Zitterheimsieg gegen Herdecke / Zweite verliert haushoch

Kein Abend für schwache Nerven – aber endlich einmal mit einem Happy-End für die Krefelder Oberligaringer, die zuletzt mehrfach hauchdünn den Kürzeren gezogen hatten.

Hin und her wechselte die Führung zwischen Germania und der TSG Herdecke. Stand es zu Beginn nach zwei klaren Siegen durch Emil Gozalov in 57 kg (technisch überlegen) und Alexander Wagner im Schwergewicht (auf Schulter) bereits 8:0 für die Krefelder, machte es Dietrich Salamatin im dritten Kampf des Abends (61 kg Freistil) ungewollt wieder spannend. Bis etwa 30 Sekunden vor Ende lag er gegen Tibor Pal 10:6 in Führung und hätte eigentlich nichts mehr riskieren müssen. Doch statt taktisch zu ringen, griff er nochmals die Beine seines bärenstarken Gegners (10 Saisonsiege) an. Diese Aktion mißlang und der Konter führte zu seiner Schulterniederlage. Noch lange nach Kampfende sah man Dietrich zerknirscht in der Ecke stehen – und vielen Zuschauern schwante, dass diese verschenkten Punkte sich am Ende wieder bitter rächen könnten.

Dieses Gefühl verstärkte sich noch, als auch die folgenden drei Kämpfe mit jeweils 0:4 gewertet wurden: Manfred Grothe (98 kg) trat verletzt an und gab daher direkt auf. Auch Publikumsliebling Hasan Rahaal (66 kg) ist ja immer noch durch seine Rippenverletzung gehandicapt, stellte sich aber in 66 Kilo dem starken Stephan Thoß (6 Saisonsiege), ging sogar überraschend 3:0 in Führung, hatte dann aber nicht mehr viel entgegenzusetzen und kassierte eine Schulterniederlage. Da Vitali Jeschke und Julian Olbrich verletzt sind und auch Marcel Jedidi nicht zur Verfügung stand, mußte mit dem unerfahrenen Andreas Ganske in der 86 Kilo-Klasse Krefelds vierter (!) Ersatzmann ran. Er machte seine Sache zwar gut, konnte technisch unterlegen aber Szabolcs Hatos‘ achten Saisonsieg nicht verhindern.

Nun stand es bereits 8:16 gegen die Krefelder. Rick Nürnberger beendete in 70 Kilo mit seinem ungefährdeten 3:0 Punktsieg die Durststrecke und leitete einen furiosen Endspurt der Germanen ein. Denn auch Waldemar Schäfer behielt in 80 Kilo griechisch-römisch, wohl dem Schlüsselkampf des Abends, gegen Nils Holk die Nerven. In der Hinrunde hatte er gegen ihn noch auf Schulter verloren. Dementsprechend vorsichtig ging er zu Werke, sammelte aber flleißig eine Wertung nach der anderen und holte so einen 2:0 Punktsieg. Sohayb Musa (75 Kilo griechisch-römisch) stellte dann in seinem Comebackkampf nach zweiwöchiger Verletzungspause erstmals wieder die Krefelder Führung her. Nach nur etwa 30 Sekunden hatte er seinen Gegner schon schwindlig gedreht und technisch überlegen gewonnen. Auch so hätte er die vier Punkte bekommen, weil Leo Lisin zu viele Kilos auf die Waage gebracht hatte, doch für die nun bestens gelaunten Zuschauer war diese Demonstration großer Ringerkunst wesentlich schöner.

Der Sieg für Krefelds Staffel aber war noch nicht in trockenenh Tüchern. 17:16 war der Zwischenstand. Wieder einmal mußte der letzte Kampf, die 75 Kilo Freistil, entscheiden und Philipp Haeffner die Nerven behalten. Doch Krefelds Nachwuchstalent zeigte, dass er mittlerweile ein echter Siegringer geworden ist. Nicht einmal kam er in eine gefährliche Lage, konnte selbst aber einige gute Aktionen zeigen und machte mit seinem 2:0 Punktsieg den Sack schließlich zu.

Mit nunmehr 10:16 Punkten festigten die Krefelder ihren sechsten Tabellenplatz. Kommende Woche haben sie kampffrei. Danach liegen dann allerdings mit Neuss, Ehrenfeld und Oberforstbach/Kelmis nur noch dicke Brocken (Tabellenplatz zwei bis vier) auf dem Weg zum Saisonende im Weg, so dass die Gafahr, ans Tabellenende abzurutschen, noch längst nicht gebannt ist. Der derzeit Letzte, Witten, hat bei einem Kampf weniger nur zwei Minuspunkte mehr.

Wieder einmal keinen Blumentopf zu gewinnen gab es für das zweite Team in der Verbandsliga. Gegen den Tabellenzweiten aus Lünen hagelte es eine deftige 8:32 Niederlage. Nur Vitali Alekseev konnte auf der Matte punkten (Schultersieg in 66 Kg). Mit nur vier Pluszählern liegt das Team auf dem vorletzten Platz.

Am Rande des gestrigen Kampfabends ließ sich Germanias Vorsitzender Jochen Haeffner bezüglich der Planungen für die kommende Saison schon einmal etwas in die Karten schauen. Unter Umständen soll das zweite Team aus der Verbandsliga zurückgezogen werden, um den jungen Nachwuchsringern in der Bezirksliga bessere Möglichkeiten zur Entfaltung zu bieten. Dem Oberligateam stehen dagegen wohl einige Verstärkungen ins Haus. Derzeit wird mit gleich drei Griechen für die mittleren Gewichtsklassen verhandelt.

Bericht: Michael Laumen