Kampfbericht Krefeld vs. Herdecke 22.11.14

Kampfbericht 22.11.2014 Germania Krefeld gegen Herdecke von Alex Jodas
Heute ist unser Tabellennachbar Herdecke bei uns zu Besuch. Wie gleichwertig der Gegner ist, kann man am Ergebnis vom Hinkampf erkennen: Da ist es 18:15 für uns ausgegangen. Aber heute haben wir einen weiteren Verletzten in unserer Mannschaft: Dieter Tschierschke ist am Ohr operiert worden, er läuft wie ein Kriegsversehrter mit bandagiertem Kopf durch die Halle. Wir haben für ihn keinen Ersatz gefunden, Hasan Rahaal und Rick Nürnberger sind ebenfalls verletzt. So muss sich Dieter auf die Matte stellen und vier Punkte an Herdecke verschenken, indem er gleich aufgibt.
In 57 Kilo wird wieder unser Emil Gozalov gegen Konstantin Schwarz in der ungeliebten Griechisch Römisch Stilart eingesetzt. Er beherrscht diese Stilart eigentlich gar nicht, hat aber letzte Woche schon bewiesen, dass er gut improvisieren kann. Auch heute lässt er nichts anbrennen. Er kann seinen Gegner sogar um die Hüfte packen und ausheben. Aber anstatt ihn rückwärts überzustürzen legt er ihn nach vorne behutsam auf die Matte. Das wird genauso mit „vier“ Punkten belohnt wie der spektakulärere Überstürzer. Na bitte, es geht doch. In der Bodenlage kann Emil seinen Gegner dreimal durchdrehen. Das reicht für die 15:0 Technische Überlegenheit. Puh, das ist ein guter Start für uns, so kann es meinetwegen weitergehen.
Im Schwergewicht stehen sich unser Alexander Wagner dem 30 Kilo schwereren Maximilian Lodwich gegenüber. Die Paarung sieht ungleich aus, als ob ein Erwachsener gegen ein Kind kämpft. Aber Alexander schreckt das nicht, er ist sogar überlegen. Er erkämpft einen Punkt nach dem anderen. Schließlich hatte Alexander seinen Gegner vor zwei Jahren im Kampf sogar ausheben und schultern können. Das hatte dem Herdecker damals gar nicht gut geschmeckt, er lief daraufhin erbost in die Umkleideräume und lies seinen Ärger an unschuldigen Papierkörben aus.
Wir denken schon, auch heute läuft so weiterhin alles nach Plan für uns. Bis Alex bei einem Beinangriff, bei dem er schon fast Hintermann ist, von seinem Gegner mit seinen 120 Kilo plattgedrückt wird. Er liegt auf dem Rücken und versucht sich noch ins „blaue“ zu retten. Wir fürchten um Alex, hoffen, beten, flehen. Aber alles umsonst, die 120 Kilo lassen sich nicht wegdiskutieren, Alex verlassen die Kräfte. Schulterniederlage! Mein Gott, genauso wie im Hinkampf gegen Dennis Böddeker, das durfte nicht passieren, warum ist die Welt nur so ungerecht mit uns Krefeldern! Meine Nerven liegen blank. Hätte ich damals nur auf meine Mutter gehört. Ich sollte lieber ins Blasorchester, statt zum Ringen zu gehen. Im Blasrocherster hätte ich nicht diesen Stress.
Als nächstes verlieren erwartungsgemäß Vitali Alekseev und Sergej Blumenstein technisch unterlegen.
Der folgende Kampf von unserem Ayoub Bolakhrif gegen Jens Friehoff soll der explosivste des Abends werden. Der Herdecker ringt äußerst passiv. So erhält er auch eine Verwarnung nach der anderen. Nach zwei Minuten wird er dann mit der Bodenlage bestraft. Hier wird die Stimmung auf der Matte und im Publikum äußerst gereizt, als der Herdecker die Finger von Ayoub umknickt. Für diese unschöne Aktion gibt es zwei Strafpunkte und der Herdecker muss erneut in die Bodenlage. Jetzt kann Ayoub ihm Flugunterricht mit einem Überstürzer erteilen.
Dann, im Standkampf, ist Ayoub ganz aus dem Häuschen: Er erteilt dem Herdecker eine Ohrfeige. Ich weiß nicht, was vorgefallen ist. Später erfahre ich, Friedhoff soll Ayoub gebissen haben. Aber Ayoub hat Glück, das er aufgrund dieser Unsportlichkeit nicht von der Matte fliegt. Er erhält lediglich einen Strafpunkt. Von da an kämpft Ayoub wie entfesselt. Jetzt steckt er all seine Wut in den Kampf, er überrennt geradezu seinen Gegner. Dem Herdecker bleibt nur noch übrig, rückwärts zu gehen. Es sieht dermaßen passiv aus, das der Kampfrichter noch eine weitere Verwarnung erteilt. Damit ist der Herdecker disqualifiziert: Das sind 4 Punkte für unsere Mannschaft, es steht in der Pause 8:12 für die Herdecker.
Als nächstes gewinnt Vitali Jeschke gegen Szabolcs Hatos knapp nach Punkten 1:0. Beim Hinkampf hatte er noch deutlicher gewonnen, hoffentlich reicht das heute für die Mannschaft.
Wie oben schon erwähnt gibt Dieter Tschierschke seinen Kampf auf.
Als nächstes tritt unser Waldemar Schäfer gegen Nils Holk an. Schon nach wenigen Sekunden läuft „Waldi“ in eine Kopfschleuder. Na toll, denke ich mir, jetzt droht auch noch unser sicherster Punktelieferant geschultert zu werden. Aber er kann sich aus der gefährlichen Lage befreien.
Beim Hinkampf konnte Waldemar den Herdecker noch nach Punkten schlagen, heute rennt er einem 6:2 Rückstand hinterher. Und er holt auf: bis auf 5:6 kann Waldemar verkürzen, Holk flüchtet sich in die Passivität. Leider reicht es nicht mehr ganz, es fehlt nur ein mickriges Pünktchen zum Sieg. Und ich darf auch schon vorwegnehmen, dass dieses unscheinbar kleine Pünktchen den Mannschaftsieg für uns bedeutet hätte!

Es steht 9:17 für Herdecke nach dem achten Kampf. Jeder normal denkende Mensch bei gesundem Menschenverstand möchte meinen, dass da nichts mehr zu machen ist für unsere Mannschaft. Im Wettbüro würden jetzt die Quoten ins Bodenlose für Krefeld fallen. Aber wir haben ja noch unsere beiden 75 Kilo Trümpfe im Ärmel.
Sohayb Musa zeigt wieder feinstes Griechisch Römisch gegen Felix Althof. Am Mattenrand, wo Althof keine Gefahr mehr vermutet, erwischt ihn eiskalt ein Überstürzer. Er schafft es nicht mehr, sich in die Pause zu retten. Denn Sohaib wirft ihn vorher mit der Kopfschleuder in die gefährliche Lage. Hier zeigt sich unser Kämpfer gnadenlos. Er kennt kein Erbarmen und Schultert Althoff.
Jetzt steht es nur noch 13:17 für die Gäste. Rein theoretisch ist noch ein Unentschieden möglich.
Und tatsächlich vollbringt unser Levan Rechviasvili beim letzten Kampf gegen Pjotr Demjanow das für kaum möglich gehaltene: Er ringt den Herdecker technisch überlegen nieder! 17:17 steht es nun tatsächlich unentschieden. Einerseits freut es mich, dass wir hier dennoch den für uns unerreichbar gehaltenen Mannschaftspunkt erkämpfen konnten. Andererseits könnte ich mir ins eigene Gesäß beißen, dass Alexander Wagner so unglücklich geschultert wurde. Das wird mir noch eine schlaflose Nacht bereiten.
Bei einem Sieg wäre Krefeld einen Tabellenplatz vor Oberforstbach aufgestiegen. So stehen wir weiterhin auf den fünften Tabellenplatz vor Herdecke, während Neuss auf Platz drei abgerutscht ist und Mülheim auf den zweiten Platz aufgerückt ist.