Ringer setzen Erfolgsserie eindrucksvoll fort / Oberligateam besiegt Tabellendritten / Zweite Mannschaft schüttelt einzigen Verfolger ab

Was war denn hier passiert? Viele Zuschauer in der gutgefüllten Sporthalle Lüderstrasse in Krefeld schüttelten ungläubig den Kopf. Die Oberligaringer des KSV Germania hatten gerade den Tabellendritten TV Essen-Dellwig überraschend mit 29 : 12 geschlagen, ja fast schon deklassiert. Bereits nach dem siebten von zehn Kämpfen war den Krefeldern der Sieg nicht mehr zu nehmen. Zuvor war die Freude schon groß gewesen über den 35 : 19 Sieg der zweiten Mannschaft im Duell gegen den direkten Verfolger RV 1997 Kelmis. Bei sagenhaften 20:0 Punkten hat das Bezirksligateam nun bereits 6 Punkte Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz.

Trainer Georg Focken hatte sich vor der Oberligabegegnung gegen die hocheingeschätzten Essener einige taktische Schachzüge überlegt, die ihre Wirkung nicht verfehlten. So bot er seinen Freistilspezialisten Alexander Wagner, vom Gewicht her für die 96 Kilo Klasse prädestiniert, in 120 Kilo auf, weil sich zum Rückrundenstart gestern die Stilarten in den beiden unteren und oberen Gewichtsklassen geändert hatten. Dafür rückte der griechisch-römisch Ringer Sergej Blumenstein in 96 Kilo neu ins Team. Er hatte sich durch fantastische Leistungen im Bezirksligateam empfohlen, wo er in dieser Saison alle seine Kämpfe gewinnen konnte. Die Folge: Die Zuschauer bekamen zwei dramatische Schwergewichtskämpfe über jeweils fünf Runden zu sehen. Wagner gewann im Freistil 3:2 und Blumenstein unterlag ebenso knapp, holte dabei aber zwei wertvolle Punkte für sein Team.

Auch in den unteren Gewichtsklassen hatte Focken getrickst. So trat Arthur Eisenkrein, der Dritte der Deutschen Meisterschaft der Männer, erstmals in dieser Saison in 60 Kilo an. Für ihn rückte Dieter Tschierschke eine Gewichtsklasse hoch. Eisenkrein brachte dem Essener Lukas Czechanowski dann auch technisch überlegen mit 4:0 seine erste Saisonniederlage bei. Tschierschke holte seine 4 Punkte kampflos, weil sein Gegner wegen einer vorangegangenen Weisheitszahnoperation nicht antreten konnte.

Die größte Überraschung aber zauberte Trainer Focken in 74 Kilo Freistil aus dem Hut. Auf dieser Position, die bisher zur Achillesverse des Krefelder Teams zählte und stets verloren ging, trat Marcel Jedidi zu seinem zweiten Saisonkampf an und landete gegen Dietrich Salamatin (bisher drei Saisonsiege) einen 3:1 Punktsieg. Die weiteren Punkte für die Krefelder steuerten Ayoub Bolakhrif mit einem Schultersieg in 55 Kilo, Waldemar Schäfer (technisch überlegen 4:0 in 84 kg gr.-röm.), Andreas Eisenkrein (kein Gegner) und Sohayb Musa (1:3 in 74 kg gr.-röm.) bei. Die einzige deutliche Niederlage erlitt Vitali Jeschke. Doch ausgerechnet dessen 0:3 gegen den bärenstarken Said Mohammadi (9 Saisonsiege, keine Niederlage auf der Matte) bedeutete den Gesamtsieg für Germania, denn der Essener hätte 4:0 gewinnen müssen, um seinem Team wenigstens noch die Chance auf ein Unentschieden zu erhalten.

Germanias erster Mannschaft gelang somit der fünfte Sieg in Folge. Mit jetzt 11:9 hat sie erstmals in dieser Saison ein positives Punktekonto. Bereits am Donnerstag (Allerheiligen) tritt sie beim Tabellenneunten TKSV Duisdorf II an und hat dort in der momentanen Verfassung sicherlich gute Siegchancen wie auch am kommenden Samstag beim nächsten Heimkampf gegen die RG Oberforstbach/ Raeren, den unmittelbaren und nur einen Punkt schlechter gestellten Tabellennachbarn. Auch dann haben die Zuschauer wieder die Möglichkeit, Spitzenkampfsport bei freiem Eintritt zu genießen, denn Germania setzt seine Gratiswochen fort, um noch mehr Fans fürs Ringen zu gewinnen.

Auch das ungeschlagene Bezirksligateam wird am Samstag im Vorkampf zu sehen sein (ab 17:30 Uhr gegen Oberforstbach/ Raeren II). Dieses Team, das ausschließlich aus Germanias eigenem Nachwuchs besteht und die gute Jugendarbeit der Krefelder bestätigt, eilt mit Riesenschritten dem Aufstieg in die Landesliga entgegen, wo es jetzt bereits eindeutig hingehört. Deutlich wurde gestern der Tabellenzweite Kelmis mit 35:19 in die Schranken gewiesen. Den Germanen gelangen Schultersiege durch Benjamin in der Beek, Rick Nürnberger, Hasan Rahaal, Eniz Yagan und Debütant Stefan Gorys sowie technisch überlegene 4:0 Erfolge durch Michael Alert (2 x) und Markus Stockmann. Dan Pham steuerte einen 3:0 Punktsieg bei. (Bericht vom 28.10.2012)