Kampfbericht vom 31.10.2014

Ein Beitrag von ALex Jodas:
Kampfbericht Köln Mülheim gegen Germania Krefeld vom 31.10.2014
Heute geht’s darum, gegen den rechtsrheinischen Kölner Verein vielleicht ein oder zwei Pünktchen für die Tabelle mitzunehmen. Es wäre doch zu schön.
Ich werde schon sehr nett empfangen. Barbaros Hemimoglu, der für Mülheim an der Kasse sitzt, lädt mich gleich zu einem Bier ein. Ihn kenne ich noch aus Zweitligazeiten in Neuss, wo wir Anfang der 90er Jahre in einer Mannschaft gekämpft haben. Und nicht genug der Verwöhnung, als mich Achmed Damani, der Trainer der Kölner Mannschaft sieht, möchte er mich gleich auch noch zu einem Bier einladen. Ihm hat es gut gefallen, wie ich im letzten Kampfbericht Christian Jäger aufs Korn genommen habe. Das nehme ich doch gerne an.
Nach der Waage sind wir guter Dinge: Die Mülheimer stehen nicht so stark. Wir haben heute eine reale Chance.
Patrik Laumen verliert auf Schulter und im Schwergewicht stellen wir gegen den in der Liga übermächtigen Anton Dok gar keinen Gegner. Dann verliert Emil Gozalov in 61 Kilo Freistil technisch unterlegen. Diese Niederlage hatten wir nicht auf dem Plan, was ist nur los mit unserem aserbaidschanischen Neuzugang? Steckt er in einer Formkrise oder handikapt ihn seine Rippenprellung? Auf jeden Fall ist in diesem Kampf sein jugendlicher Gegner Kai Burkon in fast jeder Kampfsituation überlegen.
Wir liegen mit der Mannschaft 12:0 zurück, jetzt müsste noch ein Wunder geschehen, dass wir den Kampfverlauf noch kippen können.
Mein Flehen in Richtung Himmel scheint erhört worden zu sein. Denn beim nächsten Kampf schultert unser Sergej Blumenstein den starken Roman Schnell. Kaum zu glauben, denn Sergej ist diese Saison völlig untrainiert und als Ersatz aus der zweiten Mannschaft für den verletzten Tim Focken eingesprungen. Und wie ist es passiert? Schon nach 19 Sekunden zieht der Mülheimer Ringer bei Blumenstein den Kopfhüftzug. Hellwach pariert Sergej in der Bodenlage und überträgt den Kölner. Der liegt jetzt unglücklicherweise in der gefährlichen Lage. Und Sergej tut seinem Gegner nicht den Gefallen, ihn aus dieser Position entfliehen zu lassen. Schell zeigt uns eine wunderschöne Brücke. Aber dafür hat Sergej jetzt keine Augen. Vielmehr drückt Sergej ihn zusammen. Er weiß, diese Chance muss er nutzen, für einen Kampf über die volle Zeit hat er kaum genug Kondition.
Als hätte er aus einer Luftmatratze den Stöpsel gezogen verlässt Schell die Spannung. Nach 53 Sekunden vollendet Sergej den Kampf mit einem Schultersieg. Wir sind ganz aus dem Häuschen, wir schreien unsere Freude in den Mülheimer Hallenhimmel. Ein glücklicher Sieg. Aber das bedeutet Ringen: Es sind immer Überraschungen möglich.
Als sich unser Ayoub Bolakhrif gegen Nikolai van Berkum in der 66 Kilo Klasse Griechisch Römisch noch recht teuer verkauft und nur nach Punkten verliert sieht es noch ganz gut aus für uns. Denn wir wissen: In der zweiten Halbzeit könnten wir alle Kämpfe gewinnen.
Aber dann läuft es doch nicht nach Plan: unser Vitali Jeschke verliert knapp nach Punkten gegen Dominik Picklapp. Damit liegen wir 17:5 in der Mannschaftswertung zurück. Wir könnten noch gewinnen, wenn wir alle unsere Kämpfe haushoch gewinnen. Ich glaube nicht mehr daran, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Als dann Dieter Tschierschke gegen seinen Gegner Bakar Alaudinov knapp nach Punkten gewinnt ist Gewissheit: Der Mannschaftskampf ist für uns heute verloren.
Rabbia Khalil von Mülheim wird gegen Sohayb Musa wegen Passivität disqualifiziert. Sohayb gelingt bei diesem Kampf eine sehr unangenehm enge Kopfschleuder, die einem schon beim Zuschauen einen steifen Nacken beschert.
Aber der Kampf des Abends wird die Begegnung von unserem Levan Rechviasvili gegen Lom-Ali Eskijev im 75 Kilo Freistil. Hier schockt der Mülheimer gleich mit einer Kopfschleuder und mit anschließendem Beinangriff: es steht gleich 8:0 nach nur 30 Sekunden. Aber Levan lässt sich nicht entmutigen. Er holt auf 8:6 auf. Und was jetzt passiert habe ich bisher noch nicht so gesehen beim Ringkampf: Es fallen Punkte auf beiden Seiten im Sekundentakt. Die Kampfrichterin kommt kaum nach mit dem Anzeigen der Wertungen. Auf der Anzeigetafel geht es jetzt zu wie an einem Flipperautomaten, die gefallenen Punkte passen fast nicht mehr in die Spalten. Auf der Matte findet ein munteres Drehen, Kippen, Schleudern und Rollen statt, dem man fast nicht mehr folgen kann. „Ahhs“ und “Ohhs“ ertönen abwechselnd mal von der Krefelder, mal von der Mülheimer Seite. Die gesamte bunte Palette des Freistilringens wird uns hier präsentiert. Levan kann in diesem unüberschaubaren Gewusel doch noch die Oberhand erringen. Und gewinnt 25:22! Was für ein Kampf, die Zuschauer klatschen minutenlang weiter. Nicht nur wir Krefelder, auch die Mühlheimer zollen den beiden Kämpfern mit diesem Applaus ihren Respekt. Bei diesem Kampf sind fast 50 Punkte gefallen.
Wir verlieren den Mannschaftskampf mit 14:17 recht knapp. Es hat aber dennoch Spaß gemacht.