl nicht mehr viel anbrennen, da können wir uns Krefelder wohl entspannen.
Nach der Pause allerdings holen die Herdecker noch mal auf. Bei der 86 Kilo Begegnung zwischen Shirkhan Guliyev für Herdecke gegen Waldemar Schäfer hat der Krefelder gegen seinen übermächtigen Gegner nicht die leiseste Chance. Vor allem am Boden rollt er ihn nach Belieben durch.
Als dann der Krefelder Pietro Sabatino gegen Yevhenii Pidlisnyi 7:1 nach Punkten verliert, kommen die Herdecker schon auf 11:15 wieder bedrohlich heran. Doch letztendlich ist es dann für die Gastgeber gewesen. Denn ab jetzt gewinnen nur noch die Krefelder.
Beeindruckend wie Ben Haeffner für Krefeld seinen Gegner Same Ullah Sidiqe in der 80 Kilo Klasse demontiert. Der Herdecker muss einen Beinangriff nach dem anderen über sich ergehen lassen, er kommt gar nicht dazu, sich zwischendurch zu sortieren. Ganz schnell rattern die Wertungen die Anzeigetafel herunter, das Kampfgericht kommt kaum mit dem zählen nach. Noch in der zweiten Minute ist es vollbracht, technische Überlegenheit!
Noch schneller macht es sein Bruder Philipp Haeffner in der 75 Kilo Klasse. Er schultert seinen Gegner Tugkagan Öztürk nach einer Minute und zwanzig Sekunden.
Eine Lehrveranstaltung im Griechisch Römisch in der 75 Kilo Klasse sehen wir vom Krefelder Amer Bolakhrif gegen David Mkrtchyan. Der Krefelder wirbelt seinen Gegner schwindelig zur technischen Überlegenheit!
Das war es an diesem Abend, eine eindrucksvolle Vorstellung geht zu Ende. Die Krefelder gewinnen verdient und sind nach dem vierten Kampftag auf dem vierten Platz der Tabelle.
Auch die zweite Mannschaft von Krefeld hat in Hückelhoven deutlich mit 16:40 gewonnen.
Germania Mädchen holen Medaillen!
Beim Ringer Turnier zu gedenken an Hermann Schwindling im Saarländischen Riegelsberg holten Krefelder Athletinnen unter ihrem Trainer, dem Olympia-Vater Georg Focken, einige gute Platzierungen.
Bei den Schülerinnen gab es folgende Ränge: Lea Schiller holte Gold in 22 Kilo, ihre Schwester Zoe Schiller wird vierte in 38 Kilo, Viktoria Petrova holt die Silbermedaille in 34 Kilo
Bei der weiblichen Jugend gab es folgende Platzierungen: Alisa Selevech 3.Platz in 53 Kilo und Sarina Salehi wird zweite bei starker Konkurrenz in 57 Kilo. Sie verlor nur gegen die zweite deutsche Meisterin Samira Wissel knapp nach Punkten.
Bei den Vereinswertungen holten Schülerinnen sich die Krefelder den dritten Platz, bei der weiblichen Jugend immerhin noch den sechsten.
Eyüp Ibrahim Yildirim gewinnt sensationell Silber bei den Deutschen!
Eyüp Ibrahim Yildirim startete dieses Wochenende bei den Deutschen B Jugend Freistil Meisterschaften in Frankfurt Oder als Ringer der Krefelder Germanen. Man wusste, dass der junge Athlet ein gutes Wörtchen in der nationalen Spitze mitreden könnte. Aber das hatte keiner auf dem Plan: Bei seinen ersten „Deutschen“ holte er sich gleich Silber.
Am Freitag schon gewann er deutlich nach Punkten 8:2 gegen Lean Fries aus Hüttigweiler.
Am Samstag ging es gleich locker weiter für den Germanen, er bezwang Sasun Kirkoroglu aus Nürnberg sogar technisch Überlegen. Gegen Marcel Maximilian Kunst aus Fellbach war Eyüp ähnlich drückend überlegen, der Krefelder war zu keiner Zeit des Kampfes gefährdet und holte sich einen klaren 10:0 Punktesieg.
Bei seinem letzten Kampf des Tages hatte er mit Emin Letaiev aus Nürnberg den wohl stärksten Gegner seiner Gruppe. Hier konnte man zwei fast gleich starke Kämpfer auf Augenhöhe kämpfen sehen. Und bei solchen Kämpfen passiert naturgemäß nicht viel, es wird abgetastet, geblockt und gelauert. Aber Eyüp ist in glänzender Form und verteidigte einen knappen 4:1 Punktevorsprung bis zum Ende. Damit war er im Finale!
Eyüp Yildirim ging mit weichen Knien und breiter Brust zu seinem letzten Kampf am Sonntag Morge. Stolz darf er auch sein, denn soweit kommen nur ganz wenige. Genau gesagt, so weit kommen nur die Besten.
Und alle schauen zu. Alle sind sie neidisch. Kein Wunder, denn jeder möchte jetzt hier auf der Matte stehen, jeder will in das Finale. Aber alle sind auch voller Ehrfurcht und voll vor Respekt vor dieser Leistung. Und deswegen ist es jetzt ganz still in der Halle. Mucksmäuschenstill. Fast wie in einer Kirche. Aber nicht lange, als der Kampf beginnt, wird heftig angefeuert.
Gegen Ruwen Hund aus Bayenfurt sieht es anfangs noch sehr gut aus für den Krefelder, der sich lange gegen seinen Süddeutschen Gegner wehrt und mit einer 2:0 Führung vorne liegt. Doch dann bricht die Gegenwehr des Krefelders ein, Ruwen Hund besiegt Eyüp letztendlich technisch unterlegen.
Aber das ist überhaupt kein Problem, im Gegenteil, die Silbermedaille ist ein unglaublicher Erfolg für den Athleten und für den Verein Germania Krefeld.
Und ganz nebenbei sind Eyüp Yildirim und der Rheinbacher Hamsa Suleimanov die einzigen, die eine Medaille aus NRW mit nach Hause bringen. Damit retten die beiden Athleten die Ehre der Freistil Ringer aus dem am dichtesten besiedelten Bundesland!
Das derart dominante Auftreten des Krefelders Jugendlichen bei dem höchsten nationalem Wettbewerb mag auf dem ersten Blick überraschen. Aber in Nachhinein betrachtet ist es die klare Folge seines konsequentes Trainingsfleiß. Zudem wird da wohl die gesunde Konkurrenz zu seinem älteren Bruder Ziya, der ebenfalls Ringer bei Germania ist und der bei den deutschen A Jugend Meisterschaften vor zwei Wochen gestartet war, einen Teil zum Erfolg beigetragen haben. Und letztendlich ist es natürlich das Resultat seines ausgeprägten Bewegungstalentes.
Sein Erfolg erinnert sehr an das Abschneiden seines Teamkollegen Leyan Colack, der vor zwei Jahren in der gleichen Gewichtsklasse ebenfalls in der B Jugend ins Finale eingezogen war und deutscher Meister werden konnte. Solche Erfolge kann ein Verein statistisch gesehen, wenn es gut läuft, alle paar Jahrzehnte für sich verbuchen. Aber in diesem Falle werfen wir die Statistik gerne über den Haufen!
Einladung Jahreshauptversammlung
Leyan Can Colak erkämpft sechsten Platz bei den „Deutschen“
Bei den A Jugend Freistil Meisterschaften im Ringen im sächsischen Werdau holte sich Leyan Can Colak von den Krefelder Germanen den sechsten Rang.
Der sechste Platz stellt für Leyan wohl eine Enttäuschung dar. Aber die Konkurrenz in der höheren 55 Kiloklasse, in die er dieses Jahr aufgestiegen ist, ist um einiges stärker aufgestellt. Und nicht nur Quantitativ, er hatte sage und schreibe 24 Gegner in seiner Klasse.
Dabei lief es anfangs wie geschmiert für den Krefelder. Am Freitag gewann er technisch Überlegen gegen Andreas Hocheder aus Bayern. So ging es gleich am Samstag weiter. Mit technischen Überlegenheiten demontierte er seine folgenden Gegner Darian Fett aus Nordbaden, Andreas Geis aus Niedersachsen und Furkan Karakaya aus Nordbaden. Es flutschte für Leyan, es lief einfach zu gut für den Krefelder. Bei den nächsten Kämpfen wurde die Luft allerdings dünner in seiner Gruppe, die schwächeren Konkurrenten waren bereits aus dem Rennen.
Im Viertelfinale gegen Nico Altmeyer war sich Leyan seiner Sache wohl schon zu sicher. Fünf zu Null führte er. Bisher konnte er gegen den Saarländer immer gewinnen, daher ließ wohl die Konzentration nach. Das ist gefährlich beim Ringen, das kann sich bitter rächen. Und so geschah es auch, durch eine Unaufmerksamkeit der Krefelders holte sein Gegner auf. Und dann kurz vor Schluss konterte der Gegner zum 9:10 denkbar knappen Punktesieg.
Seinen nächsten Kampf gegen Konstantin Valassis aus Berlin verlor er ebenfalls knapp nach Punkten 2:5. Damit war ihm der Griff nach einer Medaille verwehrt.
Am Sonntag dann folgte der Kampf um Platz Fünf gegen den aus der Nachbarschaft Essen stammende Hidayet Serin. Hier präsentierte sich Leyan in schlechter Verfassung, Saft und Kraftlos musste er sich gegen den Ruhrgebietsstädter mit einer 1:10 Punkteniederlage geschlagen geben.
Das ist hart, da muss man sich erst einmal wieder fokussieren. Denn Colac ist erfolgsverwöhnt. Er hat bei seinen zwei deutschen Meisterschaft bisher eine Gold-und eine Silbermedaille vorzuweisen. Aber so ist der Sport, man kann nicht immer gewinnen, es ist eine Übung in Demut und Fairness.
Diese Platzierung ist beileibe kein Beinbruch, denn Leyan befindet sich erst im zweiten Jahr der A Jugend. Das heißt, er hat nächstes Jahr nochmal die Chance, in das Geschehen in der Altersklasse einzugreifen und um eine Medaille zu kämpfen.
Leyan Colak ist eben doch nur ein Mensch und keine Maschine. Diese Erkenntnis musste man nach der diesjährigen „Deutschen“ aus Werdau mitnehmen.
Der Germane Ziya Selahattin Yildirim startete bei diesem Wettkampf in der gleichen Gewichtsklasse mit Leyan. Er ist noch Neuling bei den Deutschen Meisterschaften und musste Lehrgeld zahlen. Nach zwei verlorenen Kämpfen war für ihn das Turnier beendet.
Der ebenfalls für Germania Krefeld startende Symeon Mouratidis holte bei den deutschen Meisterschaften A Jugend Griechisch Römisch Meisterschaften im schwäbischen Spaichingen in der 55 Kilo Klasse am selben Wochenende den 17 Rang.
Sensationelle Bronzemedaille für Symeon Mouratidis bei Griechischen Meisterschaften
Damit hatte keiner gerechnet: Symeon Mouratidis vom Krefeld Ringerverein Germania gewann bei den Griechischen Meisterschaften im Klassischen Ringen dieses Wochenende bei den A Jugendlichen in der Stadt Larisa in der 57 Kilo Klasse den dritten Platz. Diese Platzierung darf deswegen als sensationell eingestuft werden, da der 14 Jährige Symeon gerade erst dieses Jahr in die A Jugend aufgestiegen war. Das heißt, er musste gegen teilweise drei Jahre ältere Gegner kämpfen. In diesem Alter bedeutet dieser Altersunterschied einen enormen Nachteil.
Daher ist Symeon im Vorfeld eigentlich ohne große Erwartungen mit seinen Eltern nach Griechenland gereist. Es sollte ein Kurzurlaub werden, bei dem man den Wettkampf als kleines Urlaubs-Schmankerl mitnehmen wollte. Mehr nicht. Das dabei sogar noch eine Medaille rausspringen würde, damit hatte man im Vorfeld nur zu träumen gewagt.
Seine Teilnahme bei den griechischen Meisterschaften ist nur der Tatsache zu verdanken, das der Krefelder Ringer zwei Staatsangehörigkeiten besitzt. Er kann also an zwei Nationalen Meisterschaften teilnehmen, demnächst wird er bei den „Deutschen“ im schwäbischen Dürbheim Ende des Monats für NRW antreten, dem Bundesland, bei der er Landesmeister geworden war.
Das Turnier verlief für Mouratidis ganz nach Maß. Er siegte zweimal technisch Überlegen und einmal auf Schulter, bis er leider im Halbfinale hauchdünn 9:9 nach Punkten verlor. Der Sieg ging deshalb an seinen Gegner, da er die Letzte Wertung erzielte.
Im darauf folgenden kleinen Finale um den dritten Platz bezwang Mouratidis seinen Gegner sogar auf Schulter. Das bedeutete die Bronzemedaille!
Dabei bestand bei Symeon die Gefahr, dass er die Wettkämpfe nicht durchstehen konnte: Eine blutende Wunde am Kopf brach immer wieder auf, der Arzt wollte den Kampf schon abbrechen. Er entschied sich zum Glück anders. Schön für Symeon Mouratidis.
Mit dieser hervorragenden Platzierung hat sich Mouratidis ganz nebenbei für die Griechische Nationalmannschaft qualifiziert. Sein erster internationaler Einsatz im Griechischen Nationaltrikot wird die Balkan Meisterschaften in Serres bei Thessaloniki sein.
Ärgerliche Niederlage zum Haareraufen
Germania Krefeld Gegen Aachen Walheim 19:24
Die Germanen lagen klar auf Erfolgskurs. Doch einer Unaufmerksamkeit von Nikolai van Berkum mit einer Schulterniederlage bricht den Krefeldern das Genick. Sonst hätte es an diesem denkwürdigen Ringer Abend für Krefeld wohl wieder knapp, aber gerade so gereicht.So, nun die Kämpfe im einzelnen: 57 Kilo verliert Leyan Can Colak in der ihm fremden Stilart 0:13. Besser läuft es im Schwergewicht für Mohammed Jamshidi der zum ersten Mal für Krefeld schafft, den zähen Gummimann Marco Kreutz 16:8 zu schlagen. Schade, der Krefelder war haarscharf an einer technischen Überlegenheit, doch am Ende hat Jamshidi konditionelle Probleme. In der 61 Kilo Klasse stehen sich für Krefeld Dmytro Kornilov gegen Asadula Karimov gegenüber. Hier haben wir für den Neu Krefelder keine hohen Erwartungen, zumal der Walheimer schnell in Führung geht. Aber Kornilov kann sich behaupten und punktet ebenfalls. In der vierten Minute kommt es bei einem Beinangriff des Krefelders zu einem chaotischen Gerangel. Der Gegner kontert, Dmytro versucht, die Hintermannposition zu erreichen und zieht an dem Bein. Die beiden sind verknotet zu einem unübersichtlichen Wirrwarr aus Körperteilen. Man kann gar nicht mehr erkennen, welche Glieder zu wem gehören. Aber Dmytro hat Profit aus diesem Durcheinander gezogen, er hat den Kopf mit einem Bein zu packen bekommen: Er hat ein Paket geschnürt, aus dem Karimov nicht mehr rauskommt. Und jetzt geht alles ganz schnell, die Krefelder fangen an zu jubeln, denn sie wissen, was jetzt folgen wird. Dmytro wendet seinen Gegner auf den Rücken, der Walheimer hat da keine Abwehrmöglichkeit, wie schön ist das denn, er schultert ihn, das hatte keiner auf der Rechnung! Die Fans fangen an zu tanzen und liegen sich in den Armen, die Halle steht Kopf, denn das ist die ganz große Überraschung des Tages.In der 98 Kilo Klasse muss heute Suleiman Alikhanov in der fremden Stilart Griechisch Römisch gegen Vitali Stotskii kämpfen. Dafür schlägt er sich gut, er verliert nur knapp nach Punkten 0:2. Das gibt lediglich einen Punkt für Walheim, da hält sich der Schaden in Grenzen. In der 66 Kiloklasse muss Abdul-Malik Magomadov zum ersten Mal in der nächsthöheren Gewichtsklasse antreten. Daher sind in diesem Kampf die Erwartungen nicht zu hoch geschraubt. Doch gegen seinen um mehrere Kilo schwereren Gegner Bohdan Tarasov lässt sich Malik nicht unterkriegen. Im Gegenteil, er lässt ihn mit seinen Kamikazewürfen fliegen.Wir staunen nicht schlecht, die vierer Wertungen purzeln nur so dahin. In der dritten Minute, Malik führt fast schon technisch Überlegen, erlöst er uns mit einem Schultersieg nach einer Suplex! Die Krefelder haben schon wieder was zu feiern, zwei so schöne Überraschungen, das läuft heute ja wie am Schnürchen. Jetzt führt Krefeld 13:4, vor der Pause, das sieht doch schön aus. Wunderschön, ich kann mich gar nicht sattsehen an diesem Zwischenstand auch wenn es nur eine Momentaufnahme ist.Nach der Pause geht es mit 86 Kilo weiter. Hier hat Ben Haeffner mit Umar Veliyev einen optisch sehr starken Gegner, der fast sechs Kilo schwerer ist als Ben. Wie aus Stein gemeißelt sieht er aus, sehr kompakt und der Körper ist und ganz und gar verbeult mit Muskeln. Dazu kann der Mann auch noch ringen, er ist sehr beweglich und technisch ausgebufft. Aber Ben lässt sich nichts gefallen, die Führungen wechseln hin und her. Einen sehr hochwertigen Kampf sehen wir und spannend ist er zumal. Bis zur letzten Minute führt Ben sogar 8:6. Leider lässt er sich die Butter noch vom Brot nehmen und verliert letztendlic⁷h 8:10. Das ist nicht schlimm, das bedeutet nur einen Punkt für Walheim, es steht jetzt 13:5 für Krefeld.Die Frauenkämpfe folgen. Lena Sue Odendahl schultert in der 59 Kilo Klasse ihre Gegnerin. Das gibt leider nur zwei Punkte für beide Mannschaften.Bei dem Frauenkampf 64 Kilo gibt es leider die volle Wertung für die Mannschaft. Hier verliert Levinay Colak gegen die Vizeweltmeisterin von 2021, Nina Hemmer auf Schulter. Es steht jetzt 15:12 für Krefeld, der Vorsprung schmilzt dahin.In der 71 Kiloklasse hat Philipp Haeffner von Krefeld Pech, den besonders starken Ibragim Veliev als Gegner zu haben. Wir hatten damit gerechnet, das der starke Erstliga-Ringer in 75 Kilo starten würde. Und hatten Philipp vier Kilo abnehmen lassen. Diese Rechnung ist nicht aufgegangen, Philipp musste umsonst leiden und hungern. Der Kampf ging wie vorhergesehen aus. Der Krefelder verliert technisch unterlegen, da ist nichts zu machen für Haeffner auch wenn er noch so beherzt kämpft. Jetzt führen die Walheimer 15:16. Aber wir haben ja noch ein paar Asse im Ärmel. So zum Beispiel Nikolai van Berkum, der seit zwei Jahren mittlerweile ungeschlagen ist. Er kämpft heute gegen Maximilian Otto, der ebenfalls blendend in Form ist und die ganze Liga in Angst und Schrecken versetzt. Allerdings im Freistil, hier muss jetzt Griechisch Römisch gekämpft werden.Es läuft alles wie üblich, Nikolai ist im Kampf überlegen und sammelt fleißig Punkte. In der zweiten Minute steht es bereits 5:1 für den Krefelder, wir lehnen uns entspannt zurück und warten darauf, das Nikolai den Kampf zwar unspektakulär aber sicher über die Zeit schaukeln und gewinnen wird. Wie üblich, wie wir es seit zwei Jahren schon von ihm kennen. Da kann man sich drauf verlassen. Denken wir uns und haken den Kampf insgeheim schon als gewonnen ab. Doch in der zweiten Minute wird Nikolai übermütig, er zieht, sei es, weil er dem Publikum, etwas bieten will oder weil er denkt, mit einem Freistiler kann er es machen, auf jeden Fall zieht er einen schlecht gegriffenen Überstürzer. Und jetzt geht alles ganz plötzlich. Otto fängt ihn ab und wendet van Berkum auf den Rücken. Er wird geschultert! Ich will es gar nicht sehen, nein, das ist das Ende für uns heute, verdammt, verdammt verdammt! Da machen heute alle anderen Männer alles richtig, alles läuft wie am Schnürchen und ausgerechnet unser zuverlässigste Mann vermasselt es heute. Das ist die bittere Ironie des Schicksals!Diese Kröte müssen wir dennoch schlucken, es steht jetzt 15:21 für Walheim, sie enteilen uns davon. Dann kommt aber noch ein Highlight aus Krefelder Perspektive in der 75 Kilo Griechisch Römisch Klasse. Ayoub Bolakhrif wird für Krefeld erst zum zweiten Mal dieses Jahr eingesetzt. Sein Gegner Sasan Bavandpor ist ein harter Brocken, wir kennen ihn vom Hinkampf, da konnte Nikolai van Berkum ihn nur ganz knapp nach Punkten besiegen.Doch Ayoub scheint blendend in Form zu sein, er setzt ihn unter Dauerdruck, dem Walheimer bleibt nur passiv ringen über. Das sieht auch der Kampfrichter so und schickt den Gast auf den Boden. Hier hebt Ayoub ihn aus und stürzt ihn über. Und obwohl der Walheimer sein Bein einsetzt, das macht Ayoub doch gar nichts aus, er wirft ihn einfach auf einem Bein, des andere, eingeklemmte Bein schleudert er mit hoch. Es geht gleich weiter mit dem Ausheben, jetzt spielt Ayoub Jojo mit ihm. Doch Bavandpor setzt wiederum sein Bein ein. Das gibt eine Verwarnung für ihn und zwei Punkte für Bolakhrif. In der zweiten Halbzeit bekommt der Krefelder die Hüfte von Bavandpor zu fassen. Und hui, so schön und hoch fliegt der Walheimer zugleich bei einem Überstürzer. Das sieht man gerne, das kommt an, die Halle tobt vor Freude. Dann fehlen nur noch zwei Punkte, die holt sich Ayoub sich, indem er ihn raus schiebt, das ist die technische Überlegenheit. Die Krefelder feiern, obwohl sie wissen, der Kampfabend wird letztendlich wohl verloren sein. Das ist in diesem Augenblick aber egal, dieser Sieg ist tröstlich für die vorausgegangene Schlappe und gut fürs Selbstbewusstsein! Es steht jetzt 19:21, da ist natürlich noch alles offen in dem letzten Kampf 75 Kilo Freistil. Aber der für Krefelder startende Jakub Marchlewski war monatelang verletzt, zudem ist er kein Freistiler. Und Michael Otto ist einer der besten in der Liga. Und so kommt sie folgerichtig und unabwendbar, die 0:11 Punkteniederlage. Trotz der Niederlage war die Stimmung wieder unfassbar gut in der Halle auf der Felbelstrasse, Gäste aus Mülheim dazu: „Wir kommen wieder, das ist viel besser als in Essen Dellwig.“ Obwohl dort zweite Liga geboten wird! Unter den Anwesenden heute auch eine Olympiasiegerin: Aline Focken Rotter ist heute mit ihrem kleinen Sohn und Ehemann angereist. Diese Niederlage heute ist kein Beinbruch, sie ist vielmehr eine Standortbestimmung für die Krefelder, über die man nach dem Tag heute mit Fug und Recht behaupten kann, das sie sich gegen alle Mannschaften in der Oberliga gut behaupten und auch gewinnen können. Wie auch heute gegen die wohl stärkste Mannschaft der Liga, wo alles Möglich gewesen war. Das macht Hoffnung für die in ein paar Wochen vor uns liegenden Play-Offs. Die zweite Mannschaft hat in der Bezirksliga hingegen gegen Hückelhoven 39:26 gewonnen. Kurios war, das die Krefelder Mannschaft keinen Kampf auf der Matte gewinnen konnten. Die Gäste hatten kaum Kämpfer aufzubieten. Und die Angetretenen waren zum Teil dann auch noch verletzt.
Germania Krefeld gegen Köln Mülheim 20:18
3.10.2022: Glücklicher Sensationssieg
Die Krefelder schlagen sensationell den Tabellenführer! Jetzt meldet sich Krefeld nach der Schlappe gegen Landgraaf zwei Tage zuvor wieder eindrucksvoll zurück.Keiner hatte heute mit einem Sieg gerechnet. Denn die Kölner haben bisher noch keinen Kampf verloren, dem Papierformat nach hätte Krefeld heute keine Chance. Aber das ist die Theorie, die hilft einem bei dem Ringern auch nicht weiter, die Wahrheit finden wir auf der Matte. Der Start der ersten beiden Gewichtsklassen ist gleich ein Flop: Leyan Can Colak verliert in der 57 Kilo Klasse den Auftaktkampf 0:12 nach Punkten, Nigel Weber verliert im Schwergewicht technisch unterlegen. Aber der Schultersieg von Abdul-Malik Magomadov in der 61 Kilo Klasse lässt die Krefelder wieder ran kommen. Da die Kölner in der 98 Kiloklasse keinen Kämpfer stellen, kehren sich die Vorzeichen um. Plötzlich führt Krefeld mit 10:7 in der Mannschaftswertung. Ein Schock, als Dmytro Kornilov in der 66 Kilo Klasse geschultert wird. Denn der Neu-Krefelder hat bis zu diesem Zeitpunkt auf Augenhöhe gegen Abdullah Sulejmanov gekämpft, es blieben nur noch 15 Sekunden bis zum Kampfende.
Ausgerechnet vor der Pause erhalten die Krefelder so einen Dämpfer. Das ist die bittere Seite des Ringens, die Stimmung ist dementsprechend, denn wir wissen, heute können wir uns nicht so eine Schlappe leisten.Nach der Pause geht es weiter in einen sehr spannungsarmen Kampf in 86 Kilo, in dem der Krefelder Waldemar Schäfer zu keinem Zeitpunkt des Kampfes gefährdet ist und den er sicher 4:0 nach Punkten gewinnt. Bei beide Frauenkämpfen gibt es Niedrlagen, in 54 Kilo verliert Lina Sue Odendahl 0:9 nach Punkten, Levinay Colak verliert gegen die deutsche Meisterin Alisha Sevim Yavuz 5:14. Die Krefelderin kann in der ersten Runde gegen die deutsche Meisterin noch voll mithalten, man kann keinen Klassenunterschied ausmachen. Es steht 3:4 bis zur Pause, alles ist noch offen. Doch Levinay kann das Tempo nicht durchstehen, sie bricht konditionell ein. Kein Wunder, schließlich musste sie ein Jahr verletzt aussetzen.
Der härteste Kampf des Abends ist eindeutig der 71 Kilo Kampf zwischen Amer Bolakhrif für Krefeld und Famil Hiulmamedov. Der Kölner geht von der ersten Sekunde an ein irrsinniges Tempo an, Amer wird buchstäblich überrollt. Ihm bleibt nur noch der Rückwärtsgang. Er muss mehrfach die Matte verlassen, um Griffe zu verhindern. So habe ich unsere Athleten noch nie in Not gesehen, schließlich gehört er in der Oberliga mit zu den stärksten Griechisch Römisch Kämpfern. Wo haben die Kölner nur diesen Mann her, ich recherchiere kurz im Internet: Aha, Famil Hiulmamedov ist ukrainischer Nationalringer, das erklärt einiges. Hiulmamedov schubst Amer ein paar Mal am Mattenrand heraus, so heftig, er landet in den vorderen Publikumsrängen. Es werden Kopfstöße verteilt, es wird sich nichts geschenkt. Bis kurz vor der Pause steht es 2:11 für den Kölner, alle stellen sich auf eine technische Überlegenheit ein. Als der Kölner Bolakhrif ein weiteres Mal schubst, gerät der Krefelder außer Kontrolle. Denn der Kölner schreit Amer dabei noch an. Der Krefelder ist dermaßen außer sich, so habe ich ihn noch nie erlebt. Dann gibt es einen körperlichen Übergriff. Hier gehe ich aus gegebenen Anlass nicht ins Detail. Der Kampfrichter zieht die rote Karte. Klar, Amer wird disqualifiziert. Das war es für uns, denken wir uns, das war es mit dem Mannschaftskampf für Krefeld heute, der ist verloren, wie schon am Samstag, jetzt können wir einen möglichen Sieg vergessen, gute Nacht! Doch dann gibt der Hallensprecher durch, das auch Hiulmamedov eine rote Karte erhalten hat. Ich frage mich, was das für die Mannschaftswertung bedeutet und schaue auf die Anzeigetafel: Tatsächlich, dieser Kampf wird nicht gewertet, als ob es ihn gar nicht gegeben hätte. Das ist letztendlich ein unverschämtes Glück für Krefeld.
Im folgenden 80 Kilo Kampf von Ben Haeffner für Krefeld die Stimmung ausgelassen. Gegen Nikolay Nikolaev Zhelev lässt er keinen Zweifel an den Kräfteverhältnissen auf der Matte aufkommen. Bei diesem Kampf kann man sich entspannt zurücklehnen, bei dem all inclusive Programm von Ben Haeffner. Er walkt seinen Gegner nach alter Haeffner Manier kräftig durch. Es wird pausenlos gewirbelt, geworfen, gefegt und am Boden mitunter sogar geschraubt. Die Beine hochlegen könnte man und sorglos sein Bierchen weiter trinken. Das war in einigen anderen Kämpfen zuvor nicht möglich, hier sieht man schnell, da kann nichts anbrennen für Krefeld. Aus der sicheren Komfortzone des Zuschauerraums heraus können wir live dabei zuschauen, wie der Kölner nach allen Regeln der Kunst demontiert wird. Das gefällt dem Publikum natürlich, da kommt Freude auf.Leider geht diese Zeit recht schnell vorbei, die technische Überlegenheit von Ben fällt noch in der ersten Halbzeit.
Jetzt führen die Krefelder um einen Punkt 18:17. Das sieht nicht schlecht aus. Aber Montag hatten wir zu diesem Zeitpunkt einen ähnlichen Punktestand, da reichte es aber nicht zum Mannschaftssieg. Und wir wissen nicht, ob die Kölner noch ein paar unangenehme Überraschungen parat haben. Und siehe da, Philipp Haeffner bekommt als Gegner Sakhil Hiulmamedov in der 75 Kilo Freistil Klasse. Wir können davon ausgehen, das es der Bruder des ukrainischen Nationalringers ist, einerseits wegen des identischen Nachnamens, anderseits auch wegen der Ähnlichkeiten im Gesicht. Wir können nur hoffen, das er nicht das internationale Klasseformat seines Bruders hat. Schon in den ersten Sekunden ist es zu befürchten, denn er überrascht Philipp mit einem Beinangriff. Jetzt ist wieder Schluss mit dem entspanntem Chillen beim Zuschauen, jetzt ist nervöses Fingenägelknabbern angesagt. Hoffentlich gerät Philipp nicht unter die Räder, wie soeben Amer. Die Spannung in der Halle kann man förmlich riechen. Philipp kann zum Glück mithalten, er holt auf. Er kämpft sehr beherzt, auf jeden Angriff reagiert er hellwach und kann teilweise überraschend kontern, das macht Freude beim Zusehen. Bis zur vierten Minute führt der Krefelder. Wir trauen uns kaum, laut zu jubeln, wir haben Angst vor bösen Überraschungen. Wir wollen es nicht heraufbeschwören. Und siehe da, kurz vor Ende verliert Philipp noch einen Punkt und liegt hinten in der Wertung. Das bleibt der Endstand, 6:7 verliert Philipp denkbar knapp. Das ist nicht schlimm, das gibt nur einen Punkt für Köln, es steht also 18:18 unentschieden für die Mannschaften.
Die Entscheidung fällt also wieder auf den letzten Kampf, Nikolai van Berkum für Krefeld gegen Radu Placinta in 75 Kilo Griechisch Römisch. Die Spannung steigt. Die Luft ist zum zerbersten gespannt, puh, hier findet man keine Ruhe. Für Herzkranke sind solche Abende nicht zu empfehlen, zu viel Stress für empfindliche Menschen. Wir wissen auch in diesem Falle nicht, mit was für einen Kämpfer wir es auf der Gegenseite zu tun haben. Die Statistik zeigt, er ist bisher unbesiegt in der Oberliga. Aber das ist Nikolai auch, also können wir noch hoffen. Es ist kein schöner Kampf, den wir hier sehen. Keiner will etwas riskieren, zu viel steht auf dem Spiel. Schön an diesem Kampf ist vor allem, das Nikolai in jeder Situation die Oberhand behält. Er gewinnt 10:3 nach Punkten! Und jetzt steht die Halle Kopf, jetzt darf der Jubel raus, nun ist es amtlich, das kann man uns nicht mehr nehmen, der Mannschaftskampf ist gewonnen! Na bitte, es geht doch noch. Damit hatte keiner gerechnet, selbst die kühneren Optimisten nicht unter uns. Und nun liegt Krefeld wieder im Rennen, sie stehen tatsächlich nach der Hinrunde auf dem zweiten Platz der Liga punktegleich hinter Köln laut der Tabelle. Und es müsste sogar die Tabellenführung sein, weil der direkte Vergleich bei Punktegleichheit zählt. Aber die Tabellensituation ist eh nur eine Momentaufnahme, da es noch zwei Frauen Nachholkämpfe geben wird. Denn Nina Hemmer von Walheim konnte bei den Mannschaftskämpfen wegen der Weltmeisterschaften nicht antreten. Wenn sie die Nachholkämpfe gegen Köln und Krefeld deutlich gewinnen sollte, wovon auszugehen ist, werden beide Vereine ihren Kampf nachträglich noch verlieren. Die zweite Mannschaft verliert leider relativ knapp 29:35 gegen die Reservemannschaft von Merken. Die Krefelder konnten allerdings nur zwei Kämpfe gewinnen, die meisten Punkte für Krefeld wurden auf der Waage erkämpft. Gewonnen haben Ayoub Bolakhrif in 75 Kilo auf Schulter und Mahmoud Ramadan technisch Überlegen in der 98 Kilo Klasse.Am nächsten Samstag geht es wieder weiter mit dem nächsten Heimkampf, dann wird die Rückrunde gegen Aachen Walheim eingeleitet. Die zweite Mannschaft kämpft gegen Hückelhoven. Felbelstraße 24, ab 18 Uhr.
Tragische Niederlage für Germania
Germania Krefeld Landgraaf 24:25
Damit hatten wir nicht gerechnet, das war ärgerlich. Denn gegen Landgraaf zu verlieren hatte man nicht auf dem Plan, weil der holländische Verein schien nach der Papierform ein leicht zu besiegender Gegner zu sein. Dann doch noch mit nur einem Pünktchen zu verlieren tut noch extra weh, nur ein Pünktchen, im Nachhinein fragt man sich, wo hat man das Pünktchen zu viel verloren, wen kann man verantwortlich machen für diese Panne?
Beklagen können wir uns Krefelder beileibe nicht, im Jahr zuvor hatten wir die meisten unserer Kämpfe genauso hauchdünn gewonnen. Und so können wir diese Niederlage getrost als statistischer Ausgleich zum Glück im Vorjahr verbuchen, vielleicht tut es dann nicht ganz so weh.
Und nun zum Kampf:
Die Begegnung beginnt schon schlecht in der vorgezogenen 86 Kilo Klasse. Waldemar Schäfer von Krefeld verliert technisch Unterlegen gegen Moein Mohseni. Er verliert vor allem, da er in der Bodenlage mehrfach durchgedreht werden kann.
Der Kampf des Tags sehen wir in der 57 Kilo Klasse. Für Krefeld steht Leyan Can Colak auf der Matte. Sein Gegner Hamza Jalrizi ist tatsächlich mal leichter als unser Mann. Mit 53 Kilo hat der Holländer zwei Kilo weniger Gewicht. Aber deswegen ist Jalrizi noch lange kein Fallobst. Leyan taucht blitzschnell ab, ist blitzschnell hinter seinem Gegner, doch der wendet sich ebenso blitzschnell wieder ab. Das geht alles so rapide, man kommt bei diesen Leichtgewichten mit dem sehen kaum nach. In einer Situation wird es für Colak kritisch: Leyan hält seinen Gegner in der Kopfklammer, Jalrizi klammert die Arme des Krefelders und kann ihn tatsächlich auf den Rücken wenden. Jetzt wird es brandgefährlich für Colak, zum Glück ist er sehr gelenkig und kann sich befreien. Aber Leyan greift weiter an und kommt durch, wenn auch nur mühsam. Der Kampf ist äußerst ausgeglichen und daher unglaublich spannend. In der zweiten Halbzeit flutsch es besser für Leyan, er greift weiterhin viel an. Seine Angriffe werden stark gekontert, die beiden verknoten sich zum wirren Gliederknäuel. Doch Leyan gewinnt stets die Oberhand. In den letzten Sekunden erwischt Colak seinen Gegner kalt mit einem Doppelbeinangriff, wirft ihn auf dem Rücken und hier hat er die Möglichkeit zu schultern: Wir schauen auf die Matte und gleichzeitig auf die Uhr, es sind nur noch ein paar Sekunden. Das Publikum brüllt wie besessen, sie wollen ihn, den Schultersieg. Leyan arbeitet sich zur Schulter hoch und es fehlt wirklich nicht viel. Aber es ist zu spät, schade, es reicht nicht zum Schultersieg. So gewinnt Leyan letztendlich deutlich 17:8 nach Punkten.
Im Schwergewicht steht für Krefeld der Suleiman Alikhanov gegen Iman Bahramsari im Griechisch Römischen Stil auf der Matte. Obwohl der Krefelder Freistilspezialist ist, lässt er seinen Gegner schlecht aussehen und wird bei einem Rumreißer Hintermann. Es steht 3:0 bis zur Pause, das sieht doch ganz passabel aus. In der Bodenlage dreht der Holländer Suleiman durch. Bei der zweiten Rolle kann der Krefelder Bahramsari abfangen, der Holländer liegt in der gefährlichen Lage. Wir Krefelder setzen an zum Freudenschrei, der Puls geht hoch, das Adrenalin schießt in die Blutbahn. Doch was macht der Kampfrichter nun hier , er pfeift ab, weshalb auch immer und nimmt Suleiman diese einmalige Chance.
Am Ende bricht Alikhanov konditionell ein und verliert den Kampf 3:11. Schade, schade, schade.
Der nächste Kampf schockt uns Krefelder, denn unser bisher stärkster Kampfer der Mannschaft, Abdul-Malik Magomadov kommt gegen Imran Adilgeriev nach anderthalb Minuten technisch Unterlegen unter die Räder. Es steht jetzt 3:11 für die Holländer, man kann schon erahnen, das es schwer wird für die Krefelder heute.
Doch nach dem nächsten Kampf können die Krefelder wieder hoffen. Hier kämpft für die Heimmannschaft Mohammed Jamshidi ein iranischer Ringer, der aus Meppen dieses Jahr nach Krefeld gekommen ist. Ein neues Gesicht also für das Heimpublikum.
Es ist ein knapper Kampf gegen Jelmer Breemer, der körperlich stabiler ist. Aber Jamshidi behält stets die Kontrolle über den Kampf, kann Beinangriffe durchziehen. Nach einer weiteren Beinattacke hat Mohamed seinen Gegner in der fünften Minute in die Bodenlage befördert. Es steht 7:3 für den Neu-Krefelder und er setzt zum Einsteiger an. Ein Griff, den man heutzutage gar nicht mehr kennt, seit 20 Jahren habe ich ihn nicht mehr gesehen, das ist die gute alte Iraner Ringerschule. Und das der Griff noch effektiv ist und gut funktioniert wird uns hier auf anschauliche Art demonstriert: Wie auf einer Streckbank wird Breemer jetzt gedehnt, gedreht gwalkt und auf den Rücken gewendet. Dann nimmt sich Jamshidi noch den Kopf hinzu und endlich haben wir ihn, den hoch ersehnten und so notwendigen Schultersieg. Jetzt platzt es aus dem Publikum heraus, keiner bleibt mehr auf den Sitzen, jetzt toben sie und freuen sich, als ob schon der Mannschaftskampf gewonnen wäre. Ist er aber noch lange nicht, immerhin kommen wir näher heran, 8:11 steht es nur noch für Landgraaf, das sieht doch schon besser aus, da ist also noch alles drin heute Abend.
Vor der Halbzeit gibt es noch was fürs Auge: Die weibliche Tanzgruppe Energy bietet uns eine Tanzeinlage. Alle sind in orangen Jogginghosen und bauchfreien Top gekleidet. Synchron springende Beine und elastisch schwingende Hüften zu Discomusik wird geboten. Die Mädels haben es drauf mit den tanzen, beweglich, locker und einfach passend zur Musik, da stimmt alles, da muss man auch kein Fachmann sein in dem Gebiet. Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll.
Dann kommen wir wieder zum Geschäft, beziehungsweise zum Sport, für den wir hier her gekommen sind.
In der 66 Kiloklasse sehen wir mit dem Jugendlichen Dmytro Kornilov einen weiteren Neuzugang von Krefeld. Er ist als Ukrainischer Flüchtling an den Niederrhein gekommen. Gegen seinen Gegner George Ramm hat er keine Chance, kein Wunder, der Landgraafer ist englischer Nationalringer und in der Liga bisher ungeschlagen. In der vierten Minute verliert er technisch Unterlegen.
Genauso schnell geht es auch beim nächsten Kampf zu aber mit umgekehrten Vorzeichen für Krefeld. Ben Haeffner degradiert seinen holländische Gegner Georgi Antoanov Zhizgov, ein Beinangriff folgt dem nächsten, der Landgraafer hebt ständig von der Matte ab und landet unsanft auf den Boden. Jetzt haben die Krefelder wieder einiges zu jubeln, das macht Spaß, da kommt Freude auf. Es steht 12:15 für Landgraaf.
Doch es stehen noch die Frauenkämpfe bevor. Und die Krefelderin Lina Sue Odendahl hat in der 59 Kilo Klasse eine schwere Aufgabe vor sich. Mit Csilla Josefien van Os hat sie gar eine Europameisterin als Gegnerin. Nicht verwunderlich, das sie gegen ihre Über-Gegnerin geschultert wird.
Für Levinay Colak läuft es in der 65 Kilo Klasse wesentlich besser, sie schultert ihre Gegnerin gleich bei der ersten Aktion. Dumm nur, das die 59 Kiloklasse voll für den Mannschaftskampf gewertet wird, bei 65 Kilo der Frauen bekommen beide Parteien jeweils nur zwei Punkte. Es steht schon 14:22 für Landgraaf, jetzt wird es verdammt eng.
Deswegen erhält Ayoub Bolakhrif vom Trainer in der 71 Kilo Klasse die Anweisung, unbedingt auf Schulter zu gewinnen. Denn heute zählt jeder Punkt. Doch man weiß, Ayoub ist mehr der technisch Überlegen-Gewinner. Er kann Punkte fressen wie eine Karteikarte für die Autofahrer in Flensburg, doch mit dem Schultern hat er es nicht so.
Ayoub ist blendend in Form und er überrollt seinen Gegner Antonio Martins Cabral förmlich. Man kann von Anfang an erkennen, wie die Kräfteverhältnisse verteilt sind. Cabral spult die ganze Palette des passiv-Ringens ab, es bleibt ihn auch nichts anderes über. Denn Ayoub legt ein Tempo vor wie ein Berserker. Er reißt ihn um, Cabral dreht sich zurück. In diesem Augenblick schubst Bolakhrif ihn einfach um, Cabral fallt auf den Rücken. Ganz simpel, ohne Schnickschnack. Mag sein, das ist keine allzu feine Technik, gar nicht Bolakhrif gemäß. Denn die Bolakhrif Brüder sind ansonsten bekannt für ihre schöne, ästhetische Kampfkunst. Egal, das gibt dennoch vier Punkte und das Publikum ist begeistert.
Es geht weiter, Ayoub versucht aufzuziehen, sein Gegner versucht es zu vermeiden. Und dann hat er ihn an der Hüfte, und wie das weitergeht, das wissen wir ja schon. Wenn ein Bolakhrif sein Gegner an der Hüfte greift, dann lässt er sich nicht lange bitten. Schon geht es los mit dem Flug nach hinten. Am Boden liegend hält Ayoub seinen Gegner schön fest, wie es der Trainer angeordnet hat, belastet den Oberkörper und: Er Schultert! Na bitte, es geht doch, ein Bolakhrif kann doch auf Schulter gewinnen!
Es steht nun 19:22 für Landgraaf, es bleibt also weiter eng. Bei einem Kampf, der noch folgen wird. Es kommt mit der 75 Kilo Freistil nur noch ein Kampf, denn den 75 Kilo Griechisch Römisch Kampf haben die Krefelder schon gewonnen, weil die Landgraafer in dieser Gewichtsklasse keinen stellen. Es steht also rechnerisch 23:22 für Krefeld, es kommt also auf den Kampf zwischen den Krefelder Philipp Haeffner gegen Muhammad Abdurachmanov an. Das wird schwer für Haeffner, weil der Holländer ist dritter Kadetten Europameister. Wo haben die Landgraafer denn den aus dem Hut gezaubert, frage ich mich, er wurde bisher bei den vorherigen Kämpfen nicht eingesetzt, das ist gemein, ausgerechnet gegen Krefeld
Auch wenn Philipp sich teuer verkauf und es Anfangs noch ein Kampf auf Augenhöhe ist, letztendlich muss er sich mit 4:12 geschlagen geben. Die mitgereisten holländischen Fans schreien vor Freude über den gewonnen Mannschaftskampf, die Krefelder sind gefrustet.
Schade schade, jetzt heißt es, Wunden lecken und den Kampf analysieren. Aber viel Zeit haben die Krefelder nicht, denn es geht gleich weiter. Am dritten Oktober folgt in der Halle Felbestraße 24 der nächsten Heimkampf, mit einem noch schwereren Brocken, mit Köln Mülheim, die bisher noch ungeschlagen sind. Aber auch hier ist alles offen, die Rheinländer Mannschaften stehen alle sehr dicht beieinander. Und wie man heute gesehen hat, kann man nicht immer nach der Papierform urteilen.
Klare Sache in Neuss
Neuss II gegen Germania Krefeld 10:32
Nach wochenlanger Pause und einer mutmaßlicher Niederlage gegen die bärenstarken Walheimer Ringer Mannschaft kommt nun der Befreiungsschlag gegen die Mannschaft der Neusser Reserve. Das war keine Selbstverständlichkeit, denn bei dem Neusser Team konnte man nicht vorausschauen, in welcher Konstellation sie ihre Mannschaft stellen werden. Schließlich können sie ihre Kämpfer nach freiem Ermessen aus der ersten Mannschaft einsetzen, die erst ein paar Kampftage später in Aktion tritt.Genug gelabert, jetzt zu den Kampfergebnissen: Unser 57 Kilo Mann Leyan Can Colak macht heute gegen Alexander Müller alles richtig. Nachdem Leyan im ersten Kampf gegen Walheim noch zu zaghaft vorgegangen war, agiert er gegen Müller wie ein losgelassener Kettenhund. Im Sekundentakt taucht er ab, um sich beliebig an den Beinen zu bedienen. Und das es sich lohnt, ist auf der Anzeigetafel zu sehen. Die Punkte rattern nur so dahin. In der Bodenlage bekommt Leyan die Beine des Neussers überkreuzt zu fassen. Das Publikum fordert lautstark „Beinschraube, Beinschraube“. Und obwohl die Technik eigentlich gar nicht Leyans Griff ist, macht er es. Dem Publikum zuliebe. Er schraubt so eifrig wie ein Trockenbauer. Und die Punkte purzeln lustig weiter! So wundert es nicht, Leyan ist noch in der ersten Halbzeit durch mit seinem Programm. Er gewinnt technisch Überlegen.Nigel Weber macht im Schwergewicht heute einen guten Job, er verliert nur knapp nach Punkten 1:3. Den Kampf des Abends liefert heute Abdul-Malik Magomadov für Krefeld ab. Nachdem er gegen Ahamdi Mohamad Salh nach einer Minute geschleudert wird, findet er sich in der gefährlichen Lage wieder, er wird fast geschultert. Doch er kann sich mit letzter Kraft in die blaue Zone retten. Alles sieht hier nach einer technischen Überlegenheit für den Neusser aus. Das scheint Salh auch so zu sehen, denn er wird gegen den Krefelder unvorsichtig. Er zieht Malik beidseitig auf und will ihn werfen. Er hebt ihn an, jetzt wird er wohl fliegen. Denken wir uns und denkt wohl auch der Neusser. Doch Malik kommt noch gerade so mit einem Fuß auf den Boden. Und das reicht für Malik, der aus der Not eine Tugend macht. Er schleudert nun seinerseits seinen Gegner. Der landet auf dem Rücken. Das Krefelder Publikum fängt an zu kreischen vor Verzückung.Verhängnisvoll ist nun die Lage für den Neusser. Er versucht natürlich sich noch mit allen Kräften, aus der gefährlichen Lage zu retten. Er windet sich noch ewig lange, um die Niederlage abzuwehren. Doch Malik ist inzwischen abgeklärt genug und lässt sich die Chance nicht nehmen: Rotzfrech schultert er ihn! Die in Scharen angereisten Krefelder Fans können es gar nicht fassen, sie springen aus ihren Sitzbänken, schreien ihre Freude in die Halle und fangen an zu tanzen! Ja, so kann es meinetwegen weitergehen.So geht es dann auch. In der 98 Kilo Klasse sehen wir dieses Jahr zum ersten Mal Suleiman Alikhanov für Krefeld gegen Jan Krampin. Der Krefelder ist Überlegen, er dominiert den Kampf. Aber er wirkt nicht frisch. In der fünften Minute steht es 0:6 für Suleiman. Auch wenn er hier die Hosen anhat, man hat den Eindruck, ihm schwinden die Kräfte, er kämpft ein wenig saft- und kraftlos. Denn er hat in seinen Heimatort Bielefeld keinen Trainingspartner. Dann war er auch noch krank. Bricht er jetzt etwa ein? Doch er mobilisiert noch mal seine Kräfte, er zieht einen Hüftzug wie bei einem Judokampf und sichelt seinen Gegner von den Beinen, dass er schnurstracks in die gefährliche Lage fällt. Der Krefelder Zuschauer wird augenblicklich hellwach, gibt das etwa auch noch einen Schultersieg? Ja, wie schön ist das denn, tatsächlich, da ist er, wunderbar und unabwendbar, der ersehnte Schultersieg! Doch die Krefelder Euphorie wird jäh gebremst im folgenden 66 Kilokampf mit Mert-Fatih Simsek. Er kommt gegen den unglaublich starken Abdurashidou Ilyas von Neuss unter die Räder und verliert technisch Unterlegen.In der 86 Kilo Klasse wurde Waldemar Schäfer für Krefeld nach vier Jahren Pause reaktiviert, da Tim Stoll immer noch verletzt ist und Muhamed Tan in einem Formtief steckt. Waldemar verkauft sich gegen Iwan Tagner teuer und verliert nur knapp nach Punkten 7:3. Nicht schlecht, das hält den Schaden in der Gewichtsklasse gering. Da kann eigentlich für das Mannschaftsergebnis nicht mehr viel anbrennen, es steht nun 7:14 für Krefeld und die Neusser stellen keine Frauen in dem Mannschaftskampf, das heißt, Krefeld bekommt automatisch sieben weitere Punkte zugesprochen. Weiter geht es mit Ayoub Bolakhrif für Krefeld gegen Luca Kvaratshhelia in der 71 Kilo Klasse. Der Krefelder wird schon beim Antritt auf der Matte mit frenetischem Szenenapplaus bedacht. Denn für Ayoub ist es der erste Kampf seit vier Jahren, da er verletzungsbedingt den Sport nicht ausüben konnte. Die Frage ist: Kann er es noch? Wie hat ihn die Verletzung zurückgeworfen? Die Frage ist schnell beantwortet. Er kann es noch. Und wie. Als hätte er über die vier Jahre sein Akku nur aufgeladen und als hätte er die vier Jahre Anlauf genommen tritt er hier auf und lässt seinen Gegner nicht die leiseste Spur einer Chance. Sofort wird er mit einem Rumreißer Hintermann. Aus der Bodenlage hebt er ihn auf wie einen nassen Lappen, der nur noch ausgewrungen werden muss. Er stürzt ihn über. Und das gleich zweimal.Doch jedes mal macht Kvaratshhelia Beinarbeit. Das ist verboten. Er wird mit zwei Strafpunkten bedacht, es geht weiter am Boden. Und jetzt kommt Jahrmarkt Stimmung auf. Denn das Publikum weiß, was folgt. Das wollen sie sehen und sie bekommen es: Das Ausheben mit Überstürzer, dieses mal so schön und rund wie aus dem Bilderbuch, denn jetzt traut sich Kvaratshhelia nicht mehr, Beinarbeit zu machen. Das Krefelder Publikum kommt aus dem Kreischen vor Freude kaum mehr raus, es wird letztendlich erst beendet durch die technische Überlegenheit von Ayoub. Das alles spielt sich in nur 36 Sekunden ab, daran kann man ermessen, in welcher Windeseile sich die Ereignisse hier überschlugen. Eine Eindrucksvolle Rückmeldung von Ayoub, der ältere der beiden Bolakhrif Brüdern. Die Liga muss sich warm anziehen bei diesen beiden Leistungsträgern.In der 80 Kilo Klasse hingegen verliert der Krefelder Ben Haeffner gegen Mikalai Savenka 9:0 nach Punkten.Besser macht es heute sein Bruder Philipp Haeffner. Er kann sich gegen Erfan Ghaderipour mit einem 1:6 Punktesieg durchsetzen. Wir sehen hier einen knüppelharten Kampf, bei dem sich der Krefelder letztendlich immer durchsetzen kann. Ganz schnell und schmerzfrei macht es Nikolai van Berkum für Krefeld gegen Vladimir Maas. Noch in der ersten Minuten schultert er seinen Gegner nach einem verkehrten Ausheber mit Überstürzer aus der Bodenlage! Schade fast, das es so schnell geht, man kann es kaum genießen.Das war es für die Krefelder, sie gewinnen heute hochverdient und deutlich.Krefeld steht jetzt auf den zweiten Platz hinter Köln Mülheim in der noch nicht aussagekräftigen Tabelle. Denn Aachen Walheim wird wohl noch zwei Mannschaftskämpfe nachträglich gewinnen, weil es Nachholkämpfe mit ihrer Weltmeisterin Nina Hemmer geben wird. Man kann also jetzt schon erahnen, das sich die Aachener Mannschaft als das wohl stärkste Team der Gruppe Rheinland hervorhebt.Jetzt ist erst Mal wieder zwei Wochen Pause bis zu dem nächsten Heimkampf am ersten Oktober.
Walheim gegen Krefeld 19:20
Gewonnen! Und dennoch verloren.
Was im ersten Augenblick nach einem knappen Auswärtssieg für Krefeld aussehen mag bedeutet aber tatsächlich mit höchster Wahrscheinlichkeit eine Niederlage für die Krefelder Gäste. Denn ein Frauenkampf steht noch aus: Nina Hemmer, die Vizeweltmeisterin aus Walheim muss an diesen Abend einen Trainingslehrgang zur diesjährigen Weltmeisterschaft teilnehmen. Ihr Kampf gegen die Krefelderin Lina Sue Odendahl wird daher zu einem späteren Zeitpunkt ausgetragen.
Und hier muss man kein ausgesprochener Pessimist sein, um davon auszugehen, das die Krefelderin den knappen einen Mannschaftspunkt Vorsprung nicht halten kann. Es ist eher wahrscheinlich, das Krefeld bei dieser nachgeholten Begegnung noch mal fünf Punkte an Walheim verlieren wird.
Trotz dieser höchstwahrscheinlichen Niederlage für Krefeld war es ein äußerst spannender Kampfabend, eine Berg und Talfahrt der Emotionen mit dem glücklicheren Ende für die Gäste.
Und nun zu den Kämpfen. In der 57 Kilo Klasse präsentieren die Walheimer einen neuen Kämpfer in ihren Reihen, mit dem sie sich deutlich verstärkt haben: Amin Haji Babaie. Ein ausgewachsener, erfahrener alter Haudegen, der sichtlich für die 57 Kilo abtrainieren muss. Unserer gerade mal 15 Jähriger Leyan Colak hat hier einen unglaublich starken Gegner vor sich. Aber der Junge ist ein aufstrebendes ehrgeiziges Talent, gerade ist er in die Jugendnationalmannschaft aufgenommen worden. Und bei diesem Kampf sieht man auch warum: Er kann sich gegen diesen „Übergegner“ auf der Matte mühelos behaupten. Kurz nach der Pause dann macht Leyan es: Bei einem Doppelbeinangriff erwischt er den Walheimer kalt. Der kleine Junge kann den starken Mann bilderbuchmäßig ausheben und auf den Rücken werfen: 5 Punkte, die reichhaltig angereisten Krefelder jubeln wie aus einer Kehle.
Babaie findet keine Mittel gegen den jungen Krefelder, er kann nur punkten, indem er ihn aus der Zone drängt. Leyan rutscht auf den Knien raus, das dürfte eigentlich keine Wertung geben. Das scheint der Kampfrichter aber nicht zu wissen und verschenkt großzügig die „Einsen“.
Am Ende der Kampfzeit erteilt der Kampfrichter Leyan eine Passivitätsverwarnung und schickt ihn in den Bodenkampf. Hier kann Leyan naturgemäß der Kraft des Mannes nicht standhalten und wird durchgedreht. Jetzt liegt der Krefelder zwei Punkte zurück, das ist gemein, ihm bleiben nämlich nur noch ein Paar Sekunden.
Leyan versucht noch alles, um den Kampf zu kippen, doch es ist zu spät. Leyan verliert knapp 7:5.
Schade schade, dieses Ergebnis hat der Krefelder nicht verdient, der Sieg wurde ihm vom Kampfrichter genommen.
Aber das ist erst mal nur ein Punkt für die Aachener Mannschaft, das ist noch zu verschmerzen.
Das Schwergewicht zwischen dem Walheimer Martin Otto gegen Nigel Weber ist eine klare Sache. Hier punktet nur Otto, der Krefelder ist nicht gut in Form, kein Wunder, er kann aufgrund beruflicher Belastung nicht trainieren. In der vierten Minute ist Schluss, er verliert technisch unterlegen. Es steht 5:0 für Walheim.
In der 61 Kilo Klasse stehen sich mit Said Mehdi Asadi für Walheim und Abdul-Malik Magomadov zwei Kämpfer gegenüber, die von der Figur her so ähnlich aussehen, das sie ihr Spiegelbild sein könnten. Zum Glück kann man sie an der Farbe ihrer Trikots gut auseinanderhalten. Auch dieser Kampf wird eine klare Sache, allerdings für Krefeld. Magomadov hebt seinen Gegner mehrfach aus der Bodenlage aus und wirft ihn. Noch in der ersten Halbzeit hat Malik die technische Überlegenheit schon in der Tasche. Aber er will mehr, nach einem Hüftzug kann er seinen Gegner schultern.
Nun steht es 5:5 Unentschieden in der Mannschaftswertung.
In der 98 Kiloklasse steht für Krefeld der Neuzugang aus Meppen Mohammed Jamshidi dem Walheimer Vitali Stotskii gegenüber. Der Krefelder sollte heute eigentlich im Schwergewicht kämpfen, er musste aber in der tieferen Gewichtsklasse antreten, weil Suleiman Alikhanov heute krank ist.
Gegen Stotskii konnte bisher noch kein Krefelder gewinnen, daher rechnen wir uns bei dieser Begegnung keine großen Chancen aus. Zumal Jamshidi in Meppen keine guten Trainingsmöglichkeiten vorfindet, er hat dort keinen Trainingspartner.
Jamshidi ist Perser, im Kampf zeigt seine seine hohe iranische Ringerschule. Da Stotskii reiner griechisch Römisch Kämpfer ist, hat er gegen die vorzüglichen Beinangriffe des „Neu-Krefelders“ nichts entgegenzusetzten. Und so erreicht Jamshidi mit einem15:1 Sieg fast die technische Überlegenheit.
Eine erfreuliche Überraschung für die Niederrheiner, die jetzt zum ersten Mal mit 5:8 führen.
In der 66 Kilo Klasse können die Aachener mit Asadula Karimov einen weiteren Neuzugang in dieser Klasse stellen. Für den Krefelder Mert-Fatih Simsek eine schwere Aufgabe. Wir sehen einen unglaublich harten Kampf, bei dem auf beide Seiten Wertungen fallen.
In der Pause liegt Mert 2:6 zurück, kann er das noch aufholen fragen wir uns Fingernäbelknabbernd auf den Zuschauerrängen. Aber Mert steckt nicht auf und holt auf. In der dritten Minute passiert dann etwas verhängnisvolles für den Aachener: Mert will die Handklammer des Walheimers mit seinem Knie sprengen. Genau in diesem Augenblick springt Karimov an Merts Beine, stößt ungebremst gegen das Knie. Der Aachener ist kurzfristig ausgenockt, der Kampfrichter muss abpfeifen.
Er kommt wieder zu sich, muss aber eine Verletzungspause einlegen. Er hat einen wirren Blick, man kann ihm ansehen, das er angeschlagen ist.
Der Kampf wird fortgeführt und Mert kann sich weiter ran kämpfen. In der vierten Minute überrascht Mert seinen Gegner und die Zuschauer mit einem Kopfhüftzug. Obwohl hier Freistil gerungen wird. Aber egal, das darf man und es zeigt Wirkung. Denn der Walheimer liegt in der gefährlichen Lage: Und wird geschultert! Der Krefelder Fan Block tobt vor Freude, das hätte man nicht erwartet, das läuft ja jetzt noch ganz gut, was wollen wir mehr? Denn Krefeld führt jetzt 5:13, das sieht ja gut aus. Vor der Pause gibt es noch den Frauenkampf Jasmina Liolios gegen Levinay Colak, bei dem die Krefelderin geschultert wird. Das ist nicht schlimm, in diesem Frauenkampf bekommen beide Mannschaften eine „Zwei“, unabhängig davon, wie er endet, also steht es 7:15 für Krefeld
Nach der Pause kämpft der Krefelder Muammed Zakir Tan sehr stark gegen Marco Kreutz. Er führt schnell mit drei Punkten, man könnte meinen, es wäre eine klare Sache für den Krefelder.
Doch nach anderthalb Minuten bricht der Krefelder konditionell total ein, er kann sich kaum mehr wehren. Kreutz muss ihn nur noch raus schieben. Tan kann sich kaum mehr auf den Beinen halten, sobald er angerissen wird liegt er auf den Bauch und der Walheimer kann Hintermann werden. Wir Krefelder Fans können die Qual von Muammed Zakir Tan beim Zuschauen kaum ertragen, wir hoffen nur, das er nicht auch noch geschultert wird. In der vierten Minute ist der Spuk beendet, Mohamed wird wegen Passivität disqualifiziert.
Es steht 12:15 Für Krefeld.
Beinhart geht es zu bei dem Kampf der Krefelders Amer Bolakhrif gegen Said Azam Karimov.
Es ist ein offener Schlagabtausch, bei dem aber der Krefelder stets das letzte Wörtchen hat. Sie gehen beide in den Zwiegriff, den man bei einem Bolakhrif eher vermeiden sollte. Bolakhrif rotiert und lässt seinen Gegner fliegen. Er traut sich das, alles geht wie aus einem Guss. Der Walheimer hat keine Chance gegen Bolakhrif. Aber am Boden wird es im Getümmel gelegentlich gefährlich für Amer, denn Karimov kann den Krefelder übertragen. Er befindet sich kurzfristig in der gefährlichen Lage, uns Krefelder Fans rutscht das Herz in die Hose, das ist schon riskant, was wir zu sehen bekommen. Doch alles geht gut. Ein ganzer Fanblock von Amers Freunden ist angereist, die ordentlich Stimmung für Krefeld machen, jetzt hört es sich in der Halle an wie bei einem Krefelder Heimkampf.
Auf der Matte wird es allerdings immer härter, es werden Kopfnüsse verteilt, der Kampfrichter muss öfters unterbrechen und die Kämpfer auseinanderziehen weil es zu hitzig zugeht. Auch das Publikum ist angeheizt und trägt seinen Teil zur angespannten Atmosphäre bei.
Doch Bolakhrif ist Profi genug sich nicht zu sehr provozieren zu lassen und füttert das Publikum mit weiteren Punkten. Besonders schön ist seine Flexibilität im Zwiegiff. Man weiß bei ihm nie was kommt, mal wirft er aus dieser Position den Überstürzer, mal zieht er den Kopfhüftzug, mal eine Suplex. Und so kommt sie, unabwendbar für Karimov, da kann er sich auch noch so wehren: Die technische Überlegenheit in der fünften Minute. Jetzt sieht die Krefelder Ringer Welt wieder in Ordnung aus, Es steht 12:19 für Krefeld, Das fühlt sich komfortabel an aber wird es letztendlich reichen?
Denn in der 80 Kilo Klasse kommt unser starker Freistilkämpfer Ben Haeffner gegen Maximilian Otto unter die Räder. Er verliert technisch Unterlegen. Das schockt den Krefelder Fan Block, denn Ben ist ansonsten einer der sichersten Punktelieferanten für Krefeld.
Als dann noch der Krefelder Vitali Jeschke im 75 Kilo Freistil gegen Michael Otto 11:0 deutlich nach Punkten verliert, steht es Unentschieden 19:19.
Und es folgt nur noch der 75 Kilo Griechisch Römisch Kampf mit dem Krefelder Nikolai van Berkum. Wir wissen, das der Mannschaftskampf heute kaum mehr gewonnen werden kann, selbst wenn unser Kämpfer auf Schulter gewinnen wird, im Nachholkampf der Frauen rechnen wir, wie anfangs schon erwähnt, mit einer Schulterniederlage gegen Nina Hemmer.
Im letzten Kampf geht es wieder knüppelhart zu. Nikolai kämpft gegen den weiteren Neuzugang von Walheim Sasan Bavandpor. Wir sehen ein Kopf an Kopf rennen, bei dem die Führungen wechseln und jeder mal auf den Boden muss. Es passiert nicht viel bei diesem Kampf, aber es ist unglaublich spannend. Es ist ein Kampf voller Emotionen, bei dem die Stimmung auf beiden Seiten hochkocht. Ständig rennen Leute die Matte, andere Leute kommen dazwischen, um die aufeinander stürmenden zu trennen. Der Stadionsprecher ermahnt die streitenden, die Matte zu verlassen, er ist hörbar im Stress. Der Kampfrichter kann sich nicht durchsetzen.
Zwischenzeitlich zieht wie eine Friedenstaube eine Fledermaus seine Runden durch die Halle.Was mach die denn hier? Sie fliegt über das Geschehen, als ob sie die erhitzten Gemüter beschwichtigen wollte.
Letztendlich gewinnt Nikolai 4:5 knapp nach Punkten. Es steht also 19:20 für Krefeld, es ist also klar, das der knappe Vorsprung für den Nachholkampf nicht reichen wird. Also könnten die Wahlheimer zufrieden sein mit diesem Ergebnis. Sind sie scheinbar aber nicht, denn in der Halle gibt es Rudelbildung, es werden auf beiden Seiten Beleidigungen zugerufen, die Stimmung ist zum bersten angespannt. Ich kann vom Zuschauerrang nicht erkennen , wer mit der Provokation begonnen hat.
Dann fliegt von Walheim eine Glasflasche Richtung Krefelder Block, der Vater von Amer Bolakhrif trifft sie zum Glück nur an die Schulter. Jetzt stürmen beide Gruppen aufeinander zu, es droht sich eine Massenprügelei zu entwickeln, der Stadionsprecher schreit verzweifelt in das Mikro, das die Leute damit aufhören sollen, sonst müsse man die Polizei rufen. Der Kampfrichter verliert die Kontrolle über das Geschehen, er hätte viel früher eingreifen müssen. Ordner, die einschreiten können, sind hier nicht zu erkennen.
Wie um ihren Unmut zu bekunden zieht die Fledermaus wieder ihre Runden. Sie kann hier keine Ruhe finden. So geht das nicht weiter, das ist keine artgerechte Fledermaus-Umgebung!
Zum Glück beruhigt sich langsam die Situation, ohne das es zu körperlichen Ausschreitungen kommt. Alle haben sich wieder lieb und reden wieder gesittet miteinander. Und beide Seiten können befriedigt nach Hause gehen. Denn letztendlich war es ein unglaublich Spannender Kampfabend!
Österreichische Familie mischt Ringerszene auf
25.4.2022: Die Familie Gruber aus Vorst mit österreichisch-/japanischen Wurzeln bringt gehörig Unruhe in die Ringerwelt: Die 13 Jährigen Zwillinge Julius und Max sowie die zwei Jahre jüngere Schwester Michelle sahnen reihenweise Wettkampftitel ab. So errang Max Gruber in der 48 Kilo Klasse an diesem Wochenende gar Gold im Freien Stil bei den Österreichischen Meisterschaften im Vorarlberger Klaus. In der Griechisch Römisch Klasse, die er nebenbei auch noch belegte, wurde er immerhin noch zweiter.Sein Bruder Julius, der in der 62 Kilo Klasse antrat, gewann dort in beiden Stilarten Bronze! Bei den Landesmeisterschaften Ende März in Hohenlimburg hingegen hatte der schwerere Julius die Nase vorn. Hier siegte er 2 Mal in der 62 Kilo Klasse im Freistil und Griechisch Römisch. Max wurde 2 Mal Zweiter in der 48 Kilo Klasse ebenfalls in beiden Stilarten.Auch die Schwester Michelle Gruber sorgte im Ringen für Furore: Nachdem sie die Schülermeisterschaften NRW weiblich in gewinnen konnte, startete sie bei den Landesmeisterschaften auch bei den Jungen. Das ist in dieser Altersklasse noch gestattet. Michelle konnte auf Anhieb gleich drei Kämpfe in Folge gegen das stärkere Geschlecht gewinnen und belegte immerhin den 6. Platz von 16 Startern.Man kann den Erfolg der Gruber-Kinder kaum glauben, denn sie sind erst vor einem halben Jahr zum Ringen gekommen. Doch lässt sich die unfassbar schnelle Entwicklung dahingegen erklären, dass alle Kinder ebenfalls im Judo aktiv sind. Auch im Judosport zählen die beiden Jungen zu den stärksten im Land und Michelle hatte während der Osterferien in Österreich bei einem internationalen Judoturnier die Silbermedaille gewonnen.Die Kinder haben die japanische und österreichische Staatsangehörigkeit, müssen national daher in Österreich starten. Der Vater, Wolfgang Gruber kommt aus dem Salzburger Land. Er ist aus beruflichen Gründen mit seiner Familie in den Ortsteil Vorst bei Sankt Tönis gezogen. Alle 3 Kinder gehören aber dem Verein Germania Krefeld an. Die Jungs könnten also, wenn sie das nötige Alter von 14 Jahren erreicht haben, für die Mannschaft der Germanen starten. Das sind rosige Aussichten für die Germanen, die gerade dieses Wochenende noch den deutschen Vizemeistertitel von Leyan Colak feiern konnten.
Leyan Can Colak zweiter Deutscher Ringer-Meister!
24.4.2022: Es hat leider nicht zum ganz großen Erfolg gereicht, doch ein zweiter Platz bei dem höchsten nationalen Turnier ist eine unglaubliche Leistung. Damit hatte Anfang des Jahres noch keiner gerechnet, zumal er dieses Jahr aus der B Jugend in die nächsthöhere A Jugend aufgestiegen ist. Dort ist die Konkurrenz bis zu zwei Jahre älter als er. Das sind Welten in diesem Alter. Doch nachdem Colak das Deutsches Ringer-Sichtungsturnier im Janur 2022 in Heidelberg Ende Januar gegen die komplette deutsche Ringer Elite sensationell gewann, hatte man auf solch eine Überraschung gehofft. Nun traute man ihm alles zu. Doch sollte diese Leistung nichts weiter als eine Eintagsfliege darstellen? Würde er die Konstanz besitzen, an diesen Erfolg anzuknüpfen? Diese Frage war schnell beantwortet. Schon in den fünf Vorkämpfen bei den „Deutschen“ stellte er seine überragende Klasse heraus. So schlug er den viertplatzierten des Vorjahres, Finn Kai Schwalbe aus Ladenburg und sogar den zweiten des Vorjahres, Kalle Schwob aus Hösbach, technisch Überlegen. Im Finale scheiterte er lediglich an Julius Kummer. Der Adelhausener, der im Vorjahr auch schon zweiter in der niedrigeren 45 Kiloklasse wurde, war körperlich einfach zu stark für den zwei Jahre jüngeren Krefelder, der 1:7 nach Punkten verlor. Diesen nationalen Erfolg kann er im kommenden Jahr bei den nächsten deutschen Meisterschaften toppen, dann ist Kummer nicht mehr in der Altersklasse des Krefelders. Colak bleiben noch zwei komfortable Jahre in der A Jugend. Zudem können wir erwartungsvoll auf seinen Einsatz in der kommenden Mannschaftssaison blicken. Hier wird er sich mit erwachsenen Männern in der 57 Kilo Klasse messen müssen. Auch wenn er noch ein paar Kilo zu wenig auf den Rippen hat, er wird voll gefordert werden und nebenbei die nötige Härte für folgende Wettkämpfe bekommen.
Leyan Can Colak gewinnt Deutsches Ringer-Sichtungsturnier 2022 in Heidelberg
Der Krefelder schockt die deutsche Ringer Elite aufs neue. Und auch ein wenig sich selbst. Denn dieses Ergebnis hatte keiner auf den Plan. Ein halbes Jahr nachdem er deutscher B-Jugendmeister geworden war, rückte Colak in die nächsthöhere Klasse zur A Jugend auf. Daher rechnete man dieses Jahr eher damit, das der junge Krefelder in dieser Altersklasse national erst einmal durchgereicht werden würde. Denn die anderen sind bis zu zwei Jahre älter als er. Das sind Welten in diesem Alter.
Diese Tatsache schien ihn aber herzlich wenig zu interessieren. Er machte einfach da weiter, womit er im Sommer aufhorchen ließ: Mit dem Gewinnen! Den ganzen deutschen Ringer Adel lies er dabei hinter sich.
Die ersten Kämpfe gewann er gegen Luis John und Yannik Hanke aus Baden Würtenberg knapp nach Punkten. So zog er ins Finale um den ersten Platz gegen Lars Reiter, der ebenfalls der Baden Würtenberger Mannschaft zugehörig ist. Und siehe da, der freche Krefelder Nachwuchsringer behielt auch in diesem Kampf die Nerven: Er siegte, ebenfalls sehr knapp, 4:3 nach Punkten!
Er ist mit diesem Sieg offiziell in die deutsche Nationalmannschaft aufgestiegen, er darf nun bei internationalen Turnieren tatsächlich das schwarz rot goldene Trikot für Deutschland überstreifen. Hut ab, Leyan Can, wir lassen uns gerne von dir weiter schocken!
Krefeld gewinnt gegen Walheim um Haaresbreite 18:17
von Alex Jodas11.12.2021:
Krefeld gewinnt schon wieder hauchdünn mit einem läppischen Pünktchen. Irgendwie kann Krefeld nicht anders, gegen den vorletzten Neuss nun auch gegen den vierten der Tabelle. Oder bei dem Hinkampf gegen Walheim oder gegen Essen: Immer war es ein Vergleich mit einem Punkt Unterschied, immer gerade so gewonnen. Das ist super spannend, das ist ein Gewinn fürs Publikum. Auch wenn es gestern um nichts mehr ging, Krefeld würde zweiter bleiben in der Tabelle und Walheim würde bei einem Sieg am gestrigen Abend nicht an Landgraaf vorbeiziehen können. Aber egal, gestern hatte jeder in beiden Mannschaften immer alles gegeben, als wenn es um die Weltmeisterschaften ging.Heute ist Aline Focken-Rotter anwesend. Sie ist bürgernah wie immer, sie begrüßt mich und schüttelt mir die sogar Hand. Sie geht ans Mikro, sie hält eine Rede, gewohnt professionell wie immer. Sie wäre zum ersten Mal in Krefeld bei einem Mannschaftskampf in diesem Jahr. Nicht, weil sie kein Interesse an ihrem Heimatverein hätte, betont sie, sondern weil sie nach ihrem Goldmedaillengewinn von einem Termin zum anderen hetzen musste. Sie hat Geschenke mitgebracht für Krefeld: Eine nachgeprägte Goldmedaille für ihren Vater, ein rotes Rigertrikot von sich, eingefasst in einem Bilderrahmen. Und das letzte Geschenk ist das tollste, jetzt fangen alle an zu jubeln: Sie spendiert Freibier für alle. Ja, ist denn heute schon Weihnachten, ist der Weihnachtsmann in Wirklichkeit eine blonde hübsche Frau?Komischerweise erwähnt sie bei dem Freibier meinen Namen: Ich möge sie doch bitte nicht arm trinken! Aber immerhin lacht sie dabei. Na na, Aline Focken, was hat sie nur für ein Eindruck von mir? Ich bin doch ein nüchterner und objektiver Beobachter der Mannschaftskämpfe. Hier muss wohl ein Missverständnis vorliegen! So, nun zu den Kämpfen: Im ersten Kampf im Leichtgewicht 57 Kilo wurde zum zweiten Mal der 14 Jährige Leyan Can Colak für Krefeld eingesetzt. Der Kampf ist schon beim ersten Hinsehen ein ungleiches Spiel, sein erwachsener Gegner Atiquallah Goldad ist fünf Kilo schwerer, was bei dieser Gewichtsklasse Welten sind. Aber Colak versteckt sich aber nicht, er zieht frech Griffe, wo er nur kann. Wird aber abgefangen und übertragen. Leyan Can Colak wehrt sich tapfer, aber im Gegensatz zum Hinkampf, wo er im Freistil noch gewinnen konnte, verliert er heute nach Punkten 6:16. Das sind drei Mannschaftspunkte für Walheim, immerhin, Leyan hat zwei Punkte für Krefeld gerettet, das kann noch wichtig werden, denn wir wissen, es wird heute knapp. Knapp geht es auch im Schwergewicht zu, Suleiman Alikhanov hat mit Martin Otto ein ganz zähen Hund als Gegner. Man sieht ein Kampf auf Augenhöhe, beide belauern sich und können nicht angreifen, weil beide nichts zulassen. So passiert während der sechs Minuten nicht viel. Außer das die beiden müder werden und anfangen, zu schwitzen. Der Kampfrichter verteilt zweimal Passivitätspunkte gegen den Krefelder, was meines Erachtens nach nicht fair ist, denn beide Parteien sind gleich passiv. In der letzten Minute, Otto führt wie gesagt, mit zwei Punkten, fasst sich Suleiman endlich ein Herz und wagt einen Doppelbeinangriff. Der Walheimer wehrt ab, doch der Beinangriff kommt mit letzter Kraft durch.Und zwar im allerletzten Augenblick, Punktlandung, genau vor dem Schlussgong in der sechsten Minute fällt die Wertung! Die Halle steht jetzt Kopf, denn es steht zwar 2:2 Unentschieden, aber die letzte Wertung entscheidet für den Sieg.In der 61 Kilo Klasse geht es gut für Mert-Fatih Simsek weiter. Der junge Krefelder hat sich inzwischen zur Bank für die Mannschaft gemausert. Bei ihm kann man davon ausgehen, das er sichere Punkte für Krefeld erkämpft oder gegebenfalls hohe Niederlagen abwehrt. Gegen Said Mehdi Asadi lässt er von Anfang an keine Zweifel aufkommen, wer hier die Hosen anhat auf der Matte. Bei blitzschnellen Beinangriffen wird er Hintermann. In der Bodenlage wird er dann sogar rabiat: Er schnürt seinen Gegner zum Paket und wendet ihn vorne über wie ein Pfannkuchen: Das sind jeweils vier Punkte und der laute Jubel ertönt von den Fans! Zudem landet Asadi bei dieser Aktion auf dem Rücken, er droht jedes mal, geschultert zu werden bei dieser Aktion. Das gefällt den Leuten, sie wollen mehr und feuern an. Und weil es so gut läuft, füttert Mert das Publikum mit weiteren Punkten, die nicht genug davon bekommen können. In der vierten Minute ist Schluss mit dem Spaß: Mert gewinnt technisch überlegen! Krefeld führt an diesen Abend zum ersten Mal mit 5:3.In dem Frauenkampf sehen wir für Walheim die amtierende Vizeweltmeisterin Nina Hemmer. Hier ist klar, unsere junge Kämpferin Lina Sue Odendahl wird keine Chance haben gegen ihre übermächtige Gegnerin. Und Nina erkämpft auch schnell die Hintermann Position. Sie will es kurz machen und ihre Gegnerin schultern und auf den Rücken wenden. Doch Lina ist gelenkig wie ein Gummiball, sie macht eine lupenreine runde Brücke. Und ´dabei überträgt sie die Vizeweltmeisterin. Die sich jetzt ihrerseits in der gefährlichen Lage wiederfindet. Das ist frech, das ist respektlos, das ist Majestätsbeleidigung! Wie geil ist das denn, sie könnte jetzt Nina Hemmer sogar schultern. Aber Nina überträgt ihre Gegnerin nun ebenfalls. Doch Lina ist weiter hellwach und überträgt ihre Gegnerin zurück. Lina führt nun sogar kurzzeitig 4:3 gegen die zweitbeste dieser Welt, was für eine Sensation. Und hält sie auch noch zum zweiten Male kurz in der gefährlichen Lage. Doch nun ist es Hemmer leid, sie macht ernst und überträgt ihre junge Gegnerin und schafft es dieses Mal, sie auf der Schulter zu fixieren. Bei den Männern geht es mit 98 Kilo weiter. Jure Cubelic für Krefeld hat mit Vitali Stotskii eine ganz harte Nuss zu knacken. Der Walheimer Kämpfer, bei dessen Aussprache seines Namens man als Deutscher verzweifeln muss, hatte im Hinkampf Nigel Weber deutlich deklassieren können. Obwohl Stotskii fast 35 Kilo leichter war. Wir waren also gewarnt.Jure macht heute seinen Job aber sehr gut. Er versucht aus dem Zwiegriff heraus, einen Kopfhüftzug zu ziehen. Der Griff ist abgerutscht. Doch der Kampfrichter erteilt zwei Punkte für den Walheimer. In der roten Zone ist das OK, doch auch in der Mattenmitte erteilt er Stotskii auch zwei Punkte, obwohl der Griff eindeutig wieder abgerutscht ist! Der Kampfrichter hat heute keinen guten Tag erwischt, er pfeift meines objektiven Erachtens nach, ziemlich blaulastig.Ansonsten kann der Walheimer bei Jure keinen Griff anwenden, der Krefelder verkauft sich gut und teuer. Am Boden dreht er Jure einmal durch. Das war es dann schon, was man in diesem Kampf erwähnen kann, er geht mit einer 0:9 Punkteniederlage noch recht glimpflich für Krefeld aus, hier hatte ich schlimmeres befürchtet. Jetzt führen die Walheimer wieder mit 7:8, sie sehen selbst, was für ein enges Ding das heute wird. In der 66 Kiloklasse steht heute Abdul-Malik Magomadov für Krefeld gegen Sean Ullrich auf der Matte. Am Mattenrand versucht Malik seinen Gegner raus zu schieben. Doch der Walheimer nutzt den Druck des Gegners und zieht einen Armdrehgriff. Doch ansonsten ist Malik Dominant in diesem Kampf, in der Bodenlage kann er seinen Gegner ausheben und werfen. In der ersten Halbzeit führt er schon 12:4, es riecht nach einer technischen Überlegenheit. Doch der Geruch täuscht, in der zweiten Halbzeit bricht Malik ein, und der Walheimer kann Punkt um Punkt aufholen, wir müssen gar um den Sieg unseres Mannes bangen. Doch es geht noch alles gut, letztendlich kann Malik einen ordentlichen 15:12 Sieg einfahren. Die Krefelder liegen nun wieder mit einem Punkt bei 9:8 vorne. Auf die 86 Kiloklasse bin ich schon gespannt wie ein Flizebogen. Hier trifft unser spektakulärer Mittelgewichtsringer ben Haeffner, der durch seine sensationelle Angriffe und atemberaubende Verteidigungen das Publikum verzückt auf Marco Kreutz. Der Walheimer ist einen ganz unangenehmen Gegner, der durch seine unkonventionelle Kampfweise seine Kontrahenten zur Verzweiflung bringt. So hatte er unseren starken Alexander Wagner nach einem hohem Rückstand mit Beinschrauben noch technisch Überlegen besiegen können. Auch im Griechisch Römischen Stil kann er sehr ungemütlich werden, im Hinkampf hatte er mit einem einfachen Hammerlock Tim Stoll geschultert.Bis zur zweiten Minute läuft es schlecht für Ben, er greift die Beine von Kreuz, der Walheimer kontert nur. Doch das macht er sehr gut, er führt 0:6. Doch wer Ben Haeffner kennt, der weiß, dass er nie aufsteckt und jederzeit Kräfte mobilisieren kann. Und das tut er auch hier, er holt bei weiteren Angriffen eine „zwei“, dann sogar kann er Kreuz bei einem Doppelbeinangriff ausheben und auf den Rücken werfen. Der Walheimer liegt kurz auf der Schulter, kann sich aber glücklich in die Zone retten. Bis zur dritten Minute zieht Ben mit 12:6 dem Walheimer scheinbar uneinholbar davon. Doch Ben hat Körner gelassen bei diesem kraftverzehrenden Hin und Her. Am Boden dann zieht Kreuz bei Haeffner den berüchtigten Hammerlock. Er schafft es sogar, den Krefelder auf den Rücken zu drehen, verdammt, ist das eine Wiederholung vom Hinkampf, als er so Stoll schultern konnte? Doch Haeffner ist sehr gelenkig und kann sich raus drehen, wobei sein Arm fast ausgekugelt wird, o weh, da bekommt man beim hinschauen allein schon Schmerzen.Es ist der spannendste Kampf des Abends, es ist ein Kampf mit offenen Schlagabtausch, die Punkte rattern auf beiden Seiten nur so dahin. Und Kreuz kann aufholen, kurz vor Schluss führt er mit einem Punkt. In den letzten Sekunde setzt Haeffner alles auf eine Karte und riskiert ein Beinangriff. Kreuz kontert, beide bekommen in der allerletzten Sekunde zwei Punkte für ihre Aktionen, die Halle kocht! Leider verliert Haeffner in diesem furiosen Kampf 16:17 denkbar knapp nach Punkten.Es steht jetzt 9:9 unentschieden für die Mannschaften, was ist das nur wieder für ein spannender Kampfverlauf!Der Krefelder Jakub Marchlewski lässt die Fans erst mal ein wenig durchschnaufen. Auch wenn er gegen Seyedhamidreza Banihashemi anfangs noch 0:1 zurückliegt, kann er einen sicheren Kampf präsentieren. Als Jakub in der vierten Minute Hintermann wird, kann er mit Griechisch Römisch seinen Gegner bezwingen, obwohl hier Freistil gefordert ist: Er dreht ihn gleich mehrfach durch. Das Publikum jauchzt vor Freude, das will man sehen, das gibt Punkte. Denn das Publikum kann live miterleben, wie Jakub zur technischen Überlegenheit dreht, er ist kaum mehr abzustellen bei seinen Rotationen! Jetzt führt Krefeld mal wieder mit 13: 9. Doch diesen Vorsprung verlieren sie sogleich auch wieder im folgenden 80 Kilo Kampf. Hier kämpft Tim Stoll für Krefeld gegen Maximilian Otto die erste Halbzeit noch ganz passabel. Doch in der zweiten Halbzeit bricht Tim ein, er gibt Punkt um Punkt ab, man hat den Eindruck, er gibt sich auf, ich kenne ihn so gar nicht. Denn Tim Stoll ist normalerweise ein Kämpfer, der das letzte aus sich rausholt. Doch heute ist er wie ausgewechselt, ich habe fast den Eindruck, er ist krank, bei so einen schlappen Eindruck, den er hier hinterlässt. Hat er zu viel abtrainieren müssen? Er verliert den Kampf technisch unterlegen, so steht es wieder 13:13 unentschieden für die Mannschaft, es ist das erwartete Kopf an Kopf Rennen, das wir heute hier sehen. Jetzt kommt es auf die letzten beiden 75 Kilo Kämpfe an, die noch folgen, und hier wird es auch eng bleiben, wissen wir aus der Erfahrung der Hinrunde.Im Griechisch Römisch tritt Nikolai van Berkum gegen Michael Otto an, dem dritten der Otto Dynastie aus der Walheimer Mannschaft. Wir erwarten einen Sieg von unserem Mann, schließlich ist er bisher unbesiegt und mit Abstand der stärkste Kämpfer der Krefelder. Und er hat bewiesen, das er Nerven aus Stahl besitzt. Auch heute wieder lässt er sich nicht beirren und marschiert und lässt seinen Gegner passiv aussehen. Folgerichtig muss Otto wegen Passivität auf den Boden. Da haben die Gegner schon Angst davor, denn sie wissen, was ihnen gegen van Berkum blüht. Ausgehoben werden sie und geworfen, da kann man bei van Berkum machen, was man will, das hat er raus, da ist er wie eine Wurfmaschine, wie ein Katapult aus der alten Ritterzeit. So ist es Otto nicht zu verdenken, dass er klammheimlich die Beine von van Berkum blockiert, um sich dieser Demütigung zu entziehen, als er ihn aushebt. Doch das sieht der Kampfrichter, er verwarnt Otto einmal und es gibt zwei Punkte. Es geht weiter in der Bodenlage. Hier wiederholt sich der Vorgang aufs gleiche, Nikolai hebt seinen Gegner schulmäßig aus, kann jetzt einen schönen Wurf ansetzten. Das Publikum steht schon bereit in Vorfreude dessen, was jetzt kommen wird. Denn gleich wird hier ein Walheimer hoch durch die Luft segeln. Doch es segelt hier keiner, denn Otto greift in seiner Verzweiflung wieder ein Bein! Nana, so geht das aber nicht, das macht man aber nicht. Das sieht der Kampfrichter auch so und gibt die zweite Verwarnung. Das bedeutet die Disqualifikation für Otto. Jetzt schreien die Krefelder die angestaute Spannung aus ihren Lungen, das es nur so in den Ohren klingelt. Ich bis schon ganz heiser, kann kaum mehr brüllen, meine Stimmbänder versagen, egal, am kommenden vierten Advent gibt es sowieso nicht viel zu reden, da werden Plätzchen gegessen und Weihnachtsmärchen geschaut. Was benötige ich morgen meine Stimme, ich muss jetzt schreien, auch wenn nur ein jämmerliches Krächzen übrig bleibt.Denn Krefeld führt jetzt 18:13 vor dem letzten Kampf, die Walheimer können nicht mehr gewinnen, nur noch ein Unentschieden können sie rechnerisch erzielen.Bei dem letzten Kampf hat Philipp Haeffner für Krefeld mit Ibragim Veliyevden einer der stärksten Gegner der Liga. Philipp hat diese Saison Pech, das seine Gewichtsklasse so unglaublich stark besetzt ist, ich denke, hier tummeln sich die besten Kämpfer der Liga.In der ersten Halbzeit hält sich Philipp noch gut, auch in der zweiten Halbzeit kann er zweimal jeweils einen Punkt erkämpfen, was jedes mal frenetisch gefeiert wird. Denn Veliyevden ist ansonsten in jeder Lage überlegen. Und in der sechsten Minute ist der Krefelder technisch unterlegen. Das ist aber egal, die Krefelder feiern ihren Sieg der Mannschaft. Dieses knappe Ergebnis dokumentiert ein weiteres Mal, wie spannend und eng es in der Oberliga dieses Jahr zuging. Den Kampfabschluss wird mit einem Buffet gefeiert, die Walheimer sind noch geblieben und feiern mit und trinken Bier auf Kosten von Aline Focken. Es ist ein nettes Beisammensein, die Aachener sind sympathische Sportler, auch der so hart wirkende Schwergewichtsringer Martin Otto ist ein ganz lieber Kerl. Bei Salat und Bier unterhalten wir uns ganz gesittet, so wie kultivierte Menschen zu plaudern pflegen. Dabei erfahre ich, dass er vor kurzem Vater geworden ist: Gratulation, lieber Martin Otto zum Nachwuchs. Und bis zu nächsten Saison, wenn es nur Corona zulässt. Das war der letzte Kampf dieser Saison für Krefeld, damit beenden sie die bisher erfolgreichste Saison seit einem Jahrzehnt. Dieses war im Vorfeld überhaupt nicht erwartet worden, zumal die Mannschaft vor der Corona Pause noch als Punchingball der Liga durchgereicht wurde.
Germania Krefeld für eine viertel Stunde Tabellenführer
4.12.2021: Krefeld gegen KSV Simson Landgraaf 52:0
Der Holländische Verein Landgraaf musste bei der gestrigen Kampfbegegnung passen: Aufgrund der hohen Inzidenzwerte in den Niederlanden musste der Kampf abgesagt werden. Aber auch ohne aktiv zu werden, konnte Germania Krefeld beim gestrigen Kampftag auf die Tabellenspitze klettern: Im parallel laufenden Duell im benachbarten Neuss konnten die vorletzten der Oberligatabelle, die Neusser Reserve, den Essener Spitzenreitern sensationell ein Unentschieden abringen. Viele Krefelder Fans, die den Kampf zuhause im Internetstream oder auch live gesehen hatten, fielen sich vor Freude in die Arme und konnten es gar nicht fassen: Auf den letzten Metern vor dem Ligaende würde man Essen noch abfangen können. Zwar nur mit einem Punkt Unterschied, doch das wäre egal. Es wäre zum letzten Kampftag, bei dem Krefeld gegen Aachen Walheim antreten würde, noch alles offen. Bei einem Sieg bliebe Krefeld an der Tabellenspitze. So könnten die Germanen in das Finale gegen den Meister der Westfälischen Oberliga antreten und somit den Aufstieg in die zweite Bundesliga erzielen! Das alles hatten die Krefelder Fans jetzt vor Augen, Jubelschreie gellten durch Krefelder Wohnzimmer. Aber wie sie schon ganz richtig bemerken, schreibe ich hier im Konjunktiv, und der hilft beim Ringen und auch sonst im Leben einem nicht weiter! Denn der Konjunktiv ist und bleibt das Wunschdenken und leider nicht die Realität.
Denn die zweite Neusser Mannschaft hatte ihren 61 Kilo Kämpfer Simone Vincenzo Piroddu auch in der erste Mannschaft mit eingesetzt, die eine viertel Stunde später gegen Merken antrat. Somit hatte Neuss II also 13:22 verloren, statt ein 17:17 Unentschieden, wie es gestern Abend noch im Internet unter den Ergebnislisten zu lesen war.
Schade, schade, schade, da hatten wir uns zu früh gefreut.
Es war die letzte Möglichkeit für Krefeld, noch auf die Tabellenspitze zu klettern, denn in der kommen Woche, am letzten Kampftag, wird Essen kampffrei haben und zwei Punkte zugesprochen bekommen, Denn der Gegner der Ruhrstädter, der holländische Verein Langgraf, hat wie schon erwähnt, seine letzten zwei Kämpfe Corona-bedingt abgesagt.
Diese knappen Ergebnisse dokumentieren ein weiteres Mal, wie spannend und eng es in der Oberliga dieses Jahr zugeht.
Nervenkrieg gegen Neuss
27.11.21: hauchdünner Sieg 22:21 Sieg von Germania Krefeld gegen Konkordia Neuss
von Alex Jodas
Da staunten die Krefelder nicht schlecht: gleich in drei Positionen hatten sich die Neusser im Gegensatz zum Hinkampf mit Leuten aus der ersten Mannschaft verstärkt. Jetzt war es allen klar, das Ding können wir kaum gewinnen, zumal der Hinkampf schon eng ausgegangen war. Doch was das Publikum dann zu sehen bekam war allererste Sahne, die Germanen wuchsen über sich hinaus.
Und während aller Orten Besinnlichkeit herrscht , Lametta hängt. Frieden und Stille eingekehrt ist. Die Schneeflocke in der Wolke nur darauf lauert, die Landschaft zu bepudern. Der Advent vor Tür steht, der Bauer die Ernte eingefahren hat. Die Natur ihr Wachstum eingestellt hat und zur Ruhe kommt, das Aschenbrödel wieder durch die Wohnzimmer huscht und sich den Prinzen schnappt wie seit vierzig Jahre schon. Nur bei den Germanen rappelt die Bude an der Steinstraße, da ist die Action. Hier ist Schluss mit der Gemütlichkeit und dem vorweihnachtlichen Beduseln. Hier herrscht das Gesetz des Stärkeren, für jeweils sechs Minuten. Nächstenliebe und Barmherzigkeit müssen noch bis zur Bescherung warten.
Und nun zu den Begegnungen im einzelnen. In der 57 Kiloklasse wird Abakar Mekhtiev noch in der ersten Minute geschultert.
Im Schwergewicht hat der Krefelder Suleiman Alikhanov mit Aleksander Kroczak gar den fünften der Kadetten-Weltmeisterschaften im Griechisch Römisch als Gegner! Zum Glück wird hier Freistil gekämpft. Und Suleiman scheint das nicht zu wissen, denn er ringt sehr respektlos mit ihm. Mit anderen Worten, er macht mit ihm, was er will. Gleich am Anfang noch hebt Suleiman seinen Gegner an beiden Beinen aus, er muss ihn nur noch werfen. Nur dann geht ihm die Luft aus, Kroczak ist fast 10 Kilo schwerer. Er schafft es nicht, den Neusser auf den Boden zu knallen, er stellt ihn brav wieder zurück auf seine Beine. Als wenn man einen fünften der Weltmeisterschaften nicht werfen dürfte.
Aber egal, noch in der ersten Minute macht Suleiman seine erste „Vier“, indem er Kroczak mit einer Beinschere unsanft auf die Matte befördert. Hier hat er sogar die Möglichkeit, zu schultern. Wir Krefelder haben schon mal was zu jubeln. Einen fünften Weltmeister zu schultern, das wäre schon was. Und wer weiß, ob es heute hier noch viel zu frohlocken gibt? Doch der Neusser kann sich raus retten, schade schade, das wäre es gewesen.
Auch in der zweiten Halbzeit macht Alikhanov weiter, wo er in der ersten Halbzeit aufgehört hat: Er setzt seinen Zerstörungsprogramm ungeniert fort, und schert sich weiter nicht drum, was für ein hochdekorierten Mann er vor sich stehen hat. Er kämpft wie entfesselt. In der vierten Minute schmettert er Kroczak wieder mit einem Beinfeger in die gefährliche Lage. Wir sehen den Gegner schon auf den Schultern, wir jubeln, was die Bronchien hergeben, doch der Kampfrichter sieht es nicht, leider, der Neusser hat wieder unglaublich Glück. Und gleich darauf fast wieder die selbe Situation, der fünfte der Weltmeisterschaften wird vorgeführt, wie ein Prügelknabe. Der Neusser liegt erneut platt auf dem Rücken. Und er hat erneutes Glück, dass der Schiri nicht wegen Schultersieg abpfeift.
Doch diese Kampfweise geht nicht spurlos an Suleiman vorbei. Er kann kaum mehr aufstehen, so erschöpft ist er. Der Kampfrichter duldet keine Verletzungspause, er ist hier nicht in vorweihnachtlicher Stimmung, ganz unbarmherzig scheucht er den Krefelder auf. Er hat gut reden, schließlich muss er nicht gegen den fünften der Weltmeisterschaften ringen.
Mit letzter Kraft kämpft Suleiman weiter. Und dann mobilisiert er die allerletzten Energiereserven, er macht die letzte „zwei“ des Kampfes, denn das waren die zwei Punkte, die noch zur technischen Überlegenheit fehlten. Das Publikum ist überglücklich mit diesem Sieg, damit hatten wir gar nicht gerechnet, vor allem auch noch in dieser Höhe. Ist heute etwa dennoch was drin für Krefeld?
Es sieht so aus, zumal der Krefelder Mert-Fatih Simsek gegen Negru Chiril einen vorzüglichen Kampf abliefert. Mert kämpft sehr sauberen Freistil, er greift blitzschnell die Beine an und erzielt mehrfach die Hintermann Position. Hier kann der Zuschauer sich entspannt zurücklehnen, denn Mert macht einen sicheren Job. In der ersten Minute noch dann schafft der Krefelder Fakten: Er nimmt den Neusser in die Zange, indem er den Kopf und ein Bein seines Gegners umschnürt. Das sieht Anfangs noch ganz unspektakulär aus, doch wir im Publikum wissen, das dies ein vorzüglicher Griff ist, um zu schultern. Und so bekomme ich gleich Schnappatmung bei dieser Aktion und fange an, vor Vorfreude zu brüllen. Jetzt wendet Mert seinen Gegner genüsslich langsam auf den Rücken, wie schön ist das denn, nun darf Mert nur nicht loslassen. Das macht er auch nicht, er ist ein alter ausgebuffter Profi, er macht alles richtig, Chiril wird auf die Schultern gerollt und gleichzeitig zusammengestaucht. Der Neusser hat keine Chance, abzuwehren. Der wunderschöne Schiedsrichterpfiff ertönt, das ist Engelsmusik in unseren Ohren, wir Zuschauer tanzen vor Freude, das sind fünf fette Punkte für die Mannschaft! Es steht 9:5 für die Krefelder nach drei Kämpfen, das sieht doch vorzüglich aus.
In dem anschließenden Frauenkampf hat Lina Sue Odendahl heute sogar mal eine Gegnerin. Mit Fabiana Giampa steht ihr eine Frau gegenüber, die über zehn Kilo schwerer ist als sie. Das wird eine schwere Aufgabe für die Krefelderin. Aber sie verkauft sich teuer. Und bei einer Aktion am Mattenrand schafft sie es sogar, ihre Gegnerin mit einem Kopfhüftzug in die gefährliche Lage zu befördern. Leider kann sich die Neusserin wieder raus winden. Letztendlich schafft es Lina Sue sogar, 4:3 nach Punkten zu gewinnen.
Im folgenden 98 Kilo Kampf zwischen dem Krefelder Jure Cubelic sieht es Anfangs gegen Dimitrios Demurtzidis sehr gut aus für die Gastgeber. Denn obwohl der Neusser ein sehr erfolgreicher Bundesligakämpfer ist, sieht Jure bis zur zweiten Minute stark aus. Er erhält sogar einen Punkt für seine aktivere Kampfweise, Demurtzidis muss auf den Boden. Hier riskiert Jure alles bei einem Durchdreher. Jure dreht, nur der Neusser dreht nicht mit. So liegt Cubelic auf dem Rücken, Demurtzidis zaudert nicht lange und schultert unseren Mann. Verdammt, verdammt, hier hatten wir mit einer Punkteniederlage gehofft, das sind jetzt fünf Punkte, die wir an Neuss abgeben. Das tut weh. Jetzt führt Neuss mit 11.12.
Als dann noch Abdul-Malik Magomadov für Krefeld in der 66 Kilo Klasse gegen Vladimir Mass deutlich nach Punkten 5:15 verliert, sehen wir langsam die Krefelder Felle wegschwimmen. Es steht jetzt 11:15 für Neuss zu der Pause, können wir das noch aufholen, zumal wir in der zweiten Halbzeit noch einen Ausfall haben werden.
Nach der Pause tritt in der 86 Kilo Klasse unser bärenstarker Kämpfer Ben Haeffner gegen Erich Marjalke an. Hier kommen bei mir nostalgische Gefühle hoch. Denn mit Marjalke hatte ich vor dreißig Jahren in Neuss trainiert. Er dürfte so um die 54 Jahr alt sein, er war einer der stärksten Bundesligakämpfer in jener Zeit.
Und er hält sich erstaunlich gut in der ersten Halbzeit. Er greift sogar gefährlich die Beine von Haeffner an. Der Krefelder muss alle seine Energie einsetzen, um abwehren zu können. In der ersten Halbzeit ist es noch ein Kampf auf Augenhöhe, Ben kann mit 3:0 in knapp Führung gehen. Doch die Zeit spielt für Haeffner, bis zur fünften Minute erringt er die technische Überlegenheit.
Ich bin erstaunt über die enorme Fitness des Neussers, er hat hier ein würdevolles Bild abgegeben und den Neussern tatsächlich noch einen Punkt gerettet.
Es steht jetzt 15:15 im Mannschaftsergebnis, sie sehen selbst, was für ein knapper und spannender Mannschaftsvergleich das hier und heute ist. Wir knabbern an den Nägeln und raufen unsere Haare, es knistert nur so vor Spannung.
Die folgende 71Kilo Begegnung ist ein Schlüsselkampf, hier muss Jakub Marchlewski von Krefeld gegen Anatolij Efremov punkten, sonst sieht es zappenduster aus für Krefeld. Hier sieht es auch nicht schlecht aus am Anfang , Jakub kann in der zweiten Minute mit einem Beinangriff in Führung gehen. Und Efremov ist für seine schlechte Kondition bekannt, wird er in der zweiten Halbzeit einbrechen? Tut er leider nicht, im Gegenteil, er überrascht uns und Jakub mit seiner guten Form und kann sogar noch einen knappen 2:4 Sieg einfahren. Nach der Niederlage liegt der Krefelder niedergeschlagen auf den Boden, er hat vor Frust keine Lust, mehr hochzukommen. Jetzt fasst ihn Efremov kameradschaftlich an die Schultern und hilft ihm hoch, er möchte ihn trösten. Eine nette Geste des Neussers, menschlich und mitfühlend. Er ist mir sofort sympathisch, auch wenn ich ihn nicht kenne.
Verdammt, diese Niederlage hatten wir nicht so auf dem Plan. Denn wir wissen, das in der kommenden 80 Kilo Klasse Ayoub Bolakhrif von Krefeld gegen Riccardo Vito Abbrescia aufgeben wird. Ayoub musste für Tim Stoll einspringen, der heute verhindert ist. Ayoub ist verletzt und gegen den starken Bundesligaringer von Neuss möchte er seine Gesundheit nicht auf Spiel setzen.
Es steht jetzt 15:21 für Neuss. Das war es dann für uns zwei Kämpfe vor Schluss, das können wir nicht aufholen, denn da kommen noch zwei weitere Granaten auf Neusser Seite, die sechs Punkte Vorsprung holen wir nicht mehr auf!
Im 75 Griechisch Römisch haben die Neusser mit Ardalan Karsiri einen Kämpfer aus dem Hut gezaubert, der bisher noch nicht eingesetzt wurde. Keiner kennt ihn hier, er ist ein unbeschriebenes Blatt für uns. Aber an den blühenden Blumenkohlohren und an dem zähen Körper kann man schon erahnen, da erwartet uns nichts gutes. Ich schauen heute bei Googel nach, und siehe da: Er ist ein alter Bundesligaveteran, der bei Aachen Walheim zu Bundesligazeiten in der ersten Mannschaft gekämpft hatte. Daher hat es Nikolai van Berkum, der bisher alle seine Kämpfe gewonnen hatte, gegen diesen starken Gegner sehr schwer. Wird er heute in Karsiri seinen Meister finden?
Wir sehen einen beinharten Kampf. Karsiri verhindert, wo er nur kann, er greift Handgelenke, kämpft aus der Außenarmklammer. Das einzige, was passiert, es fallen Verwarnungspunkte für van Berkum.
Der Neusser muss auf den Boden. Doch Nikolai schafft es weder, ihn auszuheben, noch ihn durchzudrehen. Die Abwehr von dem Neusser ist einfach zu stark. Bis zur fünften Minute geht es so zäh weiter, es passiert nichts, die beiden Kämpfer sind einfach zu gleichwertig. Das recht nicht für Krefeld, eine knapper Punktesieg wird nicht genug sein, das Nägelknabbern geht weiter.
Dann wird Nikolai auch noch auf den Boden geschickt. Das können wir hier gar nicht gebrauchen, das war es nun für Krefeld, denke ich mir, da ist nichts mehr drin. Karsiri versucht, Nikolai durchzudrehen. Doch Nikolai lässt sich nichts gefallen, er hat eine stählerne Verteidigung. So rutscht Karsiri bei dem versuchten Durchdreher auf die Seite. Van Berkum ist hellwach und springt über. Mit dem Arm als Hebel kann er seinen Gegner auf den Rücken wenden. Jetzt liegt die Sensation in der Luft, alle Krefelder rennen zu der Matte, um das ganz genau zu sehen und brüllen auf vor Freude. Ardalan Karsiri versucht alles, sich aus dem Schraubstockgriff von van Berkum zu retten, er versucht, sich aus der Zone zu retten. Doch Nikolai zieht ihn wieder rein. Der Neusser biegt seinen Rücken wunderschön rund zu einer hohen Brücke. Nikolai van Berkum aber zieht an dem Kopf und hebelt die Brücke flach. Es ist ein hin und her Gezerre. Man kann sein eigenes Wort nicht verstehen, denn gerade steht die Halle Kopf. Dann geht bei Karsiri die Luft raus, wie bei einer Luftmatratze, bei der man den Stöpsel zieht, Schultersieg! Die Krefelder taumeln vor Freude und liegen sich in den Armen, es steht jetzt tatsächlich nur noch 20:21 für Neuss. Da ist vor dem letzten Kampf noch alles drin, auch wenn die Neusser mit Olimjon Kholikov noch einen ausgezeichneten Kämpfer aufbieten können. Wird unser Philipp Haeffner das hier heute schaffen?
Er muss mit drei Punkten Unterschied gewinnen, das wären dann zwei Punkte für die Mannschaft, das würde genau reichen. Ist aber leichter gesagt als getan, weil sein Gegner, wie schon erwähnt, ein vorzüglicher Ringer ist, der bisher alles gewonnen hat in der Liga bis auf den Hinkampf gegen Nikolai van Berkum, gegen der er knapp nach Punkten verlor.
Wir sehen hier einen Kampf auf Augenhöhe. Das die Halle jetzt kocht wie eine Fritteuse kann man sich unschwer vorstellen. Vor allem, weil Philipp die ersten zwei Punkte bei einem Beinangriff einfährt. Zur Pause steht es 4:1 für Philipp. Der Kampf ist aber noch nicht in trockenen Tüchern, Kholikov hält gegen, er macht wiederum zwei zweier Wertungen, jetzt führt der Neusser 4:5. Wir feuern an, was das Zeug hält, auf der Steinstraße tobt der Bär. Philipp holt in der letzten Minute auf. Wir können sensationelle Abwehren von ihm jetzt sehen, der Neusser greift an, Philipp schert mit seinem Bein und die beiden drehen eine Rad, bei dem Kholikov senkrecht hernieder stürzt. Es sieht wunderschön und spektakulär aus was man hier sieht, doch die Krefelder wollen Punkte und zwar genau noch zwei. Die fehlen nur noch zu Glück und noch zum Sieg der Mannschaft. Die Zuschauer brüllen, was ihre Lungen hergeben, als wenn das die Punkte herbeiführen würde. Und als ob Philipp der Dramaturgie dieses Krimis gerecht zu werden, holt Haeffner zwei Sekunden vor Schluss noch die beiden ersehnten Punkte zur 9:5 Führung! Das ist eine Punktelandung sozusagen, ich schreie meine Freude in die FFP 2 Maske hinein, das sie sich aufbläht wie ein Ballon. Ist das ein geiler Abschluss des Abends So kann es die weiteren Kämpfe meinetwegen weitergehen.
Doch es sieht schlecht aus für die verbleibende Mannschaftssaison. Wird es die Corona Situation zulassen, weiterzukämpfen? Die Barockengel flöten es bereits von den Dächern, nächste Woche scheint die Begegnung gegen den holländischen Gegner in Landgraaf wegen der hohen Inzidenz Zahl auszufallen. Natürlich, die Gesundheit ist das wichtigste.
Kuschelsieg gegen Köln Mülheim
19.11 2021 Germania Krefeld setzt sich mit 10:39 souverän gegen Köln Mülheim durch
von Alex Jodas
Dieses mal war es ein geradezu gemütlicher Kampf für die Krefelder Gäste. Im Gegensatz zu den beiden letzten Kämpfen in Walheim oder in der Vorwoche gegen Essen, die wahre Nervenkriege waren. Die eng verloren oder gewonnen wurden und in denen es bisweilen recht hitzig zuging. Auch danach ging es im Internet heftig weiter. Es wurde gestritten, böse Worte sind gefallen.
Ich musste für meine Berichterstattung heftigste Kritik im Netz einstecken. Ich würde hetzen und sogar Hassbotschaften verbreiten. Wenn ich über das Ziel hinausgeschossen bin, dann tut es mir leid, dann bitte ich, dass zu entschuldigen.
Damit die zart besaiteten Naturen, die diese Berichterstattung so heftig kritisierten, nicht weiter Anstoß nehmen müssen, schreibe ich die heutige Reportage besonders sanft. Es wird auf gewisse Weise eine vorweihnachtlich wattierte Version. Piep, piep, piep, heute haben wir uns alle lieb!
So, nun zu den Kämpfen, oh hoppla, ich meine natürlich, zu den friedfertigen Begegnungen:
In der 57 Kilo Klasse hatte der jugendliche Abakar Mekhtiev von Krefeld gegen Tamim Hashimy keine Chance. Noch in der ersten Minute wird er geschultert.
Im Schwergewicht sehen wir zwischen dem Krefelder Suleiman Alikhanov gegen Mjachdin Matajev einen Kampf, der Anfangs noch halbwegs auf Augenhöhe verläuft. Matajev scheint Griechisch Römisch Kämpfer zu sein, er versucht den Krefelder oben zu binden. Suleiman lässt sich darauf ein und versucht den Kopfhüftzug. Es ist, wie gesagt, nur ein Versuch, der Kampfrichter gibt zum Glück dem Mülheimer keine zwei Punkte für die Hintermannposition, denn es ist ein abgerutschter Griff. Dann endlich besinnt sich der Krefelder seiner Stärken: Er zieht den Doppelbeinangriff und knallt, Pardon, er befördert seinen Gegner auf den Rücken. Dann geht alles ganz schnell, Matajev hat nicht die beste Brücke, und so wird er geschultert. Wir klatschen Beifall und rufen verzückt „Vortrefflich“oder „Welch ein vorzüglicher Griff“. Denn, wie jeder in der Region weiß und bestätigen kann, sind wir kultivierte Fans, die sich zu benehmen wissen. Aber Emotionen müssen nun mal sein!
Im 61 Kilo Kampf ringt für Krefeld Abdul-Malik Magomadov gegen Abdul-Malik Zubairaev. Nach seiner Meinung sei der Krefelder ein Freistilkämpfer. Dennoch hatte er eine bärenstarke Hinrunde, obgleich er Griechisch Römisch kämpfen musste. Und auch bei dieser Begegnung kann man in jeder Situation erkennen, das Malik lieber oberhalb der Gürtellinie kämpfen möchte, obwohl es ein Freistilkampf ist. Er kann eine Kopfschleuder ziehen und führt mit 0:2. Doch seine Griechisch Römisch Versuche gehen nicht weiter gut, er wird von seinem Gegner in einer Aktion abgefangen und geschultert.
Ist aber egal, weil der Kölner Übergewicht hat. Die fünf Punkte gehen also an Krefeld.
Im Halbschwergewicht kämpft Jure Cubelic gegen Enes Bozan. In den letzten zwei Kämpfen der Oberliga hatte Jure das Pech, gegen die stärksten Leute der Liga antreten zu müssen. Heute endlich kann er seine Klasse präsentieren. Im Stand ist der Krefelder drückend überlegen, Enes Bozan geht nur rückwärts und mauert. Klar, dass er wegen Passivität auf den Boden muss. Bozan kann sich winden und wehren wie er will. Cubelic hebt ihn fachmännisch aus, das macht er ganz professionell, auch wenn er erst wenige Jahre diesen Sport ausübt. Endlich hat er auch mal einen Gegner, der nicht so viel schwerer ist als Jure selbst.
Der Krefelder hält seinen Gegner in den Armen, doch der Mülheimer kann sich drehen. Es sieht aus, als würde der Bräutigam seine frisch geheiratete Gattin über die Schwelle tragen wollen. Doch was dann folgt ist nicht mehr so lieb, und diesen Part möchten die zart besaiteten Leser dann bitte überspringen, denn Jure donnert seinen Gegner vorne herum auf den Rücken, das die Matte nur so bebt und es den Staub aus den Fugen treibt. Jure hält seinen Gegner in dieser Lage fest. Der Mülheimer ist ganz konsterniert ob seiner misslichen Situation, doch da ist nicht zu machen, er wird geschultert! Die Krefelder huldigen ihren Kämpfer mit stehenden Ovationen. Chapeau für diese exzellente Leistung!
Im 66 Kilo Kampf steht für Krefeld mit Abdul Malik Abara ein ganz neuer Ringer auf der Matte, er ist gerade 16 Jahre alt und macht den Sport erst seit einem halben Jahr, ist also blutiger Anfänger. Aber er ist ein ungeschliffener Juwel, ein Mann, der sich instinktiv richtig bewegt, wie Trainer van Berkum mir erklärt. Doch in dieser Begegnung heute Abend hat er keine Chance, gegen Murad Akmurzaev wird er gleich bei der ersten Aktion geschultert.
In dem Frauenkampf hat Lina Sue Odendahl wieder keine Gegnerin, das sind weitere zwei Punkte als Geschenk.
Vor der Pause steht es schon 10:17, eine klare Sache ist das heute, zumal Krefeld in der zweiten Halbzeit stärker aufgestellt ist. Wir müssen uns also keine Sorgen machen.
In der 86 Kiloklasse hat Ben Haeffner einen Gegner, an dem er sich vor zwei Jahren fast die Zähne ausgebissen hatte. Karim Masaev ist ein ganz zäher Bursche, der bei seiner letzten Begegnung mit dem Krefelder fast jede Aktion verhindern konnte.
Doch heute knackt Ben diese harte Nuss. Nur er gibt den Ton an in dem Kampf, er kommt dieses Mal durch mit seinen Beinangriffen. In der zweiten Minute wird Haeffner Hintermann und greift sogleich die Beinschraube. Jetzt purzeln gleich mehrere Zweier Wertungen in Folge. Wie Krefelder honorieren dies mit einem Szenenapplaus.
In der fünften Minute macht Ben dann alles klar: Er gewinnt technisch Überlegen.
Als nächstes kommt die 71 Kilo Klasse mit Jakub Marchlewski, der Mann, der neben Nikolai van Berkum als einziger noch die weiße Weste des unbesiegten hat. In der Rückrunde steht er allerdings schlechter da, denn er muss hier Freistil ringen. Das liegt ihm nicht so gut, das kann man an den Aktionen gut erkennen. Er ist stets in Not, er muss sich den Beinangriffen von Malik Eliseev erwehren. Doch Marchlewski kann auch in diesem Beine-orientierten Stil gut improvisieren. Immer wieder windet er sich aus den Attacken des Mülheimer heraus und kann letztendlich die Punkte für sich gewinnen. Es muss deprimierend sein für Malik Eliseev, der eigentlich überlegen erscheint, er kann seine Dominanz aber nicht auf dem Papier verbuchen. So geht es weiter mit den Angriffen des Mülheimers, der es weiter tapfer versucht. Aber Marchlewski bringt ihn an den Rande der Verzweiflung, immer wieder kann er am Ende doch noch die Hintermann Position für sich erringen.
In einer Aktion hat Eliseev das Bein des Krefelders in seinen Armen, es scheint nur noch eine Formalität zu sein, das der Krefelder gleich kippt. Doch Jakub hatte heute noch bei Youtube eine Abwehr gesehen, die in diesem Fall anzuwenden wäre. Mit dieser theoretischen Kenntnis gewappnet versucht der Krefelder, diese Technik umzusetzen. Er greift den Fuß des Mülheimers, springt zur Seite und zieht am Fuß, während er gleichzeitig sein Bein nach oben schert. Eine äußerst effektive Abwehr, denn der Kölner landet auf dem Rücken. Und nicht nur das, Jakub kann ihn auch noch Schultern! Mann, wie geil ist das denn? Wir Krefelder Fans sind ganz aus dem Häuschen und brüllen unsere Freude in die Kölner Nacht, das ist ja wie in der Vorwoche, wo unser 71 Kilo Mann mit so einer Aktion den Mannschaftskampf gegen Essen zu kippen drohte!
Entschuldigung, ich muss mich zügeln, wir hatten natürlich nicht gebrüllt, es war nur ein jauchzen und ein frohlocken, das unseren beschwingten Kehlen entsprang, wie gesagt, ich will hier keinen mit meiner rüpelhafter Schreibweise echauffieren.
In der 80 Kilo Klasse macht es Tim Stoll heute auch kurz. Sein jugendlicher Gegner Deni Hungaev muss noch in der ersten Minute wegen Passivität auf den Boden. Stoll dreht seinen Gegner durch. Nicht nur ein-zwei Mal, nein, gleich viele Male muss der Mühlheimer die Rollen über sich ergehen lassen, es geht zu wie in einer Wachmaschine, im Schleudergang wirbelt ihn der Krefelder auf dem Boden und paniert ihn von allen Seiten mit dem Mattenstaub.
Das bedeutet die technische Überlegenheit in der ersten Minute, das sind weiter vier Punkte für Krefeld zum 10:30 für die Gäste. Der Mannschaftskampf ist also für die Krefelder schon gewonnen, da können die nächsten Kölner Kämpfer sich anstrengen wie sie wollen.
Es bleiben noch die beiden 75 Kilo Kämpfe. Im Freistil kämpft Philipp Haeffner für Krefeld gegen Mahmut Akbulut. Die beiden waren schon beim Hinkampf aufeinandergetroffen, hier hatte der Kölner noch zwei Punkte mit einer Kopfrolle erkämpft, war aber letztendlich technisch unterlegen. Heute jedoch macht Philipp überhaupt keinen Fehler. Die Sache ist schnell beendet, in der dritten Minute gewinnt er technisch Überlegen.
Auch Nikolai van Berkum macht es kurz und schmerzlos. Noch in der ersten Minute hebt er seinen Gegner verkehrt herum aus der Bodenlage aus, um ihn gleich darauf wieder niederzuwerfen. Senkrecht wie ein Geschoss landet sein Gegner auf dem Boden. Es sieht halsbrecherisch aus, zum Glück sind die Matten weich und der Ringernacken stabil. Van Berkum lässt seinen Gegner nicht los und fixiert ihn auf der Schulter: Schultersieg nach einer Minute!
Das war eine kurze Geschichte heute, jeder Kampf wurde vorzeitig beendet. Es gab sieben Schulterniederlage und drei technisch überlegene Siege.
Daher ist der Mannschaftskampf schon nach einer Dreiviertelstunde beendet. Auch nicht schlecht, kommt man eben früher ins Bett. Oder man kann, ganz nach Bedarf, früher auf die Piste.
Krefeld verliert seinen Kampf trotz Sieg!
13.11.2021: Krefeld ist gegen Essen Dellwig mit 13:16 äußerst knapp unterlegen
von Alex Jodas
Sie lesen recht, die Germanen haben an diesem denkwürdigen Tag dennoch irgendwie gewonnen. In den Listen ist der Sieg natürlich unanfechtbar, das will ich gar nicht anzweifeln, ich will ja keine Fakten leugnen. Nein, moralisch haben die Krefelder letztendlich gewonnen, denn sie haben den übermächtigen Gegner böse ärgern können. Der Gegner hatte speziell für diesen Abend alles an Kämpfern angekarrt, was das Portemonnaie des spendablen Sponsors hergab. So wurden alleine drei Nationalathleten nur für diesen einen Krefelder Kampf aus der Türkei eingeflogen. Sie wollten am diesem Abend nichts dem Zufall überlassen. In dem Hinkampf hatten die Essener nämlich ähnlich knapp mit nur zwei Punkten Vorsprung verloren. Ein Affront, den die Ruhrstädter wohl nicht auf sich sitzen lassen wollten. Die nass geweinten Kopfkissen sind in Essen inzwischen wieder getrocknet, die Tränen sind längst die Ruhr hernieder geflossen. Heute wollten die Essener Köpfe rollen sehen, die Rache sollte schrecklich werden. So waren sie waren mit unglaublich vielen Fans angereist, so viel, alle wollten das Gemetzel mit ansehen. Leider mussten wegen der Corona-Beschränkungen etliche Fans abgewiesen werden.
Der Kampfabend war auch deshalb besonders brisant, weil der Sieg die Führung der Tabelle bedeutet. Und somit die Möglichkeit zum Einzug in das Oberligafinale offen hält. Und als Folge dessen den Aufstieg in die zweite Bundesliga.
Einige in der Krefelder Mannschaft, vor allem aus den unteren Gewichtsklassen, mussten erheblich Gewicht machen. Mager sahen sie aus und ausgemergelt. Hungrige Augen schauten tief aus ihren Höhlen. Und während die anderen um sie herum vorweihnachtlich schlemmen durften, mussten diese armen Kreaturen in gähnend leere Teller blicken.
So, genug gelabert, jetzt geht es zu den Kämpfen:
In 57 Kilo steht für Krefeld Abdul-Malik Magomadov gegen Matin Sakhi auf der Matte. Der Essener hatte bisher alle seine Kämpfe gewonnen, die meisten auf Schulter. Wir sind also gewarnt. Doch Malik kämpft respektlos gegen Sakhi, es ist ein Kampf auf Augenhöhe. Der Essener muss in der vierten Minute wegen Passivität auf den Boden. Hier hebt ihn Malik aus und kann ihn mit letzter Kraft überstürzen. Das sieht sehr riskant aus, er geht fast selber in die gefährliche Lage. Geht aber noch gerade gut. Malik hat Körner lassen müssen, weil auch er einige Kilo Gewicht machen musste. Aber dennoch rotiert er gleich darauf noch einen Durchdreher. Jetzt führt Malik sogar 7:2, das Publikum ist verzückt vor Freude und feuert frenetisch an. Aber Sakhi steckt nicht auf, er kann einen Überstürzer bei Malik ziehen. Malik führt nur noch 7:6, das ist ein ganz enges Ding hier schon im ersten Kampf, das ist unheimlich spannend, ich kann nicht hingucken aus Angst, als Malik fast geschultert wird. Zum Glück ist die Aktin in der Zone, er kann sich raus retten. Am Ende des Kampfes greift der Essener Malik um die Hüfte. Er will ein Überstürzer ziehen. Doch Malik klammert ihn ab und zieht seinerseits eine astreine Suplex. Der Essener landet in der gefährlichen Lage. Eine Aktion, die eindeutig von Malik ausgegangen ist. Doch der Kampfrichter gibt Sakhi vier Punkte für was auch immer und Malik nur zwei. Es steht zum Ende des Kampfes 10:10 Unentschieden, und weil der Essener mehr Vierer Wertungen aufzuweisen hatte, verliert Malik seinen Kampf. Hier hatte der Kampfrichter durch seine Fehlentscheidung dem Krefelder seinen Sieg genommen.
Das war schon mal nicht schlecht, das Leichtgewicht war bisher eine Achillesverse der Mannschaft, da hatten wir fast immer fünf Punkte abgegeben. Auch wenn dieser Kampf in meinen Augen eigentlich ein Sieg gewesen sein müsste.
Nun sehen wir im Schwergewicht zum ersten Mal Suleiman Alikhanov. Sein Gegner Mirac Gümüs ist einer der Spitzenathleten aus der Türkei, die eingeflogen wurden. Suleiman sieht gegen den fünften der Türkischen Meisterschaften anfangs gut aus. Er kann ihn bedrängen, der Essener muss die Matte verlassen, Suleiman macht einen Punkt. Gümüs fasst den Krefelder im Zwiegriff. Das gefällt Suleiman gar nicht, er fühlt sich sichtbar unwohl in diesem Griff. Kann sich aber auch nicht befreien. Und dann kommt er, vorhersehbar und mit Ansage, die Schleuder von Gümüs. Suleiman wird fast geschultert, kann sich aber noch raus retten. Puh, was für ein Krimi, das sind vier Punkte für Essen, wir sind geschockt.
In der zweiten Halbzeit kann Suleiman einen Beinangriff des Esseners kontern: Das gibt saftige vier Punkte, wir Krefelder haben was zu jubeln. Doch der Essener setzt wieder seinen Zwiegriff an.Und obwohl Suleiman gewarnt sein müsste, kann Gümüs wieder seine Schleuder ziehen. Suleiman holt zwar noch weiter vier Punkte auf, verliert aber seinen Kampf 9:10 denkbar knapp nach Punkten.
Schon deutlicher verliert auch Mert-Fatih Simsek für Krefeld gegen Alim Adzhiev nach Punkten 6:15. Er hat immerhin die Schulterniederlage verhindert, die wir im Hinkampf in dieser Gewichtsklasse zu verzeichnen hatten. Es steht jetzt 0:5 für Essen.
Im Frauenkampf verliert die Krefelderin Lina Sue Odendahl gegen Norah Elisabeth Röttgen 0:9 nach Punkten.
Im Halbschwergewicht 98 Kilo hat Jure Cubelic mit Björn Holk einen schweren Gegner:
Sein Name versetzt einen allein Angst und Schrecken. Hochdekoriert ist er mit nationalen und internationalen Titeln. Er ist inzwischen schon 40 Jahre alt. Aber er verweigert hartnäckig den Alterungsprozess. Ähnlich wie Adam Juretzko der noch einmal zehn Jahre älter ist und tatsächlich bis heute in der ersten Liga kämpft. Die beiden setzen die Naturgesetze außer Kraft. Statt sich nette Hobbys zu suchen wie Briefmarkensammeln oder Modelleisenbahnen im Keller aufzubauen. Also ein normales würdevolles Altern, wie es sich für in die Jahre gekommene Herren gebührt. Nein, sie machen trotzig weiter wie immer und verprügeln junge Leute auf der Matte, die ihre Kinder seien könnten. Ja geht es noch? Ja, es geht noch! Das ist unglaublich cool, das würde ich gerne auch können!
Jure verliert technisch unterlegen in der fünften Minute. Jetzt hat Krefeld bereits fünf Kämpfe verloren, es steht 2:11 für Essen. Das ist aber noch keine hoffnungslose Situation, im Gegenteil, die Krefelder Fans sind weiterhin hochmotiviert und brüllen ihre Jungs zu Höchstleistungen an. Die Kämpfe wurden zum Glück meist knapp verloren, es ist also noch immer alles drin. In der 66 Kiloklasse kocht bei dem Kampf zwischen Amer Bolakhrif für Krefeld gegen Pietro Sabatino die Halle. Denn hier fängt Amer gleich formidabel an. Der Essener möchte ihn am Mattenrand raus schieben. Amer nutzt den Druck des Esseners und zieht einen Armschulterzug: Sabatino knallt auf den Rücken, das gibt dralle vier Punkte für Amer, die Krefelder Fans schreien sich die Seele aus dem Leib vor Freude.
In der zweiten Minute muss der Essener auf den Boden. Jetzt schon freuen sich die Krefelder auf das, was dann folgen mag. Denn wenn ein Bolakhrif was kann, dann ist es der Bodenkampf. Vor allem die Ausheber haben es ihm angetan.
Nun angelt Amer Sabatinos Hüfte, der sich schwer macht wie ein Nilpferd. Doch es nützt ihm nichts, Armer hebt ihn eine Etage höher. Jetzt zappelt er hilflos in den Armen des Krefelders. Wir Publikum machen schon Ohhh und Ahh, in Erwartung dessen, was gleich mit Sabatino passieren wird: Und schon fliegt er so schön rund und steil durch die Krefelder Luft, das es nur so eine Freude ist. Fünf gesalzene Punkte sind das, der Fan Block feiert, als hätte Krefeld somit schon gewonnen. Hat Krefeld natürlich nicht, aber dieser Kampf geht an Bolakhrif, er siegt 13:7 nach Punkten.
Es steht zur Pause 4:11 für Essen. Das sieht schlecht aus für Krefeld. Aber immer noch nicht hoffnungslos.
Nach der Pause tritt in der 86 Kilo Klasse Ben Haeffner für Krefeld gegen Halil Ibrahim Sarikaya an. Sarikaya ist auch einer von den eingeflogenen Spitzenringern aus der Türkei, er ist dritter der türkischer Meister. Doch Ben Haeffner ist in blendender Form, er ist jung, er ist hungrig, er ist mit seiner jetzigen Qualität kaum zu besiegen.
Wir sehen einen Kampf auf Augenhöhe. Erst führt der Essener durch zwei Beinangriffe, dann der Krefelder. Das heißt, es steht bis zur letzten Minute 4:4, doch da der Krefelder die letzten Punkte geholt hatte, führt er bis zu diesem Zeitpunkt. Ben ringt sehr diszipliniert, er kämpft heute nicht seine kraftverzehrenden Dauerangriffe. Es scheint sich zu lohnen, es spricht einiges dafür, das er den Sieg einfährt. Doch buchstäblich in der letzten Sekunde holt Sarikaya mit einem Beinangriff noch eine „Zwei“. Ben schafft es zwar noch, ihn zu übertragen. Doch der Kampf ist bereits abgepfiffen, die Punkte zählen nicht. So wird Haeffner noch auf den allerletzten Metern abgefangen. Es ärgert sich hier vor allem Ben Haeffner selbst über diese so unglückliche Niederlage, er schlägt frustriert auf die Matte ein. Ich kann es ihm nicht verdenken, das ist so schade, er war so nahe dran an dem Sieg.
Aber das tut der Stimmung keinen Abbruch, das Publikum ist verzückt über diesen vorzüglichen Kampf und applaudiert über diese Leistung. Es steht nun 4:12 für Essen, die Lage wird immer hoffnungsloser für Krefeld, die Schlinge zieht sich zu.
In der 71 Kilo Klasse sehe ich Jakub Marchlewski zum ersten mal im freien Stil kämpfen. Er muss gegen Amir Adzhiev kämpfen. Jakub ist Griechisch Römisch Spezialist. Aber er war zwei Jahre lang auf Abwegen und hat MMA-Kampfsport ausgeübt. Das scheint seiner Freistiltechnik förderlich gewesen zu sein. Denn man kann in diesem Kampf erkennen, dass Jakub ganz genau weiß, was er hier tut. Anfangs führt der Essener, er erzielt Punkte bei Beinangriffen. Doch Jakub kann auch Beine angreifen, das ist nicht dem Freistilspezialisten vorbehalten, wer sagt denn, das ein Griechisch Römisch Kämpfer dass nicht darf? Zur Pause steht es 4:3 für den Essener, es scheint hier also auch eine hauchdünne, knappe Angelegenheit zu werden.
In der vierten Minute versucht es Adzhiev mit einem Beinangriff. Doch hier erteilt der Krefelder dem Essener eine Freistil Lektion: Man darf nie den Kopf zu nahe ans Bein stellen! Denn diese Körperteile packt sich nun Jakub Marchlewski und umschlingt sie zu einem Gebinde. Nun steht es plötzlich schlecht für den Essener.
Ich kann es gar nicht glauben, was meine Augen da sehen, wache ich oder träume ich etwa? Das ist die Chance für Jakub, seinen Gegner zu schultern, er darf ihn da auf keinen Fall raus lassen. Ich hoffe, das weiß auch Jakub. Aber er macht alles wie ein Profi, er dreht seinen Gegner auf den Rücken. Und sie können sich sicher vorstellen, was nun los ist in der Halle. Die Leute haben die Sensation vor Augen, sie schreien nun, als wenn es kein Morgen gäbe. Alles sieht nach Schultersieg aus! Und das noch gegen einen Mann, der bisher eine lupenreine Kampfbilanz aufzuweisen hatte, er hat alle seine Kämpfe gewonnen. Bis zu diesem Zeitpunkt. Auch wenn Adzhiev zappelt und sich windet, er kommt da nicht raus. Der „Todeskampf“ dauert gefühlt eine Ewigkeit. Der Kampfrichter lässt sich alle Zeit der Welt, er schaut von hier und schaut er von dort, dann muss er sich endlich eingestehen: Schultersieg! Jetzt kocht die Halle wie ein Hochofen im Pott, jetzt sind alle glücklich und toben vor Freude, zumindest auf Krefelder Seite, die Essener werden plötzlich ganz leise. Na klar, das hatten sie nicht auf der Rechnung.
Jetzt steht es nur noch 9:12 für Essen, da ist jetzt doch noch alles drin für Krefeld, es keimt Hoffnung auf. Und ich bin sicher, die Essener haben jetzt auch leichte Zweifel, ob sie ihren so klar geglaubten Sieg in der Tasche haben.
Auch, weil in der 80 Kilo Klasse zugleich ein Kampf folgt, bei der der Krefelder Tim Stoll der hohe Favorit ist.
Stoll ist überlegen. Aber er kämpft zu zaghaft, er ist nicht in bester Form im Augenblick. Er gewinnt zwar den Kampf gegen Dimitri Wegner knapp 4:2 nach Punkten. Doch da wäre mehr drin gewesen für den Neu-Krefelder. Es steht jetzt 10:12 für Essen.
Im 75 Kilo Griechisch Römisch Kampf bekommt Nikolai van Berkum den Freistil Spezialisten Alexander Storck aus Essen als Gegner zugewiesen.
Nikolai hat bisher noch keinen Kampf verloren, er ist der sicherste Kämpfer von Krefeld, auf ihn kann man sich verlassen. Doch er muss heute möglichst viel Punkte bringen, sonst wird es am Ende nicht reichen. Nikolai gibt sich redlich Mühe. Doch Strock ist ein ausgebuffter Profi, im Stand kommt der Krefelder gegen ihn nicht an. Dann geht es runter auf den Boden. Hier nimmt Storck den Oberkörper hoch und verschließt seine Flanken mit Arm und Beinen. Das ist nicht zulässig im Griechisch Römisch Bodenkampf. Doch das scheint der Kampfrichter nicht zu wissen, er geht nicht dagegen vor. So schafft es van Berkum erst nicht, ihn auszuheben. Für einen Durchdreher reicht es aber alle Male.
Der Kampf bleibt weiter recht unansehnlich, Storck mauert und Nikolai findet keine Mittel gegen ihn im Stand. Aber am Boden kann der Neu Krefelder punkten, letztendlich gewinnt er deutlich 12:4 nach Punkten. Da hatten wir uns insgeheim mehr erhofft, doch Storck hatte gut verteidigt, das hätte ich dem Freistil Spezialisten nicht zugetraut.
Jetzt führen die Krefelder zum ersten mal tatsächlich 13:12 hauchdünn nach Punkten vor dem letzten Kampf! Auch eine 13:14 Niederlage würde uns zur Tabellenspitze reichen, denn Krefeld hatte beim Hinkampf mit zwei Punkten gegen Essen gewonnen.
Aber das dieser Vorsprung wohl nicht reichen wird, ist uns schon bewusst. Denn wir wissen, auf wen Phillipp Haeffner als Gegner wartet: Cavit Acar, amtierender türkischer Meister und dritter der Kadetten Weltmeisterschaft.
In der ersten Halbzeit kämpft Philipp wie entfesselt auf Augenhöhe. Er liegt zwar bis zu Pause ganz knapp 0:3 zurück. Aber das sieht ausgeglichen aus, ist da vielleicht doch noch was zu holen?
Ein Fünkchen Resthoffnung keimt in einem. Der große Überraschungsgriff von Philipp oder ein Schwächeanfall des Gegners. Herr, lasse den Gegner einfach auf die Schultern fallen! Was auch immer, jedes Pünktchen wird hier heute gebraucht.
Doch Ringen ist und bleibt einfach nur Physik. Die mathematischen Gesetze von Hebelkräften und Technik wirken hier.
Es kommt leider nicht so, Acar fällt nicht auf die Schultern. Letzten Endes verliert Philipp technisch unterlegen.
Das war es für Krefeld heute, der Mannschaftskampf ist verloren. Der Sieg von Essen geht in Ordnung, sie haben zwar ein wenig glücklich gewonnen, aber das ist ok. Schließlich hatte Krefeld im Hinkampf gegen Essen und gegen Aachen auch mit sehr viel Glück gewinnen können. Das ist ausgleichende Gerechtigkeit, statistisch ausgewogen sozusagen. So gratuliere ich Essen zu dem Sieg und zu dem ersten Platz. Das war heute ein Sieg und eine vorzügliche Werbung für das Ringen, alle Zuschauer waren heute geflasht, das hatte heute schon Zweitliganiveau, was dem Publikum hier geboten wurde. Das ist eine Niederlage, die sich anfühlt wie ein Sieg.
Schmutziger Sieg der Krefelder gegen Aachen Walheim
7.11.2021 Mit einem 20:21 kommen die Germanen noch mal mit einem blauen Auge davon
von Alex Jodas
Damit hätte an diesem Tage hier keiner gerechnet. Die Krefelder „Favoriten“, wie sie von dem Moderator angekündigt wurden, hatten sich nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Das war ein Arbeitssieg auf den letzten Drücker. Mit Hängen und Würgen hatten sie sich letztendlich noch zum Erfolg gezittert.
Das die Walheimer den Krefeldern Favoriten so gefährlich werden konnten, hatte wohl keiner auf dem Plan. Bis zum letzten Kampf führten die Gastgeber 21:17. Nur mit einem Schultersieg konnte Niklas van Berkum die Mannschaft noch zum Sieg führen.
Im Vorfeld gab es bereits Probleme für die Krefelder. Der Leichtgewichtler Abakar Mekhtiev war verletzt. Woher nun einen neuen nehmen? Zum Glück erklärte sich der jugendliche Leyan Can Colak bereit, es zu versuchen. Denn er ist für die 57 Kiloklasse viel zu leicht. Er wiegt gerade mal 49 Kilo.Er versuchte die Woche schon alles, um sein Gewicht hochzubekommen. Aber trotz intensiven futterns war Leyan noch am Sonntag gerade mal 50 Kilo schwer.
Wird er sich auf die erforderlichen 52 Kilo noch „hochsaufen“ können?
Dann auf der Autobahnfahrt erfahren wir die nächste Hiobsbotschaft: Unser Halbschwergewichtler Suleiman Alikhano hat verschlafen. Er musste in der Nacht zuvor in Schicht arbeiten. Zwei Stunden vor der Waage war er erst aufgewacht. Das war zu spät, um noch pünktlich aus Bielefeld einzutreffen. Verdammt, verdammt, wir waren mit dem Germanenkonvoi schon in Mönchengladbach. Uns musste schnell einen Alternative einfallen: Wir kehren um und holen unseren Griechisch Römisch Spezialisten Jure Cubelic ab.
Na, immerhin konnten wir somit die komplette Mannschaft stellen.
In dem Leichtgewichtskampf steht nun Leyan Can Colak von Krefeld gegen Atiquallah Goldad auf der Matte. Leyan hat den Kampf mit der Flasche im Vorfeld bereits gewonnen: Auf den Punkt genau 52 Kilo hat er sich hochgetrunken, Das ist ja schon mal was. Wird er auch gegen seinen erwachsenen Gegner bestehen können?
Es ist der erste Mannschaftskampf für den Krefelder, wir sind alle hochgespannt, zumal er noch vor einem Monat deutscher B- Jugend Meister geworden ist. Er beginnt recht nervös, greift an, als wenn es kein Morgen gäbe. Doch Goldad ist ihm körperlich überlegen und kann ihn übertragen.
Nach anderthalb Minuten steht es schon 6:1 für den Walheimer. Aber Leyan ist blitzschnell, nur er greift an. Und in der zweiten Minute kommt er gleich mehrfach durch mit seinen Beinangriffen, er kann Hintermann werden.
Bis zur Halbzeit liegt er drei Punkte zurück. In der Pause bekommt er Anweisung vom Trainer, was in der Technik zu verbessern ist. Und siehe da, jetzt punktet fast nur noch Colak. Fleißig wie ein chinesischer Schichtarbeiter holt er Punkt um Punkt. Er führt in der fünften Minute bereits mit sechs Punkten, er könnte den Sack jetzt zumachen. Macht er aber nicht, er greift weiter an, er ist hungrig. Er will jetzt mehr, er will dem Publikum was bieten. Das geht aber leider in die Hose, er gibt gleich zweimal zwei „Zweien“ ab, weil ihn der Walheimer jedes mal überträgt. Es wird noch richtig eng zum Ende des Kampfes, es ist unglaublich spannend. Der in großer Anzahl angereiste Fan Block hat schon ordentlich was anzufeuern. Der Krefelder kann aber seine Führung zum Glück bis zum Schluss halten. Er gewinnt 14:16 hochverdient.
Das war doch schon mal was, so kann es weitergehen. Zumal Nigel Weber einen viel leichteren Gegner hat als er selbst, fast 35 Kilo mehr hat der Krefelder gegen Vitali Stotskii auf den Rippen. Doch das Gewicht nicht alles ist, können wir an diesem Kampf schmerzhaft erkennen. Nigel schafft es nicht, einen einzigen Punkt zu erzielen. Der leichte Walheimer ist zu geschickt und zu schnell. Im Gegenteil, er zeiht einen Armschulterzug bei Nigel und kann auch bei einen Rumreißer Hintermann werden. So verliert Nigel deutlich mit 10:0 nach Punkten.
Wir sind geschockt, doch ein Beinbruch ist dies beileibe nicht, das sind immerhin zwei Punkte weniger als bei einer Schulterniederlage.
Ebenso schlecht weiter geht es in der 61 Kilo Klasse. Hier muss sich der Krefelder Abdul-Malik Magomadov sogar zweimal gegen Said Mehdi Asadi aus der gefährlichen Lage retten. Malik verliert 15:2. Immerhin, das sind zwei Punkte weniger als eine Schulterniederlage.
Im Halbschwergewicht kämpft der Krefelder Jure Cubelic gegen Martin Otto. Jure tut mir leid, er hat Pech, das er einen der stärksten Kämpfer der Liga vor sich hat. Otto ist fast 10 Kilo schwerer als Jure. Wir hatten überhaupt Glück, dass sich Jure für diesen Kampf zur Verfügung gestellt hatte, denn er lag krank in seinem Bett, als wir ihn heute überredet hatten, ihn als Ersatz für Suleiman Alikhano zu stellen.
Otto ringt von Anfang an ein hohes Tempo und geht dabei unangenehm unsportlich vor: Er knallt Jure rechts und links die Hände in den Nacken, um ihn aus dem Gleichgewicht zu schlagen.
Es sieht aus, als ob ein Schüler aus der Oberstufe ein Kind aus einer unteren Klasse auf dem Pausenhof vertrimmen wollte. Das schmutzige, ungerechte Spiel, das man so kennt. Aber welches sich keiner entgehen lassen will. Obwohl klar ist, wie es ausgehen wird. Alle sind froh, nicht das Opfer zu sein. Aber keiner will das verpassen.
Otto wird Hintermann und dreht Jure durch. Und noch einmal und noch einmal. Die Walheimer feiern jeden Durchdreher mit wilden Jubel. Jure droht unter die Räder zu kommen.
In der zweiten Minute kann Jure kurz seine Klasse zeigen: Er wirft Otto mit einer Suplex in die gefährliche Lage. Doch das tangiert Otto nicht sonderlich, er macht unbeeindruckt weiter mit seinem Vernichtungsprogramm. Noch in der ersten Halbzeit ist Schluss, Jure verliert technisch Unterlegen.
Es steht jetzt schon 10:1 für Walheim nach dem vierten Kampf. Mann, das wird eng heute, das hatte ich mir nicht so vorgestellt gegen den vorletzten der Oberligatabelle
Zwischendurch wird der Frauenkampf ausgetragen. Hier bekommen wir auf Walheimer Seite mit Nina Hemmer tatsächlich eine amtierende Vize-Weltmeisterin zu sehen. Da hat Lina Sue Odendahl für Krefeld natürlich keine Chance. In einer Minute macht es Nina mit einem Schultersieg klar. Besonders bin ich von der Brücke von Lina Sue beeindruckt. Die Krefelderin ist elastisch wie eine Schlangenfrau, das ist schon Varietéreif, was sie hier vorführt. Sie krümmt sich so stark, das ist keine Brücke mehr, das ist schon mehr ein Rad. Wegrollen könnte man sie von hier, so sehr steht ihr Körper unter Spannung. Wegrollen, wie bei einem Reifenwechsel, denke ich mir.
Für diesen Sieg gibt es auf beiden Seiten zwei Punkte, der Sieg war also letztendlich für die Katz. Letzte Woche noch hatte ich diese Regelung angeprangert. Doch was interessiert mich mein Geschwätz von gestern, heute kann ich mich mit dieser Bestimmung gut arrangieren.
Vor der Pause kommt der 66 Kilo Kampf mit Mert Simsek auf Krefelder Seite gegen Sean Ullrich. Mert gefällt mir heute sehr gut. Er steigert sich von Woche zu Woche zusehends.
Der Krefelder setzt noch in der ersten Minute ein Gepäckträger an. Er muss hierfür sehr tief abtauchen, das sieht riskant aus. Doch der Griff wird schulmeisterlich ausgeführt, er kippt Ullrich auf den Rücken: Jetzt hat es Mert in der Hand, ihn zu schultern. „Mach es, Mach es !“, schreien wir ihm zu. Er ist brav und hört auf uns. Er macht es und schultert seinen Gegner. Die Krefelder Fans sind aus dem Häuschen, nach vier verlorenen Kämpfen gibt es endlich wieder richtig was zu jubeln. Das gefällt uns sehr sehr gut, das sind fette Fünf Punkte, heute wird noch jeder Punkt besonders wertvoll werden.
Es steht jetzt 12:8 für Walheim, das geht ja noch, sieht ja doch nicht so schlimm aus für Krefeld, da ist noch alles drin.
Nach der Pause geht es in der 86 Kilo-Klasse mit Tim Stoll für Krefeld gegen Marco Kreutz weiter. Tim Stoll macht seinen Job gut, sein Gegner ist Freistilspezialist und kämpft daher sehr tief. Das sieht passiv aus. So muss er auf den Boden. Hier macht Tim Stoll das, was ein guter Griechisch Römisch Mann machen muss: Er dreht ihn nach Belieben durch. Bis zur Pause steht es schon 1:7 für Stoll. Das sieht komfortabel aus, ich denke, bei diesem Kampf müssen wir uns keine Sorgen machen und freue mich schon insgeheim auf eine technische Überlegenheit.
Doch da habe ich mich geschnitten, es wird anders laufen. Denn nach der Halbzeit ist Stoll unkonzentriert und lässt einen Rumreißer zu. Nicht weiter schlimm, denke ich mir, denn am Boden wird ein Freistiler gegen ein Griechisch Römisch Spezialisten nicht viel ausrichten können. So sieht es Anfangs auch aus, Kreuz nestelt am Nacken von Stoll, er versucht den Nelson. Das ist ein Griff, den man eher aus dem Kinderbereich her kennt, weil er so einfach anzuwenden ist.
Kreuz arbeitet und rackert an dem Kopf von Stoll, ohne das irgendwas passiert. Und er bricht sich einen ab, es geschieht immer noch nichts. Das geht bestimmt eine halbe Minute so. Warum pfeift der Kampfrichter nicht ab? Wir rufen „Stand, Stand“, damit der Kampf im Stand weitergeführt wird. Interessiert den Kampfrichter aber nicht, er schaut weiter auf den Boden und wartet geduldig, das irgendwas passiert. Und dann geschieht es tatsächlich: Stoll wird auf den Rücken gehebelt. Jetzt steigt die Stimmung in der Halle explosionsartig an, jetzt wittern die Walheimer die Sensation. Ich kann gar nicht hinschauen. Dann höre ich es am Jubel des Publikums, Tim Stoll wurde geschultert! Nein, das darf nicht sein, das ist das Ende für uns an diesem Abend, jetzt können wir einpacken, das war es dann, Gute Nacht! Die Laune ist im Keller, es steht jetzt 17:8 für Walheim, das können wir doch unmöglich aufholen.
In der 71 Kilo kommt mit Jakub Marchlewski eine Bank für Krefeld gegen Fabian Schnell auf die Matte.Denn Jakub hat diese Saison noch keinen Kampf verloren, er ist in einer blendenden Form. Er macht es schnell in seinem Kampf, in der zweiten Minute hebt er seinen Gegner an der Hüfte aus, um ihn überzustürzen. Schnell wehrt ab und wendet sich den Armen von Marchlewski. Das macht Jakub nichts, er improvisiert und statt ihn hinten überzuwerfen setzte er seinen Gegner vorne auf den Rücken und schultert ihn! So einfach kann es gehen, das ist mir heute ganz recht.
Im folgenden 80 Kilo Kampf macht es auch Ben Haeffner für Krefeld gegen Marcel Graf schnell. In der vierten Minute gewinnt er die technische Überlegenheit. Wir können wieder hoffen, es steht jetzt 17:17 Unentschieden für die Mannschaften. Mann, ist das eine enge Kiste heute.
Im vorletzten Kampf kommt der Bruder Philipp Haeffner für Krefeld gegen Ibragim Veliyev technisch Unterlegen unter die Räder. Der Gegner von ihm ist ein ganz harter Brocken, er hatte jahrelang auch in der Bundesliga gerungen, da wussten wir, das es schwer wird für unseren Mann.
Erschüttert stehen wir auf der Tribüne , wir können es nicht fassen, und werden ganz blass. Jetzt führen die Walheimer 21:17.
Jetzt kann uns nur noch ein Schultersieg den Gewinn bringen. Wie soll Niklas das nur schaffen gegen Martin Otto, der auch ein erfahrener Ringer ist? Was für eine Verantwortung für den letzten Kämpfer Nikolai van Berkum.
Otto hat sicherlich auch die Hosen voll, die Erwartungen der Walheimer ruhen jetzt auf ihn. Er ringt sehr passiv, er will nichts riskieren. Nach einer Minute muss er auf den Boden. Und jetzt geht alles ganz schnell: Van Berkum hebt den Walheimer aus und stürzt ihn im hohen Bogen unsanft nach hinten.
Michael Otto fliegt senkrecht auf den Boden. Es sieht aus, als wenn er im Schwimmbad ein Kopfsprung machen würde. Kurzzeitig knallt die Schulter dabei platt auf die Matte. Der Kampfrichter sieht genau hin und pfeift ab: Schultersieg! Wir Krefelder können unser Glück nicht fassen, wir schreien den Frust der verloren Kämpfe und die Freude über den Mannschaftssieg in die Walheimer Halle.
Auf der anderen Seite sind die Walheimer geschockt, so kurz vor dem Mannschaftssieg fühlen sie sich um den Erfolg betrogen, sie kreiden es dem Kampfrichter an, dass er so schnell abgepfiffen hatte.
Je lauter die Krefelder ihre Freude heraus brüllen, desto lauter Buhen die Aachener. Es pendelt sich auf, die Emotionen kochen hoch. Es herrscht eine Atmosphäre zum zerschneiden, Prügel liegt in der Luft. Jetzt gibt es tumultartige Auseinandersetzungen, es wird immer lauter in der Halle. Hinter der Matten spielen sich Szenen ab, die befürchten lassen, das eine Massenschlägerei entbrennt.
Man kann es den Walheimern nicht verdenken, sie sind total gefrustet. Zum Glück gibt es genug Leute, die die Streitigkeiten im Mattenbereich schlichten können. Die Situation beruhigt sich.
Mann, Mann Mann, was für ein spannender Kampfabend.
Ein äußerst glücklicher Sieg für Krefeld, das muss ich unumwunden eingestehen. Ich bin heute Abend ein wenig demütiger geworden. Hut ab den Walheimern, sie haben fürwahr eine starke Leistung geboten Das war ein Kampf, den ich sicher noch eine Woche zu verdauen habe. Und am Samstag folgt mit Essen der nächste schwere Brocken. Mein Verdauungssystem kommt wohl nicht so schnell zur Ruhe.
Den Tabellenstand der Oberliga würde ich jetzt am liebsten konservieren, golden einrahmen und in die Vitrine stellen: Fünf Siege nach fünf Kampftagen, damit klar auf Platz eins. Wie gut das aussieht, ich kann mich gar nicht daran sattsehen.
Dieser Tabellenstand könnte aber bereits nächste Woche zur Makulatur werden. Denn da geht es in dem nächsten Heimkampf um alles bei der Begegnung gegen den direkten Verfolger Essen Dellwig. Die Ruhrstädter sind noch stinksauer über ihre Auftaktniederlage gegen Krefeld. Sie wollen sich bitterlich rächen für diese Schmach, sie werden alles an Kämpfern auffahren, koste es, was wolle. Wenn die Krefelder mit mehr als zwei Punkten Vorsprung geschlagen werden sollten, dann war es das mit der Tabellenführung. Und dann auch mit dem Einzug in das Finale gegen den Oberligameister Westfalen. Und mit dem gewünschten Aufstieg in die zweite Bundesliga. Ja, sie lesen richtig: Aufstieg! Das ist tatsächlich dieses Jahr ein Thema für Krefeld. Bisher habe ich diesen Begriff wohlweislich noch nicht ausgesprochen. Aber nach einer gesamten Hinrunde ohne Niederlage darf man diesen kühnen Gedanken wohl endlich einmal lautstark aussprechen. Die Krefelder klopfen unüberhörbar gegen die Tür der zweiten Bundesliga!
Nächsten Samstag wird es also drauf ankommen, dann ist Schluss mit der Spielerei, dann wird es ernst, dann kommt es darauf an, es geht ans Eingemachte. Es wird also etwas los sein in der Bude der Germanen. Lassen sie sich das nicht entgehen!
Krefeld klatscht Angstgegner Landgraaf weg
30.10.2021: Germania Krefeld gegen KSV Simson Landgraaf 29:12
von Alex Jodas
Es lief in Krefeld heute alles wie am Schnürchen. Jeder Kampf, der auf der Kippe stand, wurde zu Gunsten der Gastgeber gewonnen. Das Publikum peitschte ihre Jungs zur Höchstleistung an. Und die Jungs dankten es ihnen, dass sie über sich hinauswuchsen. Dabei war der Niederländische Verein der große Angstgegner für Krefeld. Landgraaf hatte wie Krefeld bisher noch keine Kämpfe verloren. Und zum erstem Mal hatten die Gegner auch eine Frau für den Frauenkampf gestellt.Nun zu den einzelnen Begegnungen: In der 57 Kilo Klasse wird Abakar Mekhtiev für Krefeld von Milad Khazayi schon in der ersten Minute geschultert. Abakar ist erst 14 Jahre alt, sein Gegner ist Erwachsener, das ist also keine Überraschung. Im Superschwergewicht befürchten wir ein ähnliches Ergebnis. Denn Iman Bahramsari ist wohl der stärkste Schwergewichtler der Liga, Nigel Weber von Krefeld hat bei seine bisherigen Begegnungen immer technisch Unterlegen verloren. In dem Kampf stehen sich zwei Männer gegenüber, auf die die Bezeichnung super schwer haargenau passt. Zwei Männer von 115 Kilo und 125 Kilo lassen Sumogefühl aufkommen. Das sind wohl die stärksten, größten und schwersten menschlichen Wesen, die im Lande aufzufinden sind. In der Tierwelt wären diese beiden Männchen die Alphatiere. Bei den Tieren würden sie um Weibchen kämpfen, hier geht es nur um Punkte. Iman Bahramsari ist ein Berg von Mann, Muskeln wo man nur hinschaut. Bei Nigel Weber ist die Oberfläche weniger kantig geformt. Bei ihm überwiegen die runden, barocken Formen.Aber Nigel schlägt sich gut, er hält gut dagegen, Bahramsari findet keine Mittel gegen den jungen Krefelder.Nigel wird auf den Boden geschickt. Doch der Niederländer schafft es nicht, eine Wertung zu erzielen. Die Halle jubelt. Dennoch ist es ein spannungsarmer Kampf, weil beide gleichwertig sind und keine Griffe zulassen. Das einzige was dem Holländer einfällt, ist, Nigel raus zuschieben. Das macht er gleich sechsmal. Denn die Kondition von Weber schwindet. Dann ist Schluss. Nigel wird gefeiert, als hätte er den Kampf gewonnen, hat er aber nicht, 0:8 hat er nach Punkten verloren. Das fühlt sich aber an wie ein kleiner Sieg, denn Nigel hat immerhin zwei Punkte für die Mannschaft gerettet.Im folgenden 61 Kilo Kampf zwischen Abdul-Malik Magomadov für Krefeld und Ben Ali Mohammed bekommen wir Action pur geboten. Wir sehen einen völlig offenen Schlagabtausch zwischen den beiden, die Viererwertungen purzeln nur so. Auf beiden Seiten. Mal liegt der Holländer unten, mal Malik, es ist ein unübersichtliches Gerangel, manchmal kann man gar nicht erkennen, wer der griffziehende Mann ist. Erst führt der Landgaafer, dann der Krefelder. Doch Malik wird konstanter und nimmt das Heft des Handelns in die Hand. Noch vor der Pause bekommt er die Hüfte seines Gegners gegriffen. Und stürzt ihn schulmäßig über! Das macht er vorzüglich, das Publikum ist ganz aus dem Häuschen. Dabei ist Malik ein Freistilkämpfer. Sein Gegner hat noch Glück,dass diese Aktion am Mattenrand gezogen wurde, denn hier bot sich dem Krefelder die Möglichkeit, zu schultern.Dann nach der Pause wird es für Magomadov kritisch: Der Landgraafer hat Malik um die Hüfte gegriffen, er will gerade zum Überstürzer ansetzen. Doch der Krefelder klammert die Arme und stellt sich in die Standfläche seines Gegners. Er stürzt sich jetzt seinerseits halsbrecherisch nach hinten, er zieht eine Suplex. Das ist gefährlich, das ist rotzfrech, wird er es schaffen? Denn bei diesem Griff kann er auch selber schnell geschultert werden. Doch Malik kippt seinen Gegner auf den Rücken, er hält die beiden Arme fest umklammert. Das ist eine sehr gute Position zum schultern, die Zuschauer springen auf, sie wollen natürlich den Schultersieg: Sie feuern ihren Mann frenetisch an, Malik zieht an den Armen von seinem Gegner als wollte er sie ausreißen. Ben Ali Mohammed versucht verzweifelt, die Brücke zu halten. Aber ihm schwinden die Kräfte, dann kommt das Zeichen vom Kampfrichter: Schulter, die Sensation ist perfekt! Diesen Sieg hatten wir gar nicht auf den Plan, dann noch auf Schulter, ja das läuft ja wie geschmiert. Es steht jetzt 5:8 für Landgraaf, das sieht gut aus für den Anfang, die größeren Pessimisten hatten hier schon mit einem 0:15 Rückstand gerechnet, also mit drei Schultersiegen für die Holländer. Das wäre natürlich eine Ausgangslage, die die Krefelder hätten schwer aufholen können. Als nächstes folgt der 98 Kilo Kampf zwischen dem Krefelder Suleiman Alikhanov und Jelmer Breemer. Den Kampf können wir als Zuschauer entspannter entgegenblicken, denn mit Suleiman haben wir einen zuverlässigen Halbschwergewichtler. Sein Gegner ist von der Optik ganz ähnlich gebaut wie unser Mann, baumgroß und muskelbepackt. Es scheint Anfangs noch ein Kampf auf Augenhöhe zu geben, Jelmer greift ungeniert die Beine von Suleiman an. Doch der Krefeld kann kontern und macht die „Zwei“. Beim zweiten Angriff des Holländers geht es für ihn aber nicht so glimpflich aus. Er macht den Fehler, das er sein Bein zu nahe an seinem Kopf gestellt hat. So greift Suleiman die beiden Körperteile und schnürt sie mit den Armen zusammen. Das ist verhängnisvoll für den Holländer, da kommt er nicht mehr raus. Genüsslich dreht der Krefelder seinen Gegner auf den Rücken. Suleiman staucht seinen Gegner zusammen zu einem handlichen Paket. Und dann geht es auf die Schulter, da ist nichts zu machen für den Holländer. Das Publikum hat jetzt schon wieder was zu jubeln, zwei Schultersiege in Folge, das sind auf die Schnelle mal zehn Punkte. Jetzt führt Krefeld 10:8! Was als nächstes folgt ist eine Neuheit in dem Mannschaftsringen. Ein Frauenkampf wird dem Publikum geboten. Es ist der erste Kampf für die Krefelderin Lina Sue Odendahl gegen Zeynep Irem Dönmez. Odendahl schultert noch in der ersten Minute ihre Gegnerin. Sie setzt einen Kopfhüftzug an. Er ist urplötzlich da, der Kopfhüftzug, man hört nur ein stumpfes Klatschen, mehr nicht, und schon liegt die Holländerin auf dem Rücken. Dönmez und selbst die Zuschauer sind überrascht, wie aus dem nichts kommt dieser Griff, obwohl hier eigentlich Freistil gekämpft wird. Aber bei Frauen sieht man öfters diesen Griechisch Römisch Griff, wahrscheinlich weil sie so locker und elastisch in der Hüfte sind.Und jetzt jubelt das Publikum als ob es um alles ginge und schreit Lina Sue zum Schultersieg. Obwohl jeder hier weiß, das dieser Kampf nicht bewertet wird. Denn die Holländer bekommen trotz Niederlage auch zwei Punkte zugesprochen. Das erschließt sich mir nicht, das ist langweilig, wenn es um nichts geht, so entsteht auch keine Spannung. Im 66 Kilo-Kampf zwischen dem Krefelder Mert-Fatih Simsek und Alex Paulanyi geht es von Anfang an gleich knüppelhart zu. Im dem Kampf um die bessere Position und den günstigeren Griff knallen sie mit den Köpfen aneinander und Finger werden geknickt. Plötzlich stellt sich Paulanyi in Angriffspose mit geblähter Brust vor Mert, als wolle er sich eine Prügelei liefern. Mert tut es ihm gleich und stellt sich ihm in gleicher Pose entgegen. Sie stehen sich so dicht gegenüber, kein Blättchen würde dazwischen passen. Die Stimmung ist jetzt zum Bersten gespannt. Das Publikum ruft Worte zu Beruhigung, eine Schlägerei will hier keiner. Zum Glück haben sich beide noch im Griff, der Kampfrichter trennt die beiden, der Kampf geht weiter.Es ist kein schöner Kampf, den wir hier sehen, aber er ist äußerst spannend. Und vor allem greift Mert geschickt die Beine von Paulanyi an. Er kann sich wehren wie er will, die Punkte muss er letztendlich doch abgeben. Der Holländer ist verlieren nicht gewöhnt, deswegen wird er immer saurer. Einmal kommt Paulanyi mit einem Beinangriff durch, doch Mert lässt nichts anbrennen und gewinnt 6:2 nach Punkten wie ein Profi. Die Zuschauer kriegen sich nicht mehr ein vor Freude und jubeln. Denn das war eine außerordentliche Leistung, die wir ebenso wenig nicht auf den Plan hatten. Der Niederländer ist ein sehr starker Kämpfer, vor zwei Jahren noch hatte er unseren besten Kämpfer der Mannschaft, Emil Gonzalov, schlagen können. In der Pause steht es schon 14:10 für Krefeld, da kann man sich schon entspannen, denn wir wissen, das wir in der zweiten Halbzeit die noch stärkeren Kämpfer haben. Was soll da noch anbrennen?Bei dem ersten 86 Kilo Kampf nach der Pause geht es ebenfalls wieder knüppelhart zu. Tim Stoll kann in diesem Kampf, der auf Augenhöhe geführt wird, noch bis zur Pause 1:0 führen. Doch das reicht nicht aus für den Sieg, der Landgraafer Moein Mohseni wird einmal Hintermann und dreht Tim Stoll durch. Das war es aber schon in diesem Kampf, den Tim Stoll knapp 1:6 nach Punkten verliert. Er hält den Schaden für die Mannschaft somit klein, das sind nur zwei Mannschaftspunkte für Landgraaf, es steht jetzt 14:12 für Krefeld. Schaffen es die Holländer, sich noch ran zu arbeiten?Im nächsten Kampf in der 71 Kilo Klasse hat Jakub Marchlewski für Krefeld mit Wesley Mulder einen ganz ausgebufften, zähen Gegner. In der zweiten Minute überrumpelt der Krefelder seinen Gegner mit einem Kopfhüftzug. Doch der Gegner ist, wie schon erwähnt, ein ganz ausgebuffter, er scheint auf solche Gelegenheiten zu lauern, er überträgt Jakub zugleich und droht ihn zu schultern. Doch Jakub ist beweglich und entzieht sich schnell der Gefahr. Kurz darauf die selbe Situation: Der Krefelder zieht den Griff, der Holländer überträgt. Schon wieder eine brenzlige Situation für den Krefelder, was für eine Spannung, die Zuschauer machen eine Berg und Talfahrt der Emotionen durch. Auch hier kann sich Jakub wieder raus winden. Noch vor der Pause wird Mulder wegen Passivität auf den Boden geschickt. Jetzt hebt ihn Marchlewski aus, und obwohl der Niederländer sich nach allen Kräften wehrt und zappelt, Jakub stürzt ihn bilderbuchmäßig über. So wunderschön wie der Holländer da fliegt, man kann nur staunen und jubeln. Nicht nur einmal, gleich zweimal stürzt er ihn über, das sind auf die Schnelle 10 Punkte. Das bedeutet die technische Überlegenheit mit 21:4! Wow, was für eine Show!Und die Show geht sogleich weiter, in dem 80 Kilo Kampf mit Ben Haeffner für Krefeld gegen Muhammad Abdurachmanov. Auf die Kämpfe mit dem jungen Krefelder freue ich mich schon immer besonders, denn er hat eine spektakuläre Art zu kämpfen und unglaublich erfolgreich ist er dazu.Der Kampf läuft erst Mal spannend, der Krefelder wirkt zu Anfang noch nicht drückend überlegen. Mehrere Beinangriffe werden zäh ausgekämpft, wie verknotete menschliche Knäuel liegen die beiden auf der Matte, der Kampfrichter muss die Glieder wieder entwirren. Aber Haeffner behält bei diesen unübersichtlichen Aktion stets die Überhand, irgendwie schafft er es immer wieder, zum Hintermann zu werden. In der zweiten Minute gelingt es dem Krefelder, seinen Gegner in die Beinschraube zu zwingen. Jetzt kommt es für den Niederländer knüppeldick: Haeffner schraubt seinen Gegner und dreht ihn ganz schwindelig. Im Sekundentakt fallen nun die Zweierwertungen. Jede Drehung wird vom Publikum rasend bejubelt. Es kommt Partystimmung auf, klar, das mögen die Zuschauer, das wollen sie sehen. Fünfmal in Folge demütigt Haeffner seinen Gegner, noch vor der Pause gewinnt er mit der technischen Überlegenheit! Es steht jetzt 22:12 für Krefeld, das ist schon zwei Kämpfe vor dem Ende fast der Sieg der Krefelder, es ist jetzt rein rechnerisch nur noch ein Unentschieden drin für Landgraaf.Doch Philipp Haeffner mach die letzten zarten Hoffnungen für die Holländer schnell zunichte, er kann in der spektakulären Haeffner – Manier seinen Gegner Georgi Antoanov Zhizgov bei Beinabwehren in die gefährliche Lage befördern. 8:0 steht es schon in der ersten Minute für Philipp, es riecht förmlich nach der technischen Überlegenheit. Doch sein Gegner ist stärker als erwartet, er kämpft sich noch bis auf 8:3 heran. Egal, es reicht nicht mehr zum Sieg für ihn, Philipp gewinnt verdient nach Punkten. Es steht jetzt 24:12 für Krefeld, der Sieg ist Krefeld somit schon sicher.Daher ist der folgende 75 Kilo Griechische Römisch Kampf zwischen Nikolai van Berkum und Scott Geelen nicht mehr erheblich für den Gewinn des Mannschaftskampfes. Aber es ist das Sahnehäubchen, was uns der Neu-Krefelder hier präsentiert. In der ersten Minute muss Geelen wegen Passivität auf den Boden. Und nun freuen wir uns schon auf das, was kommen mag. Denn wir wissen, im Bodenkampf ist van Berkum eine Koryphäe. Jetzt tut mir der Landgraafer schon ein wenig leid, denn Nikolai hebt ihn aus und lässt ihn fliegen. Und das nicht nur einmal, gleich dreimal erteilt van Berkum die Fluglektion. Das gefällt den Zuschauern, die Leute kreischen vor Freude. Wie gesagt, es ist schon fast gemein. Doch wann kann man schon mal seine Schadenfreude so ungehemmt rauslassen? Man ist ein Fan, das ist kein Kindergeburtstag hier, also darf man ein wenig unmenschlich sein. Nach anderthalb Minuten ist die Demütigung vorbei, der Krefelder hat die technische Überlegenheit in der Tasche. Aber er will noch mehr, der Kampfrichter hat noch nicht abgepfiffen, die Aktion ist noch nicht beendet. Will er ihn etwa noch schultern, ist es der Demütigung noch nicht genug? Nein, ist es nicht, van Berkum ist ein Kannibale, er will noch das Pünktchen mehr, das ein Schultersieg einbringt. Und wir, das Publikum, sind auch kein Deut humaner und wollen es jetzt auch: Schulter, Schulter, schreien wir wie irre, wie bei den guten alten Gladiatorenkämpfen. Und dann ist es geschehen, Schultersieg! Was für eine geile Party an diesem Abend, damit sind die Krefelder weiterhin die einzig ungeschlagene Mannschaft in der Liga.Und wenn die Krefelder in der nächsten Woche gegen Aachen Walheim weiterhin so stark stehen, dürfte der Herbstmeisterschaft wohl nichts im Wege stehen.Wer hätte im Vorfeld gedacht, das es für Krefeld so gut läuft?
Krefeld gewinnt Ringkampf auf der Autobahn!
23.10.2021 Germania Krefeld gewinnt knapp 14:20 gegen Neuss II
von Alex Jodas
Ein Sieg, der deutlicher aussieht als er war: Bis zum letzten Kampf stand es 14:18, da war also für die Neusser noch was drin, doch der Krefelder Nikolai van Berkum machte in einem fulminanten Sieg den Sack zu für Krefeld. Doch dazu später.Im Vorfeld der der Oberligabegegnung fing der Krimi schon an: Unser Halbschwergewichtsass Suleiman Alikhanov rief ungefähr eine Stunde vor der Waage den Trainer an, dass er irgendwo im Ruhrgebiet im Stau stecken würde. Und das sein Navi ihm sagt, das er nicht mehr rechtzeitig eintreffen könne. Obwohl ich mich schon die ganze Woche auf den Mannschaftskampf freue, meine Laune ist jetzt spätestens dahin. Jetzt beginnt das warten und Fingernägelknabbern, wird es Suleiman noch schaffen?Doch alles wird gut, der Autobahngott ist Krefeld heute dann doch noch gut gesonnen, Suleiman Alikhanov kommt rechtzeitig ein paar Minuten vor der Waage.Der gesamte Ringer-Adel heute ist angereist, um sich die Kämpfe anzuschauen. Auch unsere Edelfan-Freunde aus Hückelhoven sind anwesend. Der Verein Konkordia Neuss ist ein kleines Überraschungsei. Man weiß bei ihnen nie im Vorfeld , was drinsteckt. Weil sie einen riesigen Kader und zwei Mannschaften haben, können sie unglaublich viel variieren. Und schau an, die Neusser Reserve ist heute ausgezeichnet aufgestellt. Besonders in den Klassen, wo Krefeld stark steht, sind auch sie herausragend. Für Krefeld fehlen heute gleich drei Stammringer, Tim Stoll in 86 Kilo ist verhindert, Nigel Weber im Schwergewicht und Jakub Marchlewski in der 75 Kilo-Klasse sind heute krank. Doch der Trainer Eric van Berkum hat seine Mannschaft raffiniert umgestellt. Und nun zu den einzelnen Kämpfen. In der 57 Kiloklasse wird der sympathische Abakar Mekhtiev noch in der ersten Minute von Rashid Evloev geschultert. Der erst 14 jährige Krefelder muss noch Lehrgeld zahlen. Seine Zeit wir wohl bald noch kommen, dessen bin ich mir gewiss.Im Superschwergewicht steht heute für Krefeld Suleiman Alikhanov in dem für ihn ungewohnten Griechisch Römisch Stil auf der Matte. Er muss gegen Richard Mahn antreten. Ein voller Schwergewichtler, er wiegt saftige 117 Kilo, Suleiman ist 16 Kilo leichter. Das ist so eine Überraschungsei–Verblüffung, woher haben die Neusser den nur gezaubert, den Mann hatte ich bisher noch nirgendwo bei Neuss gesehen, weder in der ersten noch in der zweiten Mannschaft. Man merkt, Suleiman hat nicht viel Griechisch Römisch Erfahrung aber er macht seinen Job dennoch gut, er lässt seinen Gegner passiv aussehen. So erhält der Krefelder einen Punkt, der Neusser muss auf den Boden. Hier schafft Alikhanov aber nicht, Mahn durchzudrehen. Er liegt stabil wie angewachsen auf den Boden, er macht gar keine Anstalten, sich drehen zu lassen. In der zweiten Halbzeit muss Suleiman auf den Boden. Der Neusser schafft es tatsächlich, Suleiman durchzudrehen. Aber nicht nur einmal, gleich mehrfach dreht er ihn durch. Oh weh, droht unser Mann jetzt unter die Räder zu kommen?Jetzt höre ich, wie aus der Ecke der sogenannten Hückelhoven-Freunde tatsächlich der Mann von Neuss angefeuert wird. Das geht ja gar nicht, wollen sie etwa nicht mehr unsere Freunde bleiben? Streng muss ich die Fehlgeleiteten ermahnen. Schlagartig wird es still bei ihnen, sie haben wohl gemerkt, das sie über die Stränge geschlagen haben. Kann ja mal passieren. Nach dem dritten Durchdreher ist zum Glück Schluss. Es steht 1:7 für den Neusser und das bleibt auch das Endergebnis.Das sieht nicht gut aus für die Krefelder Mannschaft, es steht jetzt 7:0 für Neuss, werden wir das noch aufholen können? Zum Glück haben die Neusser die Frauenklasse nicht besetzt, Lina Sue Odendahl wird zum dritten Mal kampflos Siegerin.In der 61 Kilo Klasse macht es Abdul-Malik Magomadov für Krefeld heute schnell. Er schultert seinen Gegner Abdulkhaev Îsmatullo nach einem blitzsauberen Armdrehgriff. Der Neusser zappelt und windet sich gefühlt unendlich lange zwanzig Sekunden in den Armen von Abdul-Malik. Doch der Krefelder ist heute erbarmungslos und lässt seinen Gegner keine Chance! Jetzt kommt Stimmung auf bei den Krefeldern, für die viele Fans mit angereist sind. Abdul-Malik Magomadov macht sich dabei selber sein schönstes Geburtstagsgeschenk. Gratulation Malik und danke für diese fünf Punkte, die waren heute entscheidend für den Sieg!In der 98 Kilo Freistil Klasse sehen wir Jan Krempin für Neuss gegen Jure Cubelic. Jure ist heute eingesprungen, weil der eigentliche 98 Kilo-Mann Suleiman Alikhanov eine Klasse hoch gerückt ist. Jure ist Griechisch Römisch Spezialist, kann aber auch ganz gut Freistil. Jure ist hochmotiviert. Wie ein Raubtier, dem man wochenlang nichts zu fressen gegeben hat. Denn dem Krefelder hatte man bisher noch keine Möglichkeit gegeben, ins Kampfgeschehen einzuschreiten. So beginnt er gleich ganz spektakulär mit dem Eichhörnchensprung. Ui, was hat er da nur vor, er will aber hoch hinaus. Will er seinen Gegner etwa überspringen? Wenn das mal nicht in die Hose geht! Geht es nicht aber es bringt auch keine Punkte. Jure beginnt hektisch, er wirkt nervös. Aber dann besinnt er sich seiner Klasse und macht das, was ein Freistiler zu tun hat: Er greift das Bein von Krempin. Der versucht, sich raus zu flüchten. Jure aber angelt ihn sich zurück und macht zwei Punkte. Beide auf der Matte sind hier Griechisch Römisch Spezialisten, man sieht es, Krempin will nur oben kämpfen, Jure ist flexibler und taucht auch an die Beine ab. Er erwischt beide Schenkel. Aber statt die Beine zu halten rutscht er mit seinen Griff bis an die Hüften hoch. Er ist halt ein Griechisch Römisch Kämpfer, dort oben fühlt er sich wohl. Dennoch wirft er den Neusser auf den Rücken. Vier fette Punkte gibt das.In der zweiten Halbzeit geht es von Jure Seite dominant weiter. Er kann seinen Gegner sogar mit den Beinen komplett ausheben. Aber statt ihn einfach auf den Rücken zu knallen fällt Jure nach hinten runter, als ob er einen Überstürzer ziehen wollte. Das sind eben die Griechisch Römisch Reflexe, die gehen so leicht nicht raus. Es sieht kurzzeitig riskant aus für Cubelic, als ob er in die gefährliche Lage geraten würde. Tut er aber nicht, er erhält zwei Punkte. Und gleich darauf dreht er Krempin wie ein Profi mit den Beinen durch: Es steht nun 0:16, das ist die technische Überlegenheit! Wir Krefelder haben wieder was zu jubeln, denn sie führen jetzt mit 7:11.In der 66 Kilo Klasse tut sich Mert-Fatih Simsek gegen Vladimir Mass schwer. Er kann 2:7 nach Punkten gewinnen. Ich hatte aber den Eindruck, hier wäre mehr drin gewesen.In der 86 Kilo Klasse gibt der Krefelder Muammed Zakir Tan seinen Kampf verletzungsbedingt gegen den Bundesliga erfahrenen Deni Nakaev in der zweiten Minute auf. Jetzt führt Krefeld 12:13 knapp mit einem Punkt, man sieht schon, das es eine enge Kiste heute wird. Die schweren Kämpfe stehen Krefeld aber noch bevor. Wird das für Krefeld reichen?Die 71 Kilo Klasse aber ist eine klare Sache für Krefeld. Amer Bolakhrif macht auf der Matte schnell klar,wer der Herr gegen Jonas Beck ist. Dabei ist Bolakhrif heute „nur“ der Ersatzmann für Jakub Marchlewski. Hier hat Krefeld ein Luxusproblem, zwei fast gleichstarke Kämpfer können sie in der Gewichtsklasse aufstellen. Einen wunderschönen Kampf bietet uns Amer heute. Er macht mit seinem Gegner was er will, der jugendliche Beck kann einem schon fast leid tun. In der zweiten Minute zwingt der Krefelder Beck nach einem Kopfpressgriff auf den Rücken. Hier hat er die Möglichkeit, ihn zu schultern. Das ist sehr wichtig für uns, denn ein Schultersieg gibt einen Punkt mehr als die technische Überlegenheit. Wir Krefelder feuern unseren Mann an, was die Stimmbänder hergeben. Sogar die Hückelhofener Freunde schreien mit. Doch leider reicht es nicht, Beck kann sich raus winden.Bei dem Stand von 0:12 für Bolakhrif zieht der Krefelder einen astreinen Armdrehgriff: Jetzt hat er die technische Überlegenheit in der Tasche. Doch ich will jetzt noch mehr, Amer müsste jetzt seinen Gegner festhalten und schultern, diese Möglichkeit bestünde noch. Der Kampfrichter darf erst abpfeifen, wenn die Aktion beendet wird. Doch Amer ist mit der technischen Überlegenheit zufrieden, er ist menschlich und lässt seinen Gegner los.Nanana, Amer, wenn dieser Punkt letztendlich für das Ergebnis der Mannschaft noch entscheidend sein sollte, dann werde ich ihm das noch ordentlich aufs Brot schmieren. Auch wenn er noch so toll gerungen hatte! Doch dazu muss es zum Glück nicht kommen. Es steht jetzt 12:17 für Krefeld, das sieht auf den ersten Blick komfortabel aus, ist es aber noch lange nicht, denn die Hammergegner kommen erst noch.In der 80 Kiloklasse sehen wir einen ganz hochwertigen Kampf. Ben Haeffner für Krefeld hat mit Mikalai Savenkaden den stärksten Kämpfer der Liga vor sich, er ist Meister in Weißrußland und hat in der Oberliga seit Jahren nicht verloren. Doch Haeffner ist in blendender Form, wer wird hier gewinnen?Savenkaden merkt, dass es ein schwerer Kampf für ihn wird. So wird er unsportlich und schubst Haeffner nach außen bei einem Gerangel am Mattenrand. Ben landet fast auf dem Schoß der Neusser Zuschauer. Es ist ein Kampf auf Augenhöhe, man findet die beiden häufig verknotet ineinander wieder. Man kann kaum erkennen, vom wem welche Beine und Arme sind.Doch spielt der Weißrusse letztendlich seine Erfahrung aus und kann Haeffner 10:7 knapp nach Punkten bezwingen. Der Punktestand der Mannschaft ist nun 14:17, die Neusser rücken heran. In der 75 Kilo Klasse Freistil haben die Neusser mit Daga Kuratschev auch ein ganz starken Kämpfer. Philipp Haeffner hat heute vom Trainer Eric van Berkum die Anweisung bekommen, auf keinen Fall seinen üblichen Angriffsstil zu kämpfen. Denn Kuratschev ist ein begnadeter Abwehrspezialist. Haeffner hält sich an die Anordnung, ich erkenne seinen Kampfstil gar nicht mehr wieder. Dieser Kampf ist eine ganz knappe Geschichte, bei einem Angriff von dem Neusser kommt es zu einem unübersichtlichen Gerangel. Doch Haeffner behält die Oberhand und kann zwei Punkte erringen. Im restlichen Kampf fallen dann kaum weitere Wertungen, nur bei einer Aktion wird Philipp raus gedrängt. Der Krefelder kann den Kampf hauchdünn mit 1:2 für sich entscheiden, eine enorme Leitung gegen eine solch starken Spitzenringer.Es steht jetzt 14:18 für Krefeld, Neuss hat immer noch die Chance zu gewinnen, mit einem Schultersieg würden sie es schaffen, bei einer technischen Überlegenheit würden sie ein Unentschieden erzielen.Anfangs sieht es auch schlecht aus für Nikolai van Berkum für Krefeld, denn Olimjon Kholikov zieht einen staubtrockenen Kopfhüftzug. Wie aus dem nichts kommt er der Griff, Nikolai liegt auf dem Boden. Hier will der Neusser den Krefelder werfen, doch den Gefallen tut Nikolai ihm nicht, er windet sich raus wie ein aalglatter Fisch und landet auf dem Bauch. Puh, das ging ja nochmal gut. Doch wird er die 6 Minuten überstehen können? Wenn er wenigstens nach Punkten verlieren würde, würde uns das schon reichen.Wir schreien wie wie die Brüllaffen „Rot passiv“, damit der Neusser auf den Boden geschickt wird.Wir tun so, als wären wir aufrichtig empört über diese angebliche Passivität. Unser Geschreie zeigt Erfolg, Niolai erhält einen Punkt und Rot muss auf den Boden. Hier zeigt der Krefelder, dass er nicht die Absicht hat, zu verlieren: Er hebt Kholikov aus und stürzt ihn über. Kopfüber prallt der Neusser auf den Boden, es sieht schon Halsbrecherisch aus, wie er da landet. Vier Punkte gibt das für den Krefelder, wir schreien unsere Freude in die Neusser Ohren. Und dieses mal schreit auch Hückelhofen mit. Na bitte, es geht doch, so können wir Freunde bleiben. Aber Nikolai ist noch nicht fertig mit seinem Gegner, er hebt ihn gleich nochmals aus. Kholikov hat keine Lust, nochmals so zu fliegen, deswegen behindert er mit seinem Bein. Das ist verboten, das gibt weitere zwei Punkte für van Berkum. Er führt jetzt 2:7, kann da noch was anbrennen? Auch wenn der Neusser noch zwei Pünktchen holt, van Berkum gewinnt seinen Kampf letztendlich 4:7! Das war wohl die stärkste Leistung des Tages. Wir liegen uns in den Armen vor Freude, das war im Endeffekt doch nicht so knapp, wie wir befürchtet hatten.Auch der Vater, Eric van Berkum, hatte heute seinen schweren Kampf gewonnen. Den strategischen Kampf bei der Aufstellung der Mannschaft. Hier hatte er äußerst geschickt taktiert.Man darf jetzt gerne mal nach drei Kampftagen auf die Tabelle schielen: Krefeld steht ungeschlagen auf dem ersten Platz, ja wie schön sieht das denn aus, solch einen Tabellenplatz hat Krefeld seit einem Jahrzehnt nicht mehr erzielt!Wir dürfen gespannt sein auf dem Heimkampf nächste Woche am 30.10.21 gegen Landgraaf. Hier treten die beiden ungeschlagenen Spitzenreiter aufeinander. Dieser Kampf wird wohl entscheiden, wer als Herbstmeister die Hinrunde beendet.
Schlachtfest gegen Köln Mülheim
16.10.2021
Krefeld mit Rekord-Klatsche gegen Köln Mülheim 43:5
von Alex Jodas
Ja ist denn schon Sankt Martin? Werden heute die Martinsgänse hier geschlachtet, mag sich mancher in der Halle auf der Steinstraße gefragt haben. Denn die Kölner Ringer mussten ordentlich Federn lassen, sie wurden von den Krefeldern buchstäblich gerupft. Am Ende kam schon etwas Mitleid mit den Gästen auf, denn es ist nicht lange her, vor der Corona Pause noch waren die Germanen selber in dieser Opferrolle, sie wissen ganz genau, wie sich so eine Klatsche anfühlt.Und nun die Ergebnisse im Einzelnen: In der Frauenklasse hat Lina Sue Odendahl von Krefeld wieder keine Gegnerin. Ich habe sie bisher noch kein Mal kämpfen gesehen. Das sind zwei Punkte für Krefeld.In der 57 Kilo Klasse hat Abakar Mekhtiev von Krefeld gegen Tamim Hashimy keine Chance. Nach einer halben Minute geschultert. Das ist keine Überraschung und auch kein Beinbruch, denn der Krefelder ist gerade mal 14 Jahre alt, da wäre alles andere eine Sensation gewesen.Die Mülheimer führen jetzt 2:5. Aber das war es schon für den Gast, keinen Kampf werden sie mehr gewinnen!Als nächstes treten die schweren Jungens auf die Matte. Nigel Weber für Krefeld wiegt satte 125 Kilo, der Kölner Gabriel Cuzguneanu bringt nur 105 Kilo auf die Waage , ist aber ein geballter Berg aus Muskeln. Wir Krefelder bekommen Angst bei seinem Anblick, der Mülheimer sieht aus wie ein Hulk in Fleischfarben. Den Kampf startet der Kölner wie aufgedreht, er setzt Nigel unter Druck und lässt ihn blass aussehen. Nigel muss rückwärts gehen, er hat gehörigen Respekt. Denn bei seiner letzten Begegnung mit Cuzguneanu vor zwei Jahren hatte Nigel noch auf Schultern verloren. Der Kölner umgreift Nigel die Hüfte und will ihn nach hinten schleudern. Der Krefelder aber ist hellwach und kontert. Er knickt Cuzguneanu einfach nach hinten ab, er faltet ihn sozusagen rückwärts zusammen. Eine simple Lösung, einfach aber wirksam. Denn jetzt liegt der Muskelbulle auf dem Rücken, genau dort, wo wir Krefelder ihn haben wollen. Jetzt geht das Gekreische los in der Halle, so laut, das man sein eigenes Wort nicht versteht, alle rennen nach vorne zur Matte und wollen den Schultersieg ganz nahe betrachten. Ich kann kaum was erkennen weil die Leute mir den Blick verstellen. Ich erkenne nur eine wild zuckende Masse Fleisch, Arme und Beine, die wie bei einem Ertrinkenden aus dem Fleischberg ragen und hilflos ins Leere rudern. Der Kölner kann sich noch kurz aus dieser misslichen Lage raus retten. Aber nur kurz, Nigel kennt kein Erbarmen, er sinnt auf Revanche von 2019 und holt ihn zurück in die gefährliche Lage. Der „Todeskampf“ des Kölners geht quälend lange zwanzig Sekunden, er ist noch frisch und hat weiterhin viel Energie. Doch das nützt ihm alles nichts, Nigel vollstreckt und schultert noch in der ersten Minute! Wow, wir brüllen uns in einem Freudentaumel. Unser Schwergewichtler ist gut in Form, er trainiert in diesen Jahr tatsächlich, das schadet nicht, kann man hier live erkennen!Weiter geht es in der 61 Kilo klasse mit dem Krefelder Abdul-Malik Magomadov gegen Elchan Mahmudov. In diesem Kampf haben wir keine große Erwartung, zum einem, da Malik noch Jugendlicher ist und wenig Erfahrung vorweisen kann. Und zweitens, weil er Freistilkämpfer ist, er hier aber Griechisch Römisch kämpfen muss. Doch auch Malik scheint gut in Form zu sein, er ringt auf Augenhöhe gegen den Kölner, liegt in der ersten Minute zwar 0:2 zurück. In der zweiten Minute will ihn der Kölner schleudern. Malik ist aber gut ausgeschlafen und fängt ihn ab, jetzt liegt plötzlich Mahmudov in der gefährlichen Lage. Ich kann es gar nicht fassen, wie frech ist das denn, was fällt unserem jungen Nachwuchsringer denn ein? Aber wird er auch abgebrüht genug sein, diese Chance für sich zu nutzen, frage ich mich, wird er seinen Gegner schultern können? Malik beantwortet mir diese Frage sogleich, er schultert den Kölner. Ja, wie geil ist das denn, das hatte hier keiner auf dem Plan, das ist eine faustdicke Überraschung, wir Krefelder kommen aus dem Jubeln gar nicht mehr raus.Dem folgenden Halbschwergewichtskampf in der 98 Kilo Klasse sehe ich besonders gespannt entgegen. Denn unseren Neuzugang Suleiman Alikhanov hatte ich bisher erst einmal in der Vorwoche kämpfen sehen. Sein Hauptkampf findet vor allem in Vorfeld statt, er muss seit einem Monat hart abtrainieren, er hatte im September noch 115 Kilo auf den Rippen, das waren 17 Kilo zu viel, die runter mussten. Daher kann es gut passieren, dass er inkonstant kämpft. So passiert es auch heute, gegen den Kölner Selim Hungaev lässt er sich von einem Armdrehgiff überraschen. Man sieht ihn einen kurzen Augenblick in Not, er kommt fast in die gefährliche Lage. Aber nur fast. Wie in der Vorwoche beginnt er recht schwach und unkonzentriert. Wahrscheinlich eine Folge des „Abkochens“, wie man das Abnehmen beim Ringen bezeichnet. Und jetzt hat man den Eindruck, Suleiman wird böse. Er klammert seinen Gegner am Kopf und zieht die Kopfschleuder. Nicht einmal, nein, gleich zweimal muss der arme Kölner diese Tortur über sich ergehen lassen, gleich zweimal wird er förmlich durchgewalkt. Bei dieser Technik wird der gesamte Körper nur am Kopf durch die Luft geschleudert, allein beim Anblick könnte man ein Schleudertrauma bekommen. Und Suleiman scheint immer noch nicht besänftigt, man könnte meinen, er sei ernsthaft sauer geworden, denn die Bestrafung geht weiter: Er packt ein Bein und gleichzeitig den Kopf seines Gegners und schnürt das ganze zum Paket. Dieses Paket wendet er wie ein Postbeamter auf den Rücken. Aus dieser Position kann sich sein Gegner kaum raus retten, das ist hier allen klar, und so kommt er unabwendbar, der Schultersieg in der zweiten Minute!Wir Krefelder kommen aus dem jubeln gar nicht mehr raus, es steht schon 17:5 für Krefeld, was kann da noch anbrennen?Zum Spaß rechne ich aus, wie viel Kampfzeit in all diesen kurzen vier Kämpfen vergangen sind: Gerade mal ein wenig über drei Minuten wurde netto gekämpft.Im 66 Kilo Kampf scheint es zu Anfang ein Kampf auf Augenhöhe zu geben, denn in der ersten Minute tasten sich Mert-Fatih Simsek von Krefeld und der Kölner Abdul-Malik Zubairaev erstmal respektvoll ab. Es passiert nicht viel, außer das Mert eine Passivitätsverwarnung erhält. Dann greift der Krefelder beide Beine des Gegners an und wirft ihn auf den Rücken, der Kölner versucht, seinen Gegner zu übertragen, aber Mert zieht unbeirrt an den Beinen: Das sind fette vier Punkte für Krefeld, die Halle kocht!Dann in der dritten Minute greift Mert noch einmal beide Beine seines Gegners an. Er hebt ihn schulmäßig aus und wirft ihn auf den Rücken. Und da er dieses Mal in der Mitte der Matte seinen Griff vollzieht kann sich sein Gegner nicht in die blaue Zone raus retten. Er fixiert ihn auf den Rücken. Jetzt kann er ihn sogar schultern, ich glaube es nicht, heute läuft hier alles wie am Schnürchen, das ist eine starke Leistung von dem Krefelder, der nicht umsonst neunter in der stark besetzten deutschen Junioren Meisterschaft geworden war.Vor der Pause steht es jetzt 22:5 für Krefeld, die Spannung lässt jetzt natürlich nach, denn was soll nach so einem Punktestand noch passieren, rein rechnerisch wäre für die Kölner noch was drin. Doch wissen wir, das die Krefelder in der zweiten Halbzeit noch stärker besetzt sind. Und so geht es munter weiter mit dem gewinnen, der 86 Kilo Mann von Krefeld, Tim Stoll, bekommt keinen Gegner von Köln gestellt, das sind gleich fünf geschenkte Punkte. Die Krefelder Mannschaft hat zu diesem Zeitpunkt bereits gewonnen, da können die Mülheimer anstellen, was sie wollen. In der 71 Kilo Klasse demontiert Jakub Marchlewski seinen Gegner Malik Eliseev mit einer technischen Überlegenheit. Dieser Kampf wird hauptsächlich in der Bodenlage entschieden, Jakub hebt seinen Gegner mehrfach aus der Bodenlage aus und stürzt ihn spektakulär über.Ähnlich dominant überlegen ist Ben Haeffner in der 80 Kilo Klasse gegen Deni Hungaev. Sensationell dreht Ben gleich sieben Mal hintereinander die Beinschraube, hier kommt Jahrmarktstimmung auf, die Leute kreischen vor Freude. Beide siegen technisch Überlegen.Der erste Kampf, der fast über die gesamte Kampfzeit geht und ein hochklassiger Kampf von beiden Seiten her ist, folgt in dem kommenden 75 Kilo Kampf zwischen Philipp Haeffner und dem Kölner Mahmut Akbulut. Philipp ist über die gesamte Kampfzeit gefordert aber auch überlegen. Es ist der wohl ausgeglichenste Kampf des Abends, auch wenn der Krefelder die Hosen anhat. Er muss mühsam die Punkte sammeln, er setzt seinen Gegner unter Druck, schiebt ihn raus. Gelegentlich kann er auch Hintermann Punkte erringen. Eine Schreck dann für den Krefelder, als Akbulut ein Lebenszeichen für Köln aussendet. Er besitzt tatsächlich die Frechheit, eine Kopfschraube zu ziehen. Das war es dann aber auch für den Kölner, Haeffner kann bis in der sechsten Minute technisch Überlegen gewinnen. Zum Ende setzt Niklas van Berkum gegen Dukwakha Zubairaev in 75 Kilo Griechisch Römisch dem Mannschaftskampf mit einem Sieg noch das Sahnehäubchen auf. Auch er erledigte seinen Job technisch Überlegen, er kann vor allem am Boden punkten, mit Überstürzern und mit Durchdrehern.Was ist nur los mit den Krefelder Ringern, mag man sich fragen, wie ausgetauscht kämpften sie gestern, kein Kampf ging über die volle Zeit, entweder die Gegner wurden geschultert oder es wurde eine technische Überlegenheit erzielt. Man hatte den Eindruck, die Kämpfer wollten es möglichst schnell hinter sich bringen, schnell duschen gehen, um zu feiern, wollten sie nachher gar weiterkämpfen mit der nächsten Mannschaft?Ist das der Focken Effekt, der die Krefelder so beflügelt, der Olympia- Sieg von Aline Focken? Oder liegt es am neuen Trainer Eric van Berkum? Ich denke, es ist eine Kombination aus beiden, so ist das nun mal im Leben, es gibt Zeiten, da läuft alles nach Plan, da flutscht es, da gelingt einem alles. Germania scheint zur Zeit die Sonne aus dem Arsch, Pardon, aus dem Gesäß. Und das kann meinetwegen gerne so weitergehen!
Germania Krefeld vernascht Essen Dellwig
9.10.2021: Historischer 19:21 Sieg
von Alex Jodas
Schon wieder muss das Wort historisch fallen, auch wenn ich es in letzter Zeit für Krefeld inflationär verwende, es ist nun Mal aber so, noch nie hat Krefeld gegen Essen Dellwig gewinnen können. Und was das ganze so besonders macht ist, dass die Ruhrgebietsstädter im Vorfeld vollmundig den Aufstieg in die zweite Bundesliga als Ziel angekündigt hatten. Sie hatten munter in dem Warenhaus der Ringerabteilung die besten Kämpfer im ganzen Land und auch in Osteuropa eingekauft. Rechnerisch durfte Krefeld eigentlich nicht gewinnen. Doch diese Rechnung ging nicht auf, die Krefelder haben ihrem Gastgeber ordentlich in die Suppe gespuckt und den Essenern Zuschauern das Wochenende gründlich verdorben.
Und nun die Kämpfe im einzelnen: Als erstes bekommen die Krefelder zwei Punkte vom Gastgeber geschenkt, denn die Krefelderin Lina Sue Odendahl hat keine Gegnerin.
Es ist das erste Mal bei Mannschaftskämpfen, dass auch ein Frauenkampf mit angeboten wird. Aber eigenartigerweise gibt es bei dem Frauenkampf nur zwei Punkte. Egal, es kann uns recht sein, könnten am Ende diese zwei Punkte noch kampfentscheidend sein? Und genauso wird es kommen, aber dazu später.
Bei dem Kampf in der 57 Kilo Klasse ringt der Krefelder Jugendliche Abakar Mekhtiev auf verlorenen Posten gegen den erfahrenen Mekhtiev Abakar. Nach nicht mal zwei Minuten wird Mekhtiev geschultert. Das ist aber keine Schande, schließlich ist der Krefelder erst 14 Jahre alt, es war sein erster Mannschaftskampf.
In der 130 Kilo stehen sich zwei veritable Schwergewichtler gegenüber. Nigel Weber für Krefeld bringt satte 130 Kilo auf der Waage, der Essener Daniel Eirich hat zehn Kilo weniger Masse auf den Rippen. Der Essener Ringer wird vom Moderator als amtierender deutscher Juniorenmeister angekündigt. Ach du Schreck, da wird Nigel keine Chance gegen haben. Denke ich für mich. Denn Nigel ist auch noch sehr jung, es ist gerade man ein Jahr her, dass er noch Junior war. Doch Nigel hat im Gegensatz zu den Vorjahren tatsächlich mal regelmäßig trainiert, wird er dem Deutschen Meister Paroli bieten können?
Die beiden belauern sich erst eine Zeit, der Essener bedroht Nigel mit dem Zwiegriff, der Krefelder nimmt den Essener in den Kopfpressgriff. Das gefällt dem frisch gebackenen deutschen Meister gar nicht gut und man sieht auch schnell, warum. Denn Nigel zwingt ihn aus diesem Griff in den Kopfhüftzug, 250 Kilo Fleisch knallen nun auf die Matte, der Essener vorneweg auf den platten Rücken. Der Krefelder Fanblock kann jubeln, vier fette Punkte gibt es hierfür, ja so kann es meinetwegen weitergehen.
Nigel macht einfach weiter mit seiner Strategie und presst weiter den Kopf von seinem Gegner. Und auf den Kopfhüftzug, der dieses mal folgt, liegt Eirich flach auf dem Rücken, jetzt kann Nigel ihn sogar schultern. Und das so schwere Brocken eine elastische Brücke formen können ist eher nicht wahrscheinlich. Leider liegt der Essener am Mattenrand und kann sich raus retten. Schade, schade, das wäre es gewesen, das wäre die Supergelegenheit zu einer Führung gegen Essen.
Aber Nigel führt immerhin schon 0:8. Kann er das aber halten? Er ist nicht bekannt für eine besonders gute Kondition. Daniel Eirich macht dann auch ein paar Pünktchen, aber Weber lässt sich nicht mehr die Butter vom Brot nehmen und gewinnt verdient deutlich 3:15 nach Punkten.
In der 61 Kiloklasse macht Abdul-Malik Magomadov für Krefeld eigentlich alles richtig. Er greift Adzhiev Alim gut an, zieht einen Armdrehgriff, bei dem er nicht ganz durchkommt, er müsste nur ein wenig mehr die Hüfte eindrehen. Es scheint einen Kampf auf Augenhöhe zu geben, es steht 2:2 in der ersten Minute. Doch kurz vor der zweiten Minute wird Magomadov bei einer unübersichtlichen Aktion abgefangen und geschultert. Schade, schade, da wäre sicherlich mehr drin gewesen, gefallen hat mir sein Kampf aber dennoch.
Im Halbschwergewicht 98 Kilo sieht es für unseren Neuzugang Suleiman Alikhanov in der ersten Halbzeit auch nicht besonders gut aus. Er kommt mit seinem bulgarischen Gegner Miki Nedzhimi Stamboliev nicht gut klar, er bekommt keinen Beinangriff durchgezogen, im Gegenteil, der Essener macht zwei Punkte bei einer Beinattacke. Ich sehe hier schon die Krefelder Felle wegschwimmen, zumal Suleiman, wie er mir erzählt hat, nicht den besten Trainingszustand hat.
Aber in der zweiten Halbzeit berappelt sich der Neu-Krefelder, er kämpft jetzt wie entfesselt und lässt Stamboliev blass aussehen. Aus der Außenarmklammer überläuft Suleiman Alikhanov den Essener und fegt ihn mit einer Beinsichel von der Matte. Endlich haben wir wieder was zu jubeln. Das Fegen geht weiter, als wolle Suleiman die Matte putzen, die Zweierwertungen fallen jetzt im Sekundentakt.
In der sechsten Minute erwischt der Krefelder seinen Gegner kalt und knallt ihn aus dem Stand in die gefährliche Lage. Das gibt eine saftige Viererwertung, die Laune im Krefelder Fanblock steigt merklich. Suleiman Alikhanov gewinnt letztendlich mit 2:14 klar nach Punkten, da fehlte nicht mehr viel zur technischen Überlegenheit. Es steht jetzt 10:8 für Essen, da ist tatsächlich noch alles drin für Krefeld. So kann es meinetwegen weitergehen.
Geht es aber leider nicht, in der 66 Kilo-Klasse kommt Mert-Fatih Simsek für Krefeld gegen Amir Adzhiev unter die Räder. Der Essener macht einen spektakulären Kampf mit den schönsten Techniken. Leider auf der falschen Seite.
Fassungslos müssen wir Krefelder mit ansehen, wie Mert in der vierten Minute geschultert wird. Verdammt, verdammt verdammt, das war es jetzt für Krefeld, in diesem Kampf hatten wir uns mehr erhofft, das Mert zumindest ein paar Punkte über die Zeit hin rettet.
Vor der Pause steht es 15:8 für Essen, das können wir nicht aufholen, denke ich mir, zumal die Essener noch ein paar Kracher- Ringer in der zweiten Halbzeit aufzubieten haben. Ich ergebe mich insgeheim dem Krefelder Schicksal, gegen Essen nicht gewinnen zu können, das ist wie Gottgegeben, das ist ein eisernes Gesetz, da kann und darf man nicht gegen gewinnen, das war schon immer so und das wird auch so bleiben. Das war anmaßend von mir, allein nur daran zu denken. Aber träumen wird man ja noch mal dürfen.
So gehen wir mit dem Gefühl in die zweite Halbzeit, das ganze noch möglichst würdevoll hinter uns zu bringen, den Essenern zumindest noch in dem einen oder anderen Kampf zumindest ein wenig ärgern zu können.
Und so kommt es auch, unser nächster Neuzugang Tim Stoll in der 86 Kiloklasse zeigt einen beinharten Kampf gegen Alexander Kuzemin. Es ist ein Kampf, bei dem im Stand nicht viel passiert, der Essener verhindert alles was Tim versucht. Er presst den Kopf auf die Brust von Stoll, greift ständig Handgelenk und Finger. Tim marschiert und marschiert unbeirrt auch wenn der Essener geradezu den Kampf verweigert. Die logische Konsequenz des Kampfrichters sind Verwarnungen für „Rot“ und Verwarnungspunkte für Tim Stoll, der so fleißig wie eine Biene Punkt um Punkt sammelt.
In der fünften Minute wird Kuzemin auf den Boden geschickt. Hier kann Stoll mit letzte Kraft einen Durchdreher ziehen. Mehr passiert nicht in diesem nicht besonders ansehlichen Kampf. Aber egal, Stoll hat seine hohe Klasse bewiesen und einen starken Gegner mit 0:6 bezwungen.
Es steht nun „nur noch“ 15:10 für Essen.
Im nächsten 71 Kilo Kampf stehen sich Pietro Sabatino von Essen Jakub Marchlewski gegenüber. Hier geht es sofort zu Sache, Sabatino zieht gleich in den ersten Sekunden einen Armschulterzug, Marchlewski dreht sich aber geschickt und landet auf dem Bauch. Dennoch bekommt der Essener zwei Punkte. Ich frage mich nur, wofür? Marchlewski lässt sich aber nicht beirren. Er dreht bei dem Essener eine Kopfschraube. Schade, das der Essener in der Zone landet, sonst hätte Jakub noch munter weiter schrauben können.
In der zweiten Minute packt der Krefelder Sabatino in der Kopfklammer. Er schleudert ihn nach hinten. Geht das nur gut, das ist brandgefährlich, das kann schnell in die Hose gehen und abgefangen werden. Doch es ist eine lupenreine enge Kopfschleuder, die Jakub hier zieht, eine klare „vier“, ein Griff, der schnurstracks in die gefährliche Lage landet.
In der fünften Minute wird der Essener wegen Passivität auf den Boden geschickt. Marchlewski hebt ihn aus und will ihn überstürzen. Aber die Kräfte des Krefelders schwinden und so wird er abgefangen. Jetzt liegt Jakub in der gefährlichen Lage, Sabatino setzt alles daran, seinen Gegner zu schultern. Nein, nein nein, nicht das jetzt, Jakub war in diesem Kampf so zwingend überlegen, wie ungerecht wäre das denn? Aber da ist Ringen grausam hart, Schulter ist Schulter, da gibt es nichts zu diskutieren. Doch wir müssen gar nicht diskutieren, denn Jakub windet sich noch raus. Puh, das ging ja noch mal gut, das ist eine Berg und Talfahrt der Gefühle, wenn ich Herzprobleme hätte, dann hätte ich jetzt ernsthaft welche.
Letztendlich gewinnt Jakub 6:13 klar nach Punkten. Es steht nun 15:12 für Essen, wir kommen langsam mit der Wertung näher, Hoffnung keimt auf, aber nur ganz klammheimlich.
Der nächste Kampf in der 80 Kilo Klasse wird ein Schlüsselkampf. Hier stehen sich Alexander Storck von Essen dem Krefelder Ben Haeffner gegenüber. Der Krefelder hat dieses Jahr bei den deutschen Juniorenmeisterschaften die Bronzemedaille geholt. Aber wird er gegen den ehemaligen Bundesligakämpfer bestehen können? Storck ist ein alter Bekannter, er hatte vor zehn Jahren für Krefeld in der zweiten Bundesliga gekämpft und die meisten Kämpfe für sich entscheiden können. Nach dem Abstieg der Krefelder wechselte er zum KSV Witten in die Bundesliga und gewann auch dort die meisten seiner Kämpfe. Daher waren wir gewarnt.
Der Kampf beginnt zu Gunsten von Storck, der Haeffner mehrmals aus der Matte schieben kann. Doch Haeffner greift die Beine von Strork und erkämpft sich die Hintermannposition. Wow, das ist frech, aber warum auch nicht? Es ist ein Kampf auf Augenhöhe. Es ist ein wunderschöner Kampf mit vielen Wertungen auf beiden Seiten, hier wird uns die gesamte Freistil Palette serviert. Bist zur Halbzeit führt sogar Haeffner 4:7! Da hätte hier keiner mit gerechnet, es wird jetzt ganz leise auf Essener Seite. Die Krefelder gleichen das mit Lärm auf ihrer Seite aus, sie toben schon vor Vorfreude. Denn wenn Ben Haeffner etwas ganz besonders gut kann, dann ist es eine zweite Halbzeit, denn er hat eine Kondition wie ein brünstiger Hirsch.
In der zweiten Halbzeit sieht man die Kräfte von Strock live schwinden. Er legt Verletzungspausen ein, wo er nur kann. Der Zeitnehmer von Essen versucht klammheimlich die Uhr weiterlaufen zu lassen. Denn, das ist was dem Essener Alexander Storck nun noch retten kann, der Schlusspfiff, um schlimmeres zu verhindern. Den Krefeldern fällt die Manipulation des Zeitnehmers auf und protestieren lautstark: der Zeitnehmer ist so frech und tut, als würde er nichts hören und stoppt immer noch nicht die Zeit.
Der Schiedsrichter schreitet ein: Nun muss die Uhr um 10 Sekunden zurückgestellt werden. Ordnung muss sein!
Jetzt punktet nur noch Haeffner, die Punktrichter kommen mit dem Anzeigen kaum mehr nach. In der vierten Minute wirft Ben seinen Gegner sogar in die gefährliche Lage. Vier Punkte bekommt er dafür, wir Krefelder schreien uns die Hälse heiser! In der letzten Minute scheint auch der junge Krefelder am Ende seiner Kräfte angelangt zu sein. Doch er weiß, die Krefelder Mannschaft braucht jetzt jeden Punkt. So mobilisiert er seine letzten Energiereserven und vollstreckt: 5:21 Punktesieg, das ist die technische Überlegenheit. Wir Krefelder sind ganz aus dem Häuschen, das ist die absolute Sensation, das hatte hier keiner auf den Plan, das war schon eine Majestätsbeleidigung, das ist der Generationenwechsel, den wir hier live erleben dürfen.
Jetzt führt Krefeld zum ersten Mal in dieser Begegnung mit 15:16, wir wittern nun Morgenluft, jetzt werden wir unverschämt und wollen den Sieg.
Aber der folgende Kampf bringt uns wieder auf den Boden der Tatsachen, denn der Bruder von Ben, Philipp Haeffner, hat in der 75 Kilo Klasse einen Über-Gegner: Cavit Acar, amtierender türkischer Meister und dritter der Kadetten Weltmeisterschaft!
Philipp Haeffner wehrt sich tapfer, er ist mehrfach auch nah dran, eine Wertung als Hintermann zu erzielen. Aber letztendlich ist er unterlegen, er verliert in der fünften Minute technisch unterlegen. Das ist fürwahr keine Blamage, sein Gegner ist ein wahrer Profi, er hat wahrscheinlich auch in dem Corona-Lockdown durchgehend trainieren dürfen während die anderen fast ein Jahr pausieren mussten. Da ist die Kluft zwischen den Berufssportlern und den Amateuren natürlich noch größer geworden.
Es steht jetzt 19:16 für Essen vor dem letzten Kampf. Da ist also theoretisch noch was drin für Krefeld. Aber der Essener Alex Winke ist ein alter Hase in der Oberliga, er gewinnt fast alle seine Kämpfe, den muss Nikolai van Berkum erst mal bezwingen. Vor allem muss er deutlich nach Punkten gewinnen, nur eine technische Überlegenheit oder ein Schultersieg würde den Triumph für Krefeld bedeuten.
Das heißt, von unserem Neuzugang wird jetzt hier viel erwartet. Wie wird er mit dieser Verantwortung umgehen? Werden ihn seine Nerven einen Streich spielen?
Aber Nikolai van Berkum ist das scheinbar egal. Er macht unbeirrt seinen Job. Und das macht er ausgezeichnet. Er geht nach vorne, zieht seinen Gegner auf und lässt ihn alt und passiv aussehen. Winke wird auf den Boden geschickt. Van Berkum versucht ihn durchzudrehen. Winke versucht es zu verhindern, indem er das Bein des Neu-Krefelders packt. Das gibt eine Verwarnung. Van Berkum dreht dennoch durch. Dann hebt Nikolai seinen Gegner vom Boden auf und will ihn werfen. Winke setzt sein Bein ein, um zu blockieren. Nana, da macht man aber nicht! Macht er aber doch, das gibt eine weitere Verwarnung. Jetzt kann Nikolai werfen, das gibt eine satte „Vier“. Wir jubeln aus allen Rohren, das ist wunderschön, davon wollen wir mehr.
Dann dreht van Berkum nochmals durch, er bekommt eine Zwei.Wir jubeln.
Und plötzlich wird der Kampf abgebrochen. Ich weiß gar nicht, was los ist, die Kämpfer stehen beide auf und machen keine Anstalten mehr, weiterzukämpfen. Sie werden in die Kampfmitte gebeten, um den Sieger zu verkünden. Ich verstehe die Welt nicht mehr, was ist passiert?
Jetzt endlich jubeln ein paar Krefelder, ich weiß gar nicht warum, hat etwa Winke aufgegeben?
Nun erfahre ich es von Jochen Haeffner, dem mitgereisten Jugendtrainer und Vater der beiden Krefelder Top-Athleten: Winke hatte nochmals Beinarbeit gemacht und eine dritte Verwarnung bekommen, er ist also disqualifiziert worden: Jetzt platzt es aus uns heraus, wir brüllen unsere Freude in die verschwitzte Essener Hallenluft. Das ist der Sieg für Krefeld, das ist unglaublich, wir haben den Überfavoriten unsanft von dem Thron gestoßen. Unsere Begeisterung kennt keine Grenzen, wir tanzen wie die Wahnsinnigen an dem Mattenrand, die Fans und Athleten gemeinsam. Es ist tatsächlich so gekommen: Die zwei Punkte von dem nicht stattgefundenen Frauenkampf waren heute das Zünglein an der Waage, sie haben uns tatsächlich zum Sieg verholfen.
In Essen wird es heute Nacht viele nasse Kopfkissen von den Tränen geben. Ich hoffe, sie haben einen guten Therapeuten.
Leyan Can Colak wird DEUTSCHER RINGERMEISTER!
von Alex Jodas
Fast zwei Monate nach dem Sensationsgold für Aline Focken gibt es an diesem Wochenende einen weiteren historischen Erfolg für Germania Krefeld. Colak erringt ebenfalls Gold auf nationaler Ebene in Ladenburg, er ist damit der erste Deutsche Freistilmeister für Germania Krefeld. Diese Ehre blieb sogar Hans Focken, dem Großvater von Aline Focken in den 60er und 70er Jahren verwehrt. Er war aufgrund der starken Konkurrenz von Wilfried Dietrich, dem Kran von Schifferstadt nie so weit gekommen.
Es war kein leichter Finalkampf für Leyan gegen Nikita Revin vom TuS Adelhausen. Der Südbadener schien ein Heimkampf zu haben, die gesamte Halle feuerte den Gegner des Krefelders Nobody an. Denn Leyan ist ein Neuling in der Nationalen Ringerszene, würde er gegen den hochfavorisierten Revin bestehen können?
Die beiden liefern sich einen beinharten Kampf, bei dem nicht viel passiert. Leyan ist der aktivere, er greift an, wo er nur kann. Doch Revin macht es dem Krefelder schwer, er verteidigt gut. Dennoch schafft es Leyan, mit hartnäckigen Doppelbeinangriffen durchzudringen und vollbringt die Sensation des Tages: 3:1 gewinnt er knapp nach Punkten. Jetzt verstummen die Zuschauerrufe, jetzt wird es endlich auf der Krefelder Seite laut, die es bis dahin noch gar nicht fassen konnten und nun begreifen, was der junge Leyan Can Colak heute vollbracht hat: Bester deutscher Ringer in seiner Klasse! Spätestens seit heute kennt ihn jeder in der Ringerszene.
Der Einzug ins Finale war kein Spaziergang für den Nachwuchsringer von Germania, es hatte wohl keiner damit gerechnet, vor allem nach dem vermasselten Kampf von Colac mit der knappen 2:4 Punkt-Niederlage gegen Luis John von Graben-Neudorf. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Krefelder seine beiden ersten Kämpfe deutlich gewonnen, unter anderem gegen seinen Erzrivalen Abdurrahim Sekmen aus Hohenlimburg, der Landesmeister von NRW, gegen den Colac noch vor ein paar Wochen knapp verloren hatte.
Ausgerechnet sein NRW Konkurrent verhalf dem Krefelder zum Einzug ins Finale, da Abdurrahim Sekmen in dem Kampf darauf seinen Gegner Luis John nach Punkten besiegte.
In dieser Gruppe gab es demzufolge drei Ringer, die jeweils zwei Kämpfe gewonnen hatten und bei einem Kampf geschlagen wurden. Das zeigt, wie dicht das Niveau dieser drei beieinanderliegt. Lean Colac hatte aber das beste Punkteverhältnis.
Aline Rotter-Focken: Empfang in Krefeld
von Alex Jodas
Aline hat es tatsächlich geschafft. Sie holt souverän die Goldmedaille. Damit bricht sie gleich mehrere Rekorde und wird zur Legende: Erste deutsche Frau im Ringen, die überhaupt eine Medaille bei den Spielen holt, erste Goldmedaille seit 30 Jahren im Ringen, erste Medaille für die Krefelder Ringer und und und…
Ich rufe Georg, den Vater von Aline an, um zu gratulieren. Unglaublich, er geht sogar an den Apparat.
Er erzählt mir, was los ist im Moment. Sein Handy kommt aus dem klingeln gar nicht mehr raus, es ist schon ganz heiß gelaufen und es musste an diesem Tag schon dreimal nachgeladen werden. Er sagt mir, dass er seine Tochter am Donnerstag am Flughafen Frankfurt abholen wird und das sie am Freitag nach Krefeld kommt, um empfangen zu werden. Zu uns in die Halle!
Ich soll Werbung in Facebook und in den Zeitungen machen. Aber dezent, schließlich gibt es noch die Corona-Verordnungen, es darf also keine offizielle Veranstaltung werden.
Ich rufe Udo Fonger an, den Ehren Präsident von Germania Krefeld, um ihn zu fragen, ob er irgendeine Band kennt, die wir für Aline zum Empfang organisieren können.
Udo ist aber gerade im Urlaub in Holland. Ich erzähle ihm, was los ist bei uns in Deutschland wegen Aline, das die Hölle los ist und wir alle ganz aus dem Häuschen sind. Das weiß Udo auch, und er überlegt sich sogar, seinen Urlaub für Alines Empfang abzubrechen. Was er dann tatsächlich auch macht.
An diesem Tag werden in allen Nachrichtenprogrammen der Finalkampf von Aline im Fernsehen gezeigt. In verschiedenen Nachrichten werden später Interviews von Aline gesendet, sogar in den Tagesthemen wird ein fast zehnminütiges Interview von Aline übertragen. Aline redet medienwirksam und flüssig wie ein Medienprofi, man könnte meinen, sie mache nichts anderes. Man könnte sie als Politikerin einsetzten, so denke ich mir, so routiniert und natürlich sie sich in den Medien darstellt. Und weil sie plötzlich über Nacht so populär geworden ist. In alle möglichen Fernsehshows und Fernsehsportstudios wird sie eingeladen. Man sieht Aline zu diesem Zeitpunkt häufiger im Fernsehen als Angela Merkel.
Jeder kennt sie jetzt in Deutschland, es ist unglaublich, was für eine Medienpräsenz Aline und dadurch der Ringersport für kurze Zeit in Deutschland gewonnen hat.
Ich gehe mit einem breiten grinsen ins Bett, ich bin ganz aufgedreht, als hätte ich selbst die komplette Weltelite in einem Handstreich verprügelt. Dabei hatte ich vor dem Fernseher nur auf dem Sofa gesessen, Bier getrunken, Chips gegessen und Aline zum Sieg gebrüllt. Ich denke die ganze Zeit nur noch „Gold!“
Nachts muss ich auf die Toilette, stehe auf , grinse und denke mir: „Gold!“. Genauso morgens vor dem Frühstück. Auch wenn ich morgens noch nicht in Form bin, das Grinsen ist in meine Visage eingemeißelt. Mein erster Gedanke, der in meinem Kopf herumgeistert, ist: „Gold!“ Statt Guten Morgen sage ich zu meiner Freundin „Gold!“„Gold!“erwidert sie und grinst.
Am Freitag sind alle vom Verein gekommen. Ich freue mich, die ganze „Ringerfamilie“ wiederzusehen, die Leute, die immer zu den Mannschaftskämpfen kamen, die man seit zwei Jahren wegen der Corona-Zwangspause leider schon nicht mehr gesehen hatte. Die ganz hohen Tiere des Ringerverbandes und des Trainerstabes sind zum Gratulieren auch angereist.
Sogar das Fernsehen ist da, drei Leute, denen man ansieht, das sie Medienfuzzies sind, laufen ein wenig verloren über den Platz. „Seid ihr vom Fernsehen?“, spreche ich sie an. „Ja, wir sind von der Lokalzeit.“ „Wann wird der Bericht ausgestrahlt?“, frage ich weiter „Heute Abend noch, wenn Aline kommt, wird live übertragen. Vorher machen wir Interviews, die werden aber nachträglich rein geschnitten.“
Ich trinke Bier, das heute hier nichts kostet. Wir sagen hier beim Anstoßen nicht „Prost“. Hier sagen wir uns nur „Gold!“ Auch Essen ist von einem Sponsor gespendet, man muss dafür nichts bezahlen. Ein Buffet mit den leckersten Speisen steht verführerisch auf dem Tisch, ist aber leider noch nicht eröffnet. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Ich halte es nicht mehr aus und lasse unauffällig ein Fruchtspieß mit Käse in meinem Mund verschwinden.
Ein Basketball auf der Turnhalle fliegt im hohen Bogen auf den roten Salat. Ein Volltreffer mitten in das Buffet, Kinder haben aus der Halle den Ball versehentlich dorthin geworfen. Erstaunlicherweise bleibt die geraspelte Salatmasse trotz des Einschlages recht gut in Form, man sieht außer einer kleinen Verformung keinen Unterschied zu vorher.
Die obere Schicht wird aus Hygienegründen abgetragen, alles ist wieder in bester Ordnung. Aber bedienen dürfen wir uns immer noch nicht. Ich verspeise diskret einen weiteren Fruchtspieß, keiner hat es bemerkt, und wenn schon, denke ich mir, das ist ein Notfall, ich habe noch nichts gegessen.
Ich trage mein Germanen Kostüm mit gehörnten Helm und Wuscheljacke, das ich auch immer bei Mannschaftskämpfen trage.
Der Fernsehfuzzie spricht mich an, ob ich nicht zu einem Interview kommen möchte. Wahrscheinlich weil ich das Kostüm trage. „Klar“, sage ich und stelle mich in voller Montur vor die Kamera. „Was ich gefühlt habe, als Aline Gold gewonnen hat“, will er von mir wissen und „Was ich von dem Empfang von heute Abend erwarte.“
Sobald die Kamera auf mich gerichtet ist bin ich urplötzlich komplett verkrampft. Ich stammele irgendwas von Glücksgefühlen und das ich das Grinsen aus meinem Gesicht nicht mehr rausbekommen hatte. Und das man mit so was wie einer Goldmedaille überhaupt nicht gerechnet hatte, das ich total überwältigt war und weiter solche Floskeln. Ich bin nicht locker, fange an zu schwitzen.
Endlich ist das Interview beendet, der Moderator hat Erbarmen mit mir. Als die Kamera ausgeschaltet ist kann ich ganz locker wieder mit ihm plaudern.
So ist das bei mir, ich bin eben kein Medientyp wie Aline, sobald eine Kamera auf mich gerichtet ist werde ich steif wie eine Statue aus Beton. Ich hoffe nur, das die Leute aus dem Studio den ganzen Müll, den ich geredet habe, raus schneiden werden.
Ich schleiche weiter dezent um das Buffet und schaue es mir mit großen Augen an. Ich tue so, als wäre ich zufällig hier. Ist aber kein Zufall. Ich will nur das eine. Und da bin ich bin nicht der einzige, dem der Bauch bis in die Kniekehlen hängt. Es verschwindet ein weiterer Fruchtspieß auf wunderliche Weise. Und direkt darauf sogleich das nächste. Und dann gleich noch eins. Jetzt kann ich mich endlich wieder auf Aline konzentrieren.
Nach anderthalb Stunden warten, ist es soweit: Aline kommt in einem bescheidenen Kleinwagen in den Hof gefahren: Ein paar Tauben fliegen auf, die Sonne bahnt sich genau in diesem Augenblick ihre Strahlen durch die Wolken, ihr weißer Kleinwagen leuchtet wie eine goldene Karosse, zumindest kommt es mir in diesem Augenblick so vor und der schäbige Hinterhof wirkt gleich auch viel sauberer: Die Massen kreischen, die Leute fangen an zu klatschen, alle skandieren „Aline, Aline“, jeder bekommt hier eine Gänsehaut: Sie ist da, unsere Goldaline, leibhaftig ist sie nun anwesend. Auch ich sehe sie jetzt und just in diesem Augenblick blitzt das Sonnenlicht durch ihr blondes Haar und es sieht nun als, als trüge sie eine goldene Krone auf ihrem Haupt. Bilde ich mir das nur ein, bin ich schon betrunken?
Die Fernsehleute stürzen sich auf Aline und machen mit ihr das Interview.
Dann kommt Aline auf die extra für diesen Anlass aufgebaute Bühne, Udo Fonger, unser Vizepräsident, der nur für diesen Anlass seinen Urlaub abgebrochen hatte, moderiert gekonnt den Empfang. „Hey Hey Hey“ Jubel ertönen. Die Atmosphäre ist, als ob Aline die Goldmedaille soeben errungen hätte : Die Leute sind euphorisch, nun kocht der Hinterhof wie eine Fritteuse!
Aline begrüßt uns, Udo gratuliert, Aline zeigt uns ihre Medaille, das Gold blitzt in der Sonne.
Ein Gratulant kommt nach dem anderen, alle wollen Aline die Hand schütteln und ein Foto mit der Medaille machen.
Hungrige Leute, die es nicht mehr aushalten, fallen im Vorfeld schon über das Buffet her, das noch gar nicht freigegeben wurde. Das ordentlich hergerichtete Essen droht unter der Gier der Leute zu zerfleddern.
Georg kann schlimmeres verhindern, es werden Leute abgestellt, um das Buffet geregelt zu verteilen. Auch ich stürze mich in das Gedränge der Hungrigen und schlinge mir die Speisen rein. Könnte ja sein, das es nicht reicht, daher muss ich schnell stopfen. Mit vollen Backen stehe ich da und halte argwöhnisch die Fresskonkurrenz in meinem Blick. Sicherheitshalber noch ein Schnitzel auf den Teller nachlegen.
Doch alles wird gut, es ist genug für alle da, mein Futterneid ist unbegründet.
Mit vollem Bauch gratuliere auch ich Aline. Ehrfürchtig fasse ich die Medaille an, die schwer in der Hand liegt, als wäre sie aus purem Gold. Es geht mit mir durch, ich reiße ihre Medaille in die Höhe und schreie „GOLD ,GOLD ,GOLD“, als hätte ich selbst soeben das Edelmetall errungen. Nachsichtig lässt Aline mich gewähren und lässt mir meinen kleinen Triumph.
Sie macht geduldig weiter mit den Händeschütteln, jedes Kind will ein Foto mit ihr. Sie ist unsere alte Aline geblieben. Die Aline Rotter-Focken ohne Allüren, das bodenständige Mädchen von nebenan. Obwohl sie nun ein Star geworden ist, und das nicht nur im Ringen, sie ist eine Medienikone, denn sie kann sich gut verkaufen, sie sieht nebenbei noch super aus und sie steht im Rampenlicht. Wer weiß, was aus unser Aline im Leben nach den Ringen noch wird, vielleicht eine Moderatorin, was ich mir gut vorstellen könnte, eine Sportjournalistin oder gar eine Trainerin?
Ich denke, um ihre Zukunft brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, wir lassen uns von ihr gerne überraschen.
Gold, Gold, Gooooold!
Aline Rotter-Gold-Focken gewinnt bei den olympischen Spielen
Man kann es nicht gar nicht erfassen, das muss man erst Mal begreifen. Was hat Aline heute vollbracht?
Die erste Medaille überhaupt für eine deutsche Ringerin, die erste Medaille für die deutschen Ringer bisher, die erste Goldene Medaille für eine Krefelder überhaupt? Ich weiß es nicht, Die Superlativen gehen mir aus, um das unvorstellbare auszudrücken, das Aline heute geleistet hat. Auf jeden Fall rutscht der deutsche Medaillenspiegel rapide von Rang zehn auf rang sechs, ein kleiner nationaler Erdrutsch, den unsere Krefelderin da verursacht hat.
Gestern noch waren wir zufrieden mit Silber für Aline, wir waren eigentlich schon geflasht genug. Diese Leistung noch am nächsten Tag zu übertreffen, das schien unsere Vorstellungskraft zu sprengen. Aber nach einer Nacht durchschlafen wollte man es doch. Wir wollten den Sieg, die Farbe ihrer Medaille sollte dann doch golden werden. Man bekommt nie genug, denke ich mir, man wird eben gierig.
Und dann füttert uns Aline mit diesem super Kampf. Sie lässt, wie in den Vortagen, gegen die Amerikanerin Adeline Gray, der amtierenden Weltmeisterin, nichts anbrennen.
Wie bei den Kämpfen zuvor braucht es einige Zeit, bis die ersten Wertungen fallen. Weil nichts passiert, müssen die Kampfrichter eine Verwarnung wegen Passivität verteilen. Es erwischt als erstes die Amerikanerin, es steht 0:1 für Focken. Dann greift die Amerikanerin an. Ein kurzer Schreckmoment, doch Aline kippt Gray auf den Rücken. Gray zappelt, wir jubeln. Aline könnte jetzt sogar schultern. Doch die Amerikanerin kann sich befreien.
Es steht nun 0:3 für Aline, das könnte meinetwegen so bleiben. Es ist allerdings noch eine Halbzeit zu kämpfen, wird Rotter Focken die Führung halten können?
In der vierten Minute versuch die Weltmeisterin Aline an der Hüfte zu packen. Aline hat aber eine Antwort parat. Sie zieht einen Hüftzug, und jetzt landet Gray mit den Rücken auf der Matte. Das ist eine glatte „vier“, eine hohe Wertung, weil aus dem Stand in die gefährliche Lage gezogen wurde! Es steht 0:7 für Aline, was will man mehr, diese Führung sieht komfortabel aus. Und es sind nur noch anderthalb Minuten zu kämpfen.
Die Weltmeisterin steckt aber nicht auf, sie greift weiter an und Focken muss aus der Matte flüchten. Es steht es 7:1. Dann folgt der nächste Beinangriff der Amerikanerin, 40 Sekunden vor Schluss wird sie Hintermann, es steht nun 7:3. Der Vorsprung schmilzt dahin, wird sich Aline die Butter vom Brot noch nehmen lassen?
Ich knabbere mir vor Nervosität die Fingernägel ins Fleisch und raufe mir die Haare, die eh nicht mehr so üppig sind.
40 Sekunden zu Gold, das muss man doch schaffen, doch 40 Sekunden können manchmal verdammt zäh sein. Die Sekunden tropfen aus der Uhr, sagt der Moderator. Ich habe das Gefühl, sie klemmen.
Doch Aline macht alles wieder richtig, sie lässt nichts mehr anbrennen. Dann kommt er, der Schlussgong, lang war er ersehnt, es ist das schönste Geräusch, das wir jetzt hören wollen. Es ist tatsächlich vollbracht! Gold für Aline Focken!
Ben Haeffner holt sensationell Bronze bei den Deutschen!
Es kann gerade heute bei den Olympischen Spielen schnell untergehen, es gibt an dem selben Tag, da Aline Focken von Krefeld in Tokio ins Halbfinale einzieht, auch gleichzeitig die deutschen Meisterschaften der Junioren im Freistilringen. Hier kommt Ben Haeffner, ebenfalls vom Verein Germania Krefeld, ins kleine Finale um den Platz drei.
Gegen Leon Kolbe von Luckenwalde kann Haeffner sensationell gewinnen. Der Kampf lief sehr dramatisch ab, der Krefelder erwischt einen denkbar schlechten Start. Er beginnt sichtbar nervös, läuft bei einem Angriff in einen Konter und wird am Boden einmal durchgedreht. Der Krefelder liegt nach ein und eine viertel Minute schon 0:8 zurück. Jetzt droht die technische Unterlegenheit, wo bei 10 Punkten Unterschied der Kampf beendet wird. Das heißt, jetzt setzt keiner mehr in der Halle nur einen Cent mehr auf den Krefelder. Jeder, außer Ben Haeffner selbst. Er glaubt an sich und nur er selber weiß, das hier die Würfel noch lange nicht gefallen sind. Denn ab da an holt Leon Kolbe keinen Punkt mehr. Kein einziges Pünktchen mehr fährt der Luckenwalder ein. Haeffner greift unentwegt an. Und nun, knapp vor der Halbzeit, macht Haeffner seinen ersten Punkt.
In der zweiten Hälfte des Kampfes macht Haeffner da weiter wo er aufgehört hatte: Er greift an. Und so er zermürbt seinen Gegner, der sich jetzt sicher das Ende des Kampfes herbeisehnt. Diesen Gefallen aber tut Haeffner ihm nicht. Im Gegenteil, er ringt ihn sich mehr und mehr gefügig .Ben Haeffner beginnt eine furiose Aufholjagd. Das heißt, jetzt holt nur noch Haeffner die Punkte. Er macht den Luckenwalder mit seinen unaufhörlichen Angriffen mürbe, er walkt ihn sich zurecht wie ein Knetmännchen, das man beliebig formen kann.
Es steht jetzt 3:8, dann 4:8, es geht weiter mit 7:8 und dann überholt der Krefelder Leon Kolbe. Auf der Anzeigetafel sieht man auf Haeffners Seite nur noch die Punkte hoch rattern. Jetzt gibt sich der Luckenwalder geschlagen, man kann es sehen, er leistet kaum Widerstand mehr, die Punkte rattern lustig weiter. Und so vollendet Haeffner gnadenlos, er gewinnt noch in der Kampfzeit technisch überlegen 18:8, was für eine Leistung!
So gewinnt Haeffner die Bronze Medaille, er wurde in dem Turnier nur von einem Gegner geschlagen, den dritten der Europameisterschaft Richard Schröder geschlagen, die restlichen Kämpfe gewann er alle technisch Überlegen.
Aline Focken dritte bei Europameisterschaften
Hurra, die Bronzemedaille! Oder, verdammt, wieder „nur“ dritte geworden? Diese Fragen dürfte sich Aline Focken bei den diesjährigen Europameisterschaften in Rom gestellt haben. Sie scheint an dieser Platzierung wie festgenagelt zu sein, obwohl die Medaille dieses mal viel goldener hätte ausfallen können. Ihre Stimmung schwankte irgendwo zwischen Enttäuschung und Euphorie: Denn Medaille ist immerhin eine Medaille. Schließlich erkämpfte sie sich hiermit inzwischen die achte Medaille bei Welt-und Europameisterschaften!
Aber alles der Reihe nach.
In dem kleinen Finale fegte sie ihre französische Gegnerin Pauline Denise regelrecht von der Matte. In nur zweieinhalb Minuten bezwang die Krefelderin die Französin Pauline Denise Lecarpentier technisch Überlegen mit 10:0 Punkten. In diesem Fall wird der Kampf, der normalerweise zwei mal drei Minuten dauert, vorzeitig beendet. Vor allem im Bodenkampf war die Französin der Hülserin hilflos ausgeliefert.
Alines Pech in diesem Turnier war, das sie gleich zu Anfang gegen die starke Türkin Yasemin Adar denkbar knapp 4:5 nach Punkten verlor. Danach musste sie gar um ein Ausscheiden aus dem Turnier bangen. Das wäre der Fall gewesen, hätte die Türkin im weiteren Turnierverlauf verloren. Doch die Türkin zog glücklicherweise ins Finale ein und Aline Focken bekam eine weitere Chance in der Hoffnungsrunde. Hier konnte sie gegen die Polin Kamila Czeslawa Kulwicka ihre Weltklasse unter Beweis stellen. Aline drehte ihre Gegnerin mit der Beinschraube schwindelig. Sie siegte hier noch in der ersten Halbzeit technisch überlegen.
So bewies Aline ein weiteres Mal eindrucksvoll, dass sie in der Weltklasse weiterhin die erste Geige spielt. Und das lässt hoffen für die olympischen Spielen in Tokio im August. Denn das wird ihr Saisonhöhepunkt und soll gleichzeitig die Krönung ihrer Karriere werden, weil: Danach will Aline ihre Ringerschuhe entgültig an den Nagel hängen.