Kampfbericht vom 9.11.2014

Ein Beitrag von Alex Jodas:

9.11.2014 Kampfbericht Germania Krefeld gegen Konkordia Neuss
Heute erwarten wir die Neusser Ringer als Gäste beim Oberliga Mannschaftskampf. Sie stehen zurzeit auf dem zweiten Platz der Liga. Der Gegner liegt uns – in der Hinrunde hatten wir ein Unentschieden gegen den hoch favorisierten Gegner erkämpfen können. Was wird der heutige Tag bringen?
Wir feiern Sankt Martin in Krefeld. Aber Gastgeschenke oder Barmherzigkeit können unsere Gäste heute dennoch nicht von uns erwarten.
Nach der Waage sieht es ganz gut aus für uns. Die Neusser stellen keinen 57 Kilo Mann, Mimon Toba, Evgeni Zadera und Jackson Vaillant-Cantero fehlen.
Patrick Laumen hat in der 57 Kiloklasse keinen Gegner. Im Schwergewicht kämpft unser Alex Wagner gegen Florian Luck. Der Neusser kann unserem Mann gar nichts entgegensetzen, einzig Alex macht die Punkte. Dass Alex die Hosen anhat und auch anbehält beweist er, als er seinen Gegner nach 4 Minuten technisch überlegen abfertigt und auch noch zu schultern droht.
Als nächstes kommt in 61 Kilo Emil Gozalov gegen Oussama Meziani für Neuss. Emil greift den Kopf seines Gegners, drückt ihn runter. Der Gegner ist jetzt so zusammengestaucht, dass unser Mann gleichzeitig ein Bein von Meziani packen kann. Gleich einem Briefzusteller verschnürt Emil ihn zu einem handlichen Paket. Jetzt muss er ihn nur noch für den Versand abfertigen. Das heißt in unserem Fall, dass er den Neusser auf den Rücken kippen und schultern muss. Als das dann tatsächlich geschieht tobt die Halle. Denn diesen Sieg hatten wir nicht unbedingt eingeplant. Unser Emil hat in den letzten drei Kämpfen stark abfallende Form gezeigt, er ist durch eine Rippenverletzung enorm geschwächt. Aber heute hat er alles richtig gemacht.
Vor mir sitzen 7 Asylanten, die in der Josefsschule in einer Turnhalle untergebracht sind. Claudio hat sie zu dieser Veranstaltung eingeladen. Es sind Marokkaner und ein Syrer. Ich erkläre ihnen die Regeln, dem Syrer auf Englisch und den Marokkanern auf Französisch. Claudio redet englisch und italienisch mit ihnen. Untereinander können sie sich auf Arabisch verständigen. Sie amüsieren sich köstlich. Obwohl sie von dem Sport nichts verstehen. Sie feuern unsere Leute auch urplötzlich in Kampfsituationen an, wo eigentlich gar nichts passiert. Egal, sie sind diejenigen, die heute hier richtig Stimmung machen. Ich stimme ihren Gesängen bei.
In der 98 Kilo Klasse überrascht uns auch noch unser Sergej Blumenstein gegen Sergej Lupin mit einem Schultersieg nach einem Kopfhüftzug. Jetzt hält uns nichts mehr auf den Plätzen, Sergej hat dieses Jahr nicht trainiert und ist als Ersatz für Tim Focken heute auf der Matte. Und wie er ihn ersetzt hat!
Weiter geht es mit unserem Ayoub Bolakhrif gegen Murad Dombaev in 66 Kilo. Hier spielt eindeutig unser Mann die erste Geige. Dombaev kann sich den Attacken Ayoubs nur erwehren, indem er Handgelenke fasst und seinen Kopf auf Ayoubs Brust drückt. Kurz gesagt: Er kämpft total passiv. Ayoub lässt sich nicht beirren. Er taucht an die Hüfte des Neussers ab und stürzt ihn über: 4 Punkte für unseren Mann. Mit 8:2 gewinnt Ayoub verdient diesen Kampf.
Wie gut es für uns aussieht sehen wir nun nach der ersten sonst so „schwachen“ Halbzeit: Wir führen mit 18:0. Was soll da noch passieren? Zumal wir in der zweiten Halbzeit noch ein paar Trümpfe im Ärmel haben.
In der zweiten Halbzeit müssen wir nur zwei Kämpfe abgeben: Dieter Tschierschke und Waldemar Schäfer verlieren auf Schulter.
Vitali Jeschke gewinnt technisch überlegen.
Dann kommt Sohayb Musa im 75 Kilo Griechisch Römisch Kampf gegen den nicht zu unterschätzenden Neusser Peter Mass. Weil der Neusser so passiv kämpft erringt Sohaib erst nur Punkte, indem er ihn von der Matte drängt. Nach zwei Minuten wird Sohayb Hintermann. Er hebt seinen Neusser Gegner aus. Dieser klappt unfairerweise seine Unterschenkel hoch, damit Sohayb nicht übersteigen kann. Aber Sohayb hat es gar nicht nötig seine Beine zu „befreien“. Er stürzt seinen Gegner mit nur einem Bein über, während er mit dem anderen Bein Maas noch „nachschiebt“ und Schwung verleiht. Mit vier saftigen Punkten wird diese Aktion belohnt.
Nach vier Minuten erteilt unser Mann dem Neusser Flugunterricht: Er taucht an die Hüfte des Gegners ab und stürzt ihn über auf den platten Rücken. Ein Knall schallt durch die Halle, er geht unter in unserem Jubel. Sohayb ist schon technisch überlegener Sieger. Aber um der Demütigung noch die Krone aufzusetzen schultert er noch seinen Gegner. Jetzt brüllen nicht nur mehr die Asylanten. Jetzt steht die ganze Halle Kopf. Ein sensationeller Sieg mit fulminanten Techniken! Ich wage ein Tänzchen mit der Mutter von Sohayb, die gerade griffbereit neben mir sitzt.
Zum Abschluss lässt es sich Levan Rechviasvili nicht nehmen, den zehnten der deutschen Meisterschaft Kirill Surikow nach nicht einmal einer Minute zu schultern.
Wir gewinnen 30:8! Ich traue meinen Augen kaum was ich auf der Anzeigetafel lese. Aber es liegt hier kein optisches Problem vor. Oder gar ein Fehler der Anzeigetafel. Vielmehr liegt das Problem an der Form der Neusser Mannschaft. Was für eine Blamage, ein schallender Schlag ins Gesicht der Neusser Fans. Ähnlich wie dem 7:1 Sieg bei der Weltmeisterschaft Deutschland gegen Brasilien tun die Neusser mir schon leid. So ist es uns letztes Jahr ergangen. Da hatte uns die Verletzungsseuche heimgesucht.
Der Rest der Liga wird verwundert nach Krefeld schauen.
Die zweite Mannschaft gewinnt gegen Kelmis denkbar knapp mit 17:16. Spannendster Kampf ist hier die Paarung Tolga Alkan gegen Andy Frenzel. Hier geht es denkbar eng zu. Unser Tolga liegt bis zwanzig Sekunden vor Schluss noch mit 7:11 hinter seinem Gegner. Aber mit einer enormen Energieleistung erarbeitet er sich noch einmal die Hintermann Position und dreht seinen Gegner buchstäblich in der letzten Sekunde durch! 11:11 endet der Kampf mit einem Sieg für Tolga, weil er die letzte Wertung erzielt hatte.
Spektakulär auch der letzte Kampf mit Eniz Yagan gegen den Kelmiser Yannick Steils. Hier zieht Eniz einen Hüftzug, bei dem er seinen Gegner hoch durch die Luft schleudert. Steils macht unfreiwillig einen Dreiviertelsalto auf den Rücken. Das sieht ein wenig aus wie beim Rock ’n‘ Roll Tanz. Es gibt ein großes Hallo beim Publikum aufgrund dieser aufsehend erregenden Einlage. Ein Griff für die Nachwelt. Hoffentlich wurde hier gefilmt.