7.10.2017: Germania Krefeld gegen KSV Simson Landgraaf

Krefeld muss bittere 15:17 Niederlage einstecken

Eine ganz unglückliche und unnötige Niederlage mussten die Germanen gegen den Holländischen Oberligaverein einstecken. Als Knackpunkt ist hierbei vor allem der 98 Kilokampf hervorzuheben, bei dem der Freistilkämpfer Alexander Wagner von dem Landgraafer Mick Bos geschultert wurde. Mit dieser Niederlage hatten wir im Leben nicht gerechnet, sie war so unglücklich und unverdient, aber nun mal passiert. Diese Kröte mussten die Krefelder schlucken.

So lagen die Krefelder nach einer desaströsen ersten Halbzeit schon 0:17 zurück! Hier war schon klar, dass gegen den übermächtig erscheinenden Gegner an diesen Abend wohl nichts mehr zu machen war. Die Frage war nur noch, wie hoch würde man unter die Räder kommen? Das noch eine so furiose Aufholjagd folgen sollte, damit hatten hier freilich keiner gerechnet.

Aber alles der Reihe nach. In der 57 Kiloklasse stellen die Krefelder an diesem Tag keinen Gegner, im Schwergewicht wird der Krefelder Nigel Weber geschultert. Einzigen Lichtblick der ersten Halbzeit liefert Jakub Marchlewski auf der Krefelder Seite. Er hat mit Alex Paulanyi einen sehr starken Gegner, der in dieser Saison fast alle seine Kämpfe gewonnen hatte. Umso mehr überrascht es, als Jakub in der 10 Sekunde Paulanyi um die Hüften greift und mit einen Überstürzer fliegen lässt! Ja, es geht doch, schon tobt die Halle. Jetzt seinen Gegner schultern, das wäre es! Aber leider Gottes kann sich der Holländer raus winden.
Was wir hier in dem weiteren Kampfverlauf sehen, ist ein Kampf auf Augenhöhe, bei dem sich beide nichts schenken. Mal führt Paulany, mal Jakub, spannender geht es nicht. Jakub führt 7:6, ist aber nicht abgebrüht genug, seine Überlegenheit über die Zeit zu retten. Leider verliert er hauchdünn 8:9 nach Punkten.

Na ja, das ist kein Beinbruch, ein Pünktchen verschenkt, das tut doch nicht so weh. Was aber dann weh tut, ist das, was wir dann zu sehen bekommen. Und das tut sehr weh, wenn ich mir jetzt das Video noch mal anschaue, kann ich nur noch in die nächstbeste Tischplatte beißen!

Es folgt der schon oben erwähnte Kampf von Alex Wagner gegen den Landgraafer Mick Bos. Hier läuft erst noch alles nach Plan. Alex greift die Beine des Holländers. Er befördert ihn in die gefährliche Lage und scheint ihn zu Schultern. Alles gut, wir feuern ihn an und freuen uns schon auf die vier Punkte, die das für unsere Mannschaft bringt. Aber zu früh gefreut. Denn jetzt überträgt der Holländer unseren Mann, der sich wohl schon zu sicher gefühlt hatte. Und jetzt ist plötzlich Alexander in der gefährlichen Lage. Nein, nein, nein, das darf doch nicht sein! Und jetzt passiert der Supergau des Ringens, Alex kann sich nicht mehr in die blaue Zone retten. Er wird, ich will es gar nicht mit ansehen, geschultert. Ich kann es nicht fassen, brülle in die nächstbeste Ecke der Halle. Verdammt, Verdammt Verdammt! Das ist die bittere Seite des Ringens, das ist, was das Ringen so besonders spannend macht. Aber das ist das, was ich heute überhaupt nicht haben will.

Auch bei dem nächsten Kampf wird der Krefelder Ben Haeffner geschultert. Aber das hatten wir erwartet, schließlich ist sein Gegner, George Ramm, Bronzemedaillengewinner der diesjährigen Junioren Weltmeisterschaften.

So steht es zur Pause 0:17 für Landgraaf. Christian Zuhr, der Wittener Schwergewichtsringer, der heute als Zuschauer zugegen ist, meint, dass so eine unglückliche Schulterniederlage von Alex Wagner ja nicht sooo bitter ist, weil Krefeld heute ja eh keine Chance gegen Landgraaf hat. Wenn man schon verliert dann kann man gleich ordentlich verlieren. Da gebe ich ihm recht. Doch wir beide werden kein Recht behalten.

Denn ab jetzt gewinnen nur noch die Krefelder. Und wie!

Der Gegner von Muammed Zakir Tan hat Übergewicht und gibt gleich auf. 4:17 für Landgraaf.

Dann kommt Ayoub Bolakhrif auf die Matte. Er hat heute mit Wesley Mulder auch wieder einen ganz schweren Gegner. Und hier meine ich mit „schwer“ nicht das Gewicht. Sondern die Klasse.

