Goldenes Wochenende – Erste und zweite Mannschaft gewinnen auswärts

Unser Oberligateam bringt mit einem 18:15 Sieg beide Punkte aus Herdecke mit nach Hause und ist jetzt Tabellenvierter. Unsere „Zweite“ siegt überraschend beim bisherigen Landesliga-Tabellenführer Hohenlimburg II mit 25:10 und rückt auf Tabellenplatz 3 vor. Hier die Kampfberichte von Alex Jodas:

Kampfbericht Mannschafts- Oberligakampf Herdecke gegen Krefeld vom 19.9.2014

Nach den letzten zwei Erfolgen der Mannschaft fahren wir guter Dinge nach Herdecke. Allerdings mit zwei Wehrmutstropfen: Tim Focken kann heute nicht anreisen, weil er noch arbeiten muss und Lukas Demczuk ist immer noch im Urlaub. Aber alle unsere Leistungsträger sind anwesend. Was kann da noch passieren?
Laut Papierform sind wir Krefelder leicht überlegen. Aber das ist nur Papier, die Wahrheit liegt jetzt auf der Matte. Und die beginnt mit dem vorgezogen 98 Kilo Freistilkampf sehr bitter für uns: Alex Wagner verliert auf Schulter gegen Dennis Böddeker. Das durfte nicht passieren, das kann doch nicht sein, wir sind Fassungslos. Unser Sieg war hier eigentlich fest eingeplant. Wie konnte das geschehen? Alex Wagner kämpft Anfangs überlegen und holt sich bei einem Beinangriff zwei Punkte Vorsprung. Dann lässt er sich aber zu sehr auf den Griechisch-Römisch Stil von Böddeker ein. Bei dem Versuch, eine Suplex zu ziehen, fängt der Herdecker ihn ab. Unser Mann liegt in der gefährlichen Lage während sein Gegner an beide Arme von Alex ziehen kann. Dann kommt der unabänderliche grausame Pfiff des Kampfrichters: Schulter!
Das war es, denke ich mir, das können wir wohl nicht mehr aufholen. Denn hier hatten wir mit einem Sieg gerechnet. Schon bei dem ersten Kampf ist meine Frisur vom Haare raufen komplett ruiniert. Wie soll das noch enden mit meiner schon nicht mehr so üppigen Haarpacht? Wenn es unsere Leute so spannend machen?
Im 57 Kilo Freistilkampf stehen sich unser Emil Gozalov Konstantin Schwarz gegenüber. Mit Schwarz hat Emil einen starken Gegner vor sich. Er ist mit seinen 34 Jahren beileibe kein Jugendlicher, wie bei dem Kampf in Neuss, wo wir Emil zum ersten und einzigen Mal haben kämpfen sehen. Heute macht unser Mann einen sicheren und schnellen Job: Nach zwei Minuten fängt er den Herdecker bei einem Arm Zug ab und kann ihn Schultern! Ein Befreiungsschrei bricht aus mir heraus, wie ein Derwisch tanze ich auf dem Herdecker Hallenboden. Dass ich hierbei nicht die beste Figur abgebe ist mir aber ziemlich egal. Das musste jetzt raus!
Im Schwergewicht geben wir vier Punkte ab, weil wir keinen Gegner stellen, in der 61 Kilo Klasse verliert Vitali Alekseev auf Schulter, Waldemar Schäfer kann knapp nach Punkten gegen Nils Holk in der 86 Kilo Griechisch Römisch Klasse gewinnen und Dieter Tschierschke verliert nach Punkten. Jetzt steht es 15:5 für die gastgebende Mannschaft bei nur noch vier ausstehenden Kämpfen. Jeder in der Halle glaubt bei diesem Punktestand nicht mehr an einen Sieg der Krefelder Mannschaft. Der wäre jetzt zwar noch rein rechnerisch möglich. Aber das käme einem Wunder gleich.
Weiteres Haare raufen ist bei dem folgenden 86 Kilo Freistil Kampf zwischen Vitali Jeschke und Szabolcs Hatos für Herdecke angesagt. Es ist ein sehr enger Kampf. Sorgen macht mir zudem der Gesundheitszustand Jeschkes: Er hat die Grippe. Es steht nicht gut um meine Frisur! Aber Jeschke macht es gewohnt professionell. Er siegt mit 2:5 nach Punkten. Das sind zwei Punkte für die Mannschaft, es steht „nur“ noch 15:7 für Herdecke.
Dann haben wir in der 66 Kilo Klasse Glück, weil der Gegner von Ayoub Übergewicht hat. Der Herdecker gibt den Kampf gleich auf, jetzt steht es nur noch 15:11 für die Gastgeber. Ein immer noch komfortabler Vorsprung, mag sich jetzt der Herdecker denken. Wir aber denken etwas anderes. Denn wir wissen, dass jetzt noch unsere beiden stärksten Kämpfer kommen werden. Ich kann mich ein wenig entspannen, meine Frisur dankt es mir.
In der 75 Kilo Freistilklasse stehen sich Levan Rechviasvili Nima Habibivand für Herdecke gegenüber. Der Herdecker macht es Levan nicht leicht. Er ist ein harter Brocken. Kein Wunder, diese Saison ist er bisher unbesiegt. Aber dennoch behält Levan die Oberhand und kämpft unbeirrt seinen Stil. Der Herdecker greift ständig an. Aber Levan hat eine starke Abwehr. Selbst Beinangriffe, die für Levan schon aussehen, als müsse er die Punkte zum Hintermann abgeben, kämpft er noch beinhart aus. Und kann sie schlussendlich abwehren. So fährt er einen sicheren 13:2 Sieg nach Hause. Hiermit steht es nur noch 15:14 für Herdecke.
Jetzt kommt es auf den letzten Kampf an, 75 Kilo Griechisch-Römisch, bei dem unser Sohayb Musa gegen Felix Althof antritt. Dieser Kampf scheint eine klare Sache für Sohayb zu werden. Schon nach 10 Sekunden kann er Althof aus der Matte drängen. Nach 53 Sekunden erteilt Sohayb dem Herdecker anschaulichen Physikunterricht. Er demonstriert hier deutlich das Gesetz der Schwerkraft. Und das Gesetzt des stärkeren. Sohayb packt den Kopf seines Gegners zu einer für den Nacken höchst unangenehmen Kopfschleuder. Und nicht nur eine, es folgen gleich vier weitere Schleudern. Nach nur einer Minute ist Althof von seinen Qualen erlöst, Sohayb gewinnt technisch überlegen! Wahnsinn, Wahnsinn, Wahnsinn, das ist jetzt schon der dritte Aufholkampf mit dem Happy End für Krefeld in Folge. Der Endstand steht 15:18 für uns. Wer hätte das gedacht? Und meine Frisur hat jetzt eine Woche Zeit, sich zu erholen.
Ach ja, und das Bier von Jochen, das er mir beim ersten Heimkampf versprochen hatte, hat es heute auch noch gegeben.

Kampfbericht Krefeld zweite Mannschaft gegen die zweite Mannschaft von Hohenlimburg 20.9.2014:
Unter einem fadenscheinigen Vorwand stehle ich mich von zuhause weg. Meine Freundin sieht das gar nicht gerne, dass ich ständig unterwegs bin. Aber ich muss da heute wieder hin, zum Ringen. Ich brauche den Stoff. Ich bin zum Ringer Junkie geworden.
Ich finde, es muss auch einmal über die zweite Mannschaft geschrieben werden