Kampfbericht Krefeld vs. Oberforstbach/Raeren 13.12.14

Sensationelle Revanche Oberforstbach gegen Krefeld
Kampfbericht von Alex Jodas, Ringen Oberliga 13.12.2014 Oberforstbach/Raeren gegen Krefeld
Seit dem Hinkampf ist Oberforstbach unser Angstgegner. Da gab es eine 24:14 Klatsche, die auf dem Papier noch einigermaßen glimpflich aussieht, aber auf der Matte mit nur zwei gewonnenen Kämpfen überraschend demütigend für Krefeld verlaufen war. Heute wollten unsere Kämpfer die Revanche.
Aber es geht dem Ende der Saison zu. Und die Palette der Verletzten wird immer größer bei Krefeld. Heute mussten sogar fünf Leute aus der zweiten Mannschaft aushelfen, also die Hälfte der ersten Mannschaft ist zurzeit verletzt. Das wären Alexander Wagner, Sergey Blumenstein, Dieter Tschierschke, Vitai Jeschke und Patrik Laumen. Zu allem Unglück kommt noch hinzu, dass bei der Krefelder Mannschaftsaufstellung übersehen wurde, das mit Elgar Gasanov ein dritter Ausländer eingesetzt wurde.
Wir dachten schon, dass Krefeld hiermit gleich 40:0 verloren hat. Dem war aber nicht so, wir mussten lediglich Elgar Gasanov streichen.
Neben mir sitzt die Weltmeisterin Aline Focken. Wir fiebern gemeinsam den Kämpfen entgegen.
Mit diesem Notaufgebot hier noch etwas reißen zu können, damit hätte ich im Traum nicht gerechnet. Aber als schon im ersten Kampf unser Emil Gozalov gegen Djakhar Gamboulatov nach Punkten gewinnen kann wittern wir Morgenluft. Im Hinkampf ist Emil schnell gegen seinen Oberforstbacher Gegner unter die Räder gekommen. Nachdem er schon deutlich nach Punkten zurücklag wurde er noch in der ersten Halbzeit geschultert. Heute ist Emil in jeder Kampfsituation überlegen, er kann sogar einen Überstürzer werfen. Er gewinnt nach 6:3 Punkten Ich kann es gar nicht fassen, da ist heute ja eventuell doch noch was drin.
Dann verlieren David von Cappeln und Vitali Alekseev technisch unterlegen. Damit haben wir gerechnet, es steht nun 8: 2 für Oberforstbach.
Talip Alkan, der für den schulterverletzten Sergey Blumenstein antritt, macht gegen Frank Meeßen einen ganz starken Kampf. Talip kann seinen Gegner rausschieben, einen Armschulterzug ziehen und wird mehrfach Hintermann. Mit 13:0 fehlen ihm nur zwei Punkte zur technischen Überlegenheit. Wir können es gar nicht glauben, die Götter sind uns heute gut gesonnen. Und unsere Männer sind heute bestens aufgelegt. Talip lässt seinen markerschütternden Urschrei durch Oberforstbach gellen.
Es steht 8:5 für Oberforstbach.
Beim letzten Kampf vor der Pause läuft es erst wie erwartet: Unser Ayoub Bolakhrif kämpft gewohnt souverän gegen Antoine Waauff, er kann sogar aus der Bodenlage einen Überstürzer werfen, der mit Fünf Punkten, der Höchstwertung, honoriert wird. Aber dann will Ayoub zu viel, er kämpft zu hektisch und schiebt zu sehr. Das nutzt sein Oberforstbacher Gegner und stürzt Ayoub über. Er landet unglücklich auf den Kopf, kann sich aber noch in die Brücke retten. Er droht geschultert zu werden, es fehlen nur noch Millimeter. Die Oberforstbacher Fans protestieren schon weil nicht abgepfiffen wurde. Ayoub mobilisiert all seine letzten Kräfte und kann sich aus der gefährlichen Lage befreien. Puh, das ging ja gerade noch mal gut. Unser Mann kämpft nun vorsichtiger und kann ein 11:4 Punktesieg erringen. Man kann ihm jetzt schon ansehen, dass er einen steifen Nacken davongetragen hat. Ich hoffe, dass es nicht zu schmerzhaft wird.
Wir gehen mit dem Mannschaftsergebnis von 8: 7 für Oberforstbach in die Pause.
Elgar Gasanov muss im nächsten Kampf gleich aufgeben, weil er der dritte Ausländer ist. Schade, denn sein Gegner ist fast 20 Kilo leichter und sieht noch jugendlich aus.
Als nächstes ringt in der 66 Kiloklasse unser Rick Nürberger gegen Sandyo Yordanov Angelov. Ich rechne mir in diesem Kampf keine großen Chancen aus. Beim Hinkampf hatte der Oberforstbacher unseren Dieter Tschierschke gleich in der ersten Minute geschultert. Dieter kann heute nicht antreten, weil er noch am Ohr Verletzt ist.
Angelov wird schnell Hintermann, es steht 2:0 für den Oberforstbacher. Mitten im Kampf kommt ein Junge mit einer Spendenbüchse durch die Zuschauerränge und bittet um eine milde Gabe für die Oberforstbacher Ringer. Großmütig gebe ich ihm ein paar Münzen unter der Auflage, das Oberforstbach doch bitte verlieren möge. Gerade in diesem Augenblick, als wenn mein Anliegen sogleich erhört wurde, gerät der Oberforstbacher in die gefährliche Lage. Verdammt, ich habe es nicht gesehen weil ich von dem Jungen abgelenkt war. Was war passiert? Angelov hatte unseren Rick mit einer Suplex schleudern wollen. Aber unser Mann konnte diesen Wurf geistesgegenwärtig abfangen. Nun liegt der Oberforstbacher in der gefährlichen Lage und Nürberger zieht mit aller Kraft an seinem Kopf. Unfassbar, was für eine Sensation, wenn es Rick gelingen würde seinen Gegner zu schultern. Und Rick gelingt es, er ist so abgebrüht und vollendet mit der Höchststrafe für Angelov: Schultersieg!! Wir stürmen die Matte, brüllen, was das Zeug hält. Rick ist heute der Herr der Ringer! Von der Seite der Oberforstbacher wird es erheblich leiser, sie scheinen zu erahnen, was ihnen bevorsteht.
Es steht 12:11 für Oberforstbach. Sie führen noch, aber nun kommen noch unsere starken Kämpfer.
Waldemars Schäfers Gegner gibt gleich auf, jetzt steht es 12:15 für uns.
Bei dem nächsten Kampf macht es Sohayb Musa gegen Oliver Knorr kurz aber nicht schmerzlos. Denn er packt seinen Gegner in die unangenehme Kopfklammer. Er zieht mehrere qualvolle Kopfschleudern. Ich möchte jetzt nicht in der Haut von Oliver Knorr stecken. Und ich wünsche ihm einen starken Nacken. Nach nicht einmal anderthalb Minuten gewinnt Sohayb technisch überlegen.
Beim letzten Kampf gibt der Gegner von unserem Levan Rechviasvili gleich auf. Sieg für unsere Mannschaft mit 12:23. Erstaunlich, beim Hinkampf endete das Ergebnis fast spiegelverkehrt für die Oberforstbacher 24:14. Damals lief alles gegen uns, heute genau umgekehrt.
Beim letzten Kampf, in der 75 Kilo Freistilklasse war der Gegner von Levan, Murad Madajev, fünf Minuten zu spät zur Waage erschienen. Daher hatten die Oberforstbacher hier einen Ersatzmann gestellt. Für das Publikum gibt es daher jetzt nach dem Mannschaftskampf zwischen den beiden Spitzenkämpfern der Liga einen Freundschaftskampf. Der ist für Levan und uns sehr wichtig. Unser griechischer Mann wurde im Hinkampf geschultert. Das hatte Levan gefuchst, er sinnt heute auf Revanche. Da Vitali Jeschke verletzt war, hatte sein Trainer Georg Focken Levan angeboten, heute in der 85 Kilo Klasse zu kämpfen. Da hätte Levan auch nicht noch 5 Kilo abtrainieren müssen. Aber Levan wollte sich dieser Herausforderung stellen.
Und diesmal kämpft Levan konzentrierter, er geht gleich in Führung. Madajev wird Hintermann, kann aber am Boden keine Punkte erzielen. Im Stand kämpfen nun beide wie griechisch Römisch Ringer, indem sie eng die Oberkörper schnüren. Flink taucht Levan an Madajevs Hüfte ab, greift sie und kippt ihn auf den Rücken! Ja gibt es sowas, Madajev ist seit Jahren ungeschlagen in der Liga. Und hier schickt sich Levan an, diesen Topfavoriten zu schultern. Und das unglaubliche passiert, unserem Mann ist seine Abrechnung gelungen. Leider wird dieses Resultat nicht in den offiziellen Ergebnislisten festgehalten. Schließlich war das nur ein Einlagekampf. Aber was für einer!
Ich bin nach diesen Kämpfen völlig mit Adrenalin berauscht. Später muss ich mich erstmal in die nächstbeste Kneipe niederlassen und den Sieg feiern. Ich fühle mich gleich um ein paar Zentimeter breiter und größer. Und so jung. Unglaublich jung, wie ein zwanzigjähriger ist mir zumute. Jawohl, ich bin Krefelder, ich bin unbesiegbar. So komme ich mir zumindest vor. Zuhause muss mich meine Freundin erstmal wieder auf den Boden der Tatsachen runterholen.
Krefeld ist nunmehr seit fünf Kampftagen unbesiegt. Leider hat sich unsere Tabellensituation erstmal nicht verändert, da Herdecke überraschenderweise gegen die Mülheimer Favoriten gewonnen hat. Aber Neuss ist auf den vierten Tabellenplatz abgerutscht. Wenn wir im nächsten Kampf gegen Hürth gewinnen, wovon ich ausgehe, werden wir auf den vierten Tabellenplatz aufrücken. Neuss wird auf den 5. Tabellenplatz abrutschen, weil sie nächste Woche Kampffrei haben.