Ayoub ist heute nicht besonders gut aufgelegt. Er hat noch Wut im Bauch von seinem Kampf der Vorwoche, wo ihn der Kampfrichter seinen Kampf hat verlieren lassen. Ayoub will heute nicht spielen. Ayoub will vernichten. Gleich in den ersten Sekunden wird der Krefelder Hintermann und Mulder ist auf dem Boden. Und den wird der Landgraafer in diesem Kampf nicht mehr verlassen. Bolakhrif will seinen Gegner ausheben. Aber sein Gegner macht Beinarbeit. Und trotz Verwarnungen der Kampfrichters kann er es nicht lassen. Er fasst sogar mit seinen Armen die Beine von Ayoub. Er erhält Strafpunkte hierfür. Und das Spiel geht weiter, Bolakhrif will ausheben, Mulder hält das Bein dazwischen. Und jetzt wirft Ayoub dennoch, das sind Fünf Punkte, Technische Überlegenheit noch in der ersten Minute!

Jetzt steht es „nur“ noch 8:17 für Landgraaf, die Laune steigt bei den Krefeldern.

Einen ebenfalls sehr starken Gegner hat der Krefelder Philipp Haeffner. Sein Gegner Oleksandr Koval hat bisher die meisten seiner Kämpfe gewonnen, sogar den ehemaligen Bundesligaringer Nils Hausegger aus Herdecke konnte er bezwingen. Aber heute hat hier der Krefelder die Hose an, in der ersten Minute legt er ein beachtliches Tempo vor und führt bereits 5:0.

Und auch in der zweiten Halbzeit mach Haeffner alles richtig. Auch Beinangriffe des Gegners kämpft er bis auf letzte aus und kann kontern. In der fünften Minute hat es Philipp sogar in der Hand, Koval zu schultern. Leider kann sich dieser ins „Blaue“ retten. In der letzten Minute fallen die meisten Punkte, von Müdigkeit auf beiden Seiten keine Spur. Wir sehen hier einen offenen Schlagaustausch, bei dem beide Gegner Federn lassen müssen. Aber Haeffner lässt sich die Butter nicht vom Brot nehmen und gewinnt 15:11.

Jetzt steht es 10:17 für Landgraaf. Ist da heute etwa tatsächlich doch noch was drin für Krefeld?

Aber danach sieht es in dem folgenden Kampf anfangs erst mal nicht aus. Hier steht der Krefelder Julian Olbrich dem Landgraafer Lewis Mc Grath. Denn der Holländer übernimmt die Führung, nach dreieinhalb Minuten liegt Olbrich schon 0:6 zurück. Es ist ein hochklassige Kampf bei dem jeder Punkt verbissen ausgekämpft wird. Aber der Landgraafer ist immer ein Tick schneller, stärker, technisch raffinierter. Aber eben nur ein Tick.

Wir sehen unsere Felle wegschwimmen, da ist wohl nichts mehr drin. Doch dann wendet sich das Blatt. Bei einem Doppelbeinangriff erwischt Olbrich seinen Gegner kalt und katapultiert ihn in die gefährliche Lage. Ja was ist denn das? Julian wird jetzt wach. Jetzt ringt er viel selbstbewusster, er übernimmt die Initiative. Wie ausgetauscht sind jetzt die Rollen, Julian greift nur noch an. Sein Gegner ist verunsichert. Olbrich holt Punkt um Punkt auf, der Kampf kippt zugunsten des Krefelders. Er gewinnt seinen Kampf 8:6 nach Punkten.

Super gekämpft und gewonnen, aber für die Mannschaft hat es leider nicht gereicht, denn Landgraaf führt 11:17. Und es steht nur noch ein Kampf bevor.

Und diesen Kampf kann unser Dieter Tschierschke gegen Jeffrey Hanssen in der Tat technisch überlegen gewinnen! Somit mausert sich unser Freistil Spezialist klammheimlich zum zweitstärksten Kämpfer der Mannschaft hinter Ayoub Bolakhrif.

So sehr wir uns über diese fulminante Aufholjagd in der zweiten Halbzeit freuen, desto mehr kommt der Ärger auf, dass wir diese Begegnung heute hätten tatsächlich gewinnen können. Wäre nicht diese unselige Schulterniederlage in 98 Kilo vorgefallen. Es ist zum Haareraufen!

Landgraaf steigt somit auf den zweiten Tabellenplatz auf, Essen Dellwig hat durch den Sieg gegen Neuss seinen ersten Tabellenplatz gefestigt. Damit sieht Essen nach dem Herbstmeister aus, denn nächste Woche ist der letzte Kampf der Hinrunde. Krefeld bleibt mit ausgeglichenen Punktestand auf dem vierten Platz.