Kampfbericht vom 6.12.14 von Alex Jodas

Adventskrimi bei Ringkampf in Krefeld
Kampfbericht 6.12.2014 Krefeld gegen Witten II
Es ist jedes Mal das gleiche mit unserer Mannschaft. Diesmal müssen gleich vier Leute aus der zweiten Mannschaft eingesetzt werden. Warum kann nicht alles nach Plan laufen?
Werden wir dennoch eine Chance gegen Witten haben?
In 57 Kilo fängt unser Emil Gozalov gleich gut an. Er umklammert die Hüfte seines Gegners Bahtiyar Dündar und hebt ihn aus. Dann hält er inne, weiß wohl nicht so recht, was er jetzt mit ihm anstellen soll. Schließlich ist Emil ein reiner Freistilkämpfer, hier muss er aber Griechisch Römisch ringen. Er fasst sich sein Herz und stürzt denn Wittener über! Junge Junge, so eine lupenreine Griechisch Römisch Aktion habe ich Emil gar nicht zugetraut. Bei seinem zweiten Überstürzer bekommt er sogar die Höchstwertung von 5 Punkten. Und er kann seinen Gegner nach nicht einmal zwei Minuten schultern.
Dann folgen drei Niederlagen für uns, Talip Alkan und Anton Sattler verkaufen sich teuer, sind aber technisch unterlegen beziehungsweise werden geschultert, David von Cappeln gibt gleich auf. Jetzt steht es 12:4 für Witten. Es sieht schon bedrohlich aus, nun dürfen uns keine weiteren Pannen passieren.
Im 66 Kilo Schlüsselkampf liegt unser Ayoub Bolakhrif gegen Denis Rerich überraschenderweise 2:0 zurück. Oh weh, ist Ayoub seinem Gegner etwa unterlegen? Gut möglich, schließlich musste unser Mann wegen Grippe die letzten zwei Wochen das Bett hüten. Aber dann reißt sich Ayoub zusammen und kämpft konzentrierter. Er zieht seinen Gegner auf, sodass er passiv in Ayoubs Armen hängt. Rerich erhält mehrere Verwarnungen. Schließlich ist es der Kampfrichter leid und schickt den Wittener in die Bodenlage. Wir wittern Morgenluft, weil wir wissen, wie stark Ayoub in dieser Position kämpfen kann. Aber Rerich ist mit allen Wassern gewaschen, er windet sich aus den Griffen von Ayoub, drückt ihn weg. Es gelingt ihm fast schon, sich in die blaue Zone zu retten. Aber eben nur fast. Dann erwischt ihn Ayoub mit seinem gnadenlosen Griff und schafft es doch noch, ihn auszuheben. Aber Rerich gibt sich nicht geschlagen und windet sich in Ayoubs Armen, so dass der Wittener seine Vorderseite nach Ayoub richtet. So kann unser Mann ihn nicht nach hinten überstürzen. Egal, dann schleudert er ihn eben nach vorne über. Und wie er das macht, dieser hohe Wurf ist dem Kampfrichter eine „Fünf“ wert. Als er dann noch seinen Gegner schultert sind wir ganz aus dem Häuschen.
In der Pause steht es nur noch 8:12 für Witten. Das sieht doch schon wieder gar nicht mehr so abgeschlagen aus, da ist für unsere verletzungsgeplagte Mannschaft wohl noch was drin.
Vitali Jeschke präsentiert uns in seinem Kampf gegen Julian Zimmermann zwei sehenswerte Gepäckträger. Nach nur drei Minuten gewinnt unser Mann technisch überlegen.
Die Mannschaftswertung steht jetzt unentschieden 12:12
Beim 66 Kilo Kampf Rick Nürnberger gegen Fahim Nasari von Witten holt unser Mann einen 5:14 Rückstand noch bis auf 11:14 auf. Leider fehlt ihm durch das abtrainieren auf die Gewichtsklasse noch die letzte nötige Energie, den Kampf ganz kippen zu können. Aber auch mit diesem Ergebnis können wir sehr zufrieden sein, zumal es der erste Einsatz für Rick in der Oberliga diese Saison ist.
Es steht 14:12 für Witten.

Der Schock kommt für uns beim Kampf Waldemar Schäfer gegen den Wittener Martin Tasev: Nach nur 20 Sekunden stürzt Tasev unseren Mann über. Jetzt droht er auch noch Waldemar in der gefährlichen Lage zu schultern. Es sieht schlecht aus für „Waldi“, zumal er auch noch 7 Kilo leichter ist. Er zappelt, krümmt und windet sich. „Nein, nein, Herr im Himmel, lass es bitte nicht geschehen“ Mein Gebet wird erhört, Waldi robbt rücklings fünf Meter weiter bis in die blaue Zone!
Puh, was macht denn Waldi da nur, das ist ja nochmal gut gegangen. Ich kann gerade mal wieder durchatmen als die nächste Aktion von Waldi mir gleich wieder den Atem verschlägt: Diesmal wirft er seinen Gegner mit einem Kopfhüftzug in die gefährliche Lage. Und nun sieht man den Wittener hilflos auf dem Rücken zucken, strampeln und schlenkern. Mein Gott, was für eine Berg- und Talfahrt der Emotionen. Unser Mann wandelt sich innerhalb von wenigen Sekunden noch vom Opfer zum Täter. Und wir wollen mehr sehen. Wir brüllen Waldi zum Schultersieg. Was gar nicht so leicht ist, weil der Wittener, wie schon erwähnt, um einiges schwerer und stärker ist. Er droht unseren Mann überzukippen. Aber Waldemar hält unerbittlich dagegen. Und schlussendlich verlassen den armen Wittener Kämpfer die Kräfte. Schultersieg in nur 1 Minute 17, wir tanzen vor Freude. Während sich der bemitleidenswerte Wittener Martin Tasev in den Lagerraum der Halle verzieht und frustriert gegen die Wand schlägt. Das ist die Dramatik, die Ringen ausmacht.
Jetzt führt unsere Mannschaft mit 14:16.
Es sieht alles wieder sehr gut aus für uns, zumal wir noch unsere beiden 75 Kilo Joker ausspielen werden. Unser Sohayb Musa macht es schnell. In weniger als einer Minute schultert er Nick Jakobs nach einem Kopfpressgriff.
Später im Restaurant lasse ich mich dummerweise auf ein Kämpfchen mit Sohayb ein. Mag sein, durch den ein oder anderen Ouzo bin ich ein wenig übermütig geworden. Ich möchte den Kopfpressgriff erklärt bekommen. Aber ich denke mir, mit mir macht er das nicht, dafür bin ich zu kräftig. Dem zeig ich`s. Und zudem bin ich ein ausgebuffter zäher alter Hund. Aber, wie gesagt, der Ouzo hat mir die Sinne getrübt. Sohayb bringt mich zurück auf den Teppich der Realität. Ich finde mich auf dem Boden wieder. Verdammt, tut der Griff weh, da geht man freiwillig in die Knie. Ich streife mir den Staub von der Kleidung. Und tue so, als ob ich freiwillig mitgegangen wäre. Hat keiner was gemerkt? Hat keiner!
Im letzten Kampf tut sich unser Levan Rechviasvili am Anfang noch schwer gegen seinen Gegner Lukas Faber. Levan ist geschwächt weil er heute noch vier Kilo abtrainieren musste. Aber in der zweiten Halbzeit dreht er auf, so wie wir es von ihm kennen. Er schlägt seinen Gegner in der fünften Minute technisch überlegen.
Es steht 24:14 für uns, ein Ergebnis, das deutlicher aussieht als es auf der Matte war. Ein Kampf auf Augenhöhe. Gerade deswegen war es eine so spannende Begegnung. Das war wieder die beste Werbung für den Ringersport.