Kampfbericht Ringen Oberliga 20.12.2014 von Krefeld gegen Hürth/Rheinbach

Ein Bericht von Alex Jodas.

Es sind nur noch vier Tage bis Weihnachten. Heute haben wir den letztplatzierten Hürth/Rheinbach zu Gast. Im Eingangsbereich der Turnhalle haben wir die Ringplakate „Herr der Ringer“ aufgehängt, auf denen jeweils ein Krefelder Athlet im Vordergrund abgebildet ist. Es sieht aus wie eine Ahnengalerie. Alle aktiven Germania Ringer bekommen ein „Herr der Ringer“ T Shirt geschenkt. Ein bedrucktes Hemd, bei dem sich jeder Athlet als Fotomontage in einem Hobbit- Motiv wiederfindet. Es wird ein Gruppenfoto gemacht.
Weiter gibt es eine Videopräsentation, bei der die „Herr der Ringer“ Motive mit heroischer Musik gezeigt werden.
Die Halle ist wieder brechend voll. Heute ist gekommen, wer Rang und Namen hat.
Es beginnt mit dem 57 Kilokampf mit unserem Emil Gozalov gegen Jan Fromm. Hier müssen wir uns keine Sorgen um unseren Kämpfer machen, er zeigt eine ständig steigende Form. Letzte Woche hat er sogar den bisher ungeschlagenen Oberforstbacher Djakhar Gamboulatov besiegen können.
Und er macht es heute wieder recht schnell. Nach einer Minute schultert er Fromm nach einem vorzüglichen Kopfhüftzug.
Nach dem Kampf legt Emil eine bühnenreife Polka auf die Matte. Wir amüsieren uns köstlich und feuern ihn an. Schon beim ersten Kampf herrscht Partystimmung.
Die Party geht weiter in dem Schwergewichtskampf mit unserem Alex Wagner gegen Vakha Khunkarov. Der Hürther Kämpfer wiegt 20 Kilo mehr als Alex. Er ist dennoch schnell, er greift Alex Beine an. Aber Alex kann gut abwehren. Der folgende Beinangriff von Alex hingegen scheint vielversprechender zu verlaufen. Er kann sogar seinen schweren Gegner ausheben. Jetzt donnert er die 110 Kilo Fleischmasse auf die Schultern, so dass der Hallenboden erbebt. Dem Kampfrichter bleibt nichts anderes über, als zum Schultersieg abzupfeifen!
Vitali Alekseev bekommt für die Mannschaft 4 Punkte „geschenkt“, weil die Hürther hier keinen Gegner stellen. Talip Alkan verliert knapp nach Punkten gegen Simon Meul. Das soll die einzige Niederlage der Krefelder Mannschaft an diesem Abend werden.

Beim nächsten Kampf stehen sich unser Ayoub Bolakhrif dem Hürther Andreas van de Loo gegenüber. Schon in den ersten Sekunden kann Ayoub seinen Gegner an der Hüfte packen. Jetzt ist es um van de Loo schlecht bestellt. In einem hohen Bogen fliegt er durch die Krefelder Luft. Auch Zuschauer, die nichts von Ringen verstehen staunen nicht schlecht: Was für eine elastische runde Bewegung. Der Hürther findet sich am Boden wieder, muss sich erst einmal neu sortieren, weiß gar nicht, wie ihm geschieht. Jetzt kämpft er total verunsichert weiter. Er hat dermaßen Angst wieder so geworfen zu werden, dass er schon fast horizontal kämpft. Damit Ayoub seine Hüfte nicht zu packen bekommt. Als Ayoub nach einer Minute Hintermann wird sieht es für van de Loo schlecht aus. Wir hingegen freuen uns schon auf das, was jetzt kommen wird. Denn nun hebt Ayoub seinen Gegner aus und stürzt seinen Gegner über. Aber er belässt es nicht bei einem Überstürzer. Ayoub kämpft sich geradezu in einen Rausch. Es steht 17:0, er hat schon technisch Überlegen gewonnen. Wie ein Kampfhund, der sich in seine Beute verbissen hat muss Ayoub regelrecht von seinem Gegner getrennt werden.
In der Pause steht es 16:3 für unsere Mannschaft. So stark haben wir selten in der „schwächeren“ ersten Halbzeit begonnen.
In 85 Kilo Freistil kämpft unser Levan Rechviasvili gegen Rustam Khozaev. Levan ist eine Gewichtsklasse hochgerückt weil heute Vitali Jeschke verletzt ist. Aber auch in dieser Gewichtsklasse dominiert er seinen Gegner, der sogar noch über 5 Kilo Übergewicht hat, nach Belieben. Nach eineinhalb Minuten gewinnt Levan auf Schulter. Hätte er gar nicht machen müssen da Khozaev, wie schon erwähnt, Übergewicht hat. Die Kämpfe von Levan sind immer ein Augenschmaus für das Publikum.
Rick Nürnberger macht es gegen Musa Sulejmanov sehr schnell. Nach nur 20 Sekunden schultert er seinen Gegner. Rick hat sich inzwischen als fester Bestandteil der ersten Mannschaft gemausert. So hat er in seinen letzten drei Einsätzen in der „Ersten“ zwei Schultersiege erringen können und nur eine knappe Punktniederlage.
Waldemar Schäfer tritt in der 85 Kilo Griechisch Römisch Klasse gegen Thomas Kurle an. Anfangs sieht es aus, als wenn Kurle überlegen wäre. Er kann einen Punkt erzielen indem er Waldi aus der Matte schiebt. Es soll aber der einzige Punkt für den Hürther bleiben. In der Bodenlage kann Waldemar den Arm von Kurle mitnehmen. So kann Kurle mehrere Durchdreher nicht abwehren.
In der vierten Minute kann Waldi seinen Gegner sogar aus der Bodenlage ausheben und überstürzen. Damit führt er 16:1 und gewinnt technisch überlegen.
Der härteste Kampf des Abends folgt in der 75 Kilo Klasse mit unserem Sohayb Musa gegen Tim Stoll. Der Hürther Modellathlet ist dieses Jahr zweiter der deutschen Meisterschaften geworden. Davon lässt sich Sohayb aber nicht beeindrucken. Vielmehr setzt er den Hürther ständig unter Druck, so dass Stoll nur Verteidigung übrigbleibt. Das scheint ihm überhaupt nicht zu schmecken. Beim Punktestand von 7:0 für unseren Mann kann Sohayb bei Stoll einen Durchdreher ziehen. Hier rastet Stoll komplett aus. Er behauptet, unser Mann hätte unerlaubt sein Bein eingesetzt. Er wird aggressiv, beschimpft den Kampfrichter. Jetzt sieht er die rote Karte. Nun ist Stoll ganz aus dem Häuschen. Er ist gar nicht mehr zu beruhigen. Das interessiert hier aber keinen mehr, sein Fluchen geht im Applaus für Sohayb unter.
Als Sahnehäubchen des Abends folgt der letzte Kampf, der der spannendste werden soll. In der 75 Kiloklasse steht heute für Krefeld Phillip Haeffner gegen Daniel Surikow von Hürth/Rheinbach auf der Matte. Der Hürther ist ein exzellenter Freistilkämpfer, er ist vierter bei den deutschen Meisterschaften geworden. So führt er schon nach einer Minute 7:0. Haeffner droht unter die Räder zu kommen. Aber unser Mann ist ein zäher Bursche, er steckt nicht auf. Er kann bis zur Pause auf 7:4 verkürzen.
Jochen kommt an den Mattenrand, er feuert seinen Sohn Phillip schon fast hysterisch an, so dass sich seine Stimme überschlägt. Als er dann noch seine Jacke auf den Boden schmeißt, sieht es so aus, als wolle er auf der Matte in den Kampf eingreifen, um den Hürther niederzustrecken.
Nach der Pause gerät Phillip am Mattenrand extrem unter Druck, der Hürther droht ihn rauszuschieben. Aber statt sich seinem Schicksal zu ergeben zieht Phillip im letzten Moment einen Kopfhüftzug. Und da Surikow so schiebt fällt er umso besser. Jetzt steht es 7:8 für Phillip, wir Krefelder brüllen uns beim Anfeuern heiser. Surikow kann wieder aufholen und führt 9:7. Mein Gott, ist das spannend. Kurz vor Schluss ergibt sich wieder eine ähnliche Situation am Mattenrand, wobei Phillip den Kopfhüftzug gezogen hatte. Und wieder hat unser Mann die Abgebrühtheit, den Druck des Hürthers, der Phillip rausschieben möchte, zu nutzen. Er zieht eine Schleuder. Jetzt platzt es aus uns heraus, Phillip führt 12:9 und es sind nur noch wenige Sekunden zu kämpfen. Phillip kann die wenigen Sekunden zum Schlusspfiff überstehen und gewinnt sensationell nach Punkten. Und dann geschieht das unfassbare: Sein Vater Jochen stürmt mit STRASSENSCHUHEN die Matte! Wo er als Trainer doch genau wissen müsste, wie verboten das ist. Es gibt sogar Fotos, die dieses Sakrileg belegen.
Wir gewinnen den Mannschaftskampf deutlich mit 34:3. In der Tabelle rücken wir hiermit auf den vierten Platz einen Rang vor Neuss, nur einen Punkt hinter dem Zweitplatzierten Herdecke. Eine äußerst erfolgreiche Saison geht zu Ende.

Später wird in der Halle der Saisonabschied gefeiert. Hier macht Jochen in seiner Euphorie den Fehler, mich zu einem Kämpfchen aufzufordern. Ich erteile ihm eine ordentliche Lektion im Ringen, die er so schnell nicht vergessen wird. Zumindest hatte ich diesen Eindruck. Aber Eindrücke sind ja bekanntlicherweise recht subjektiv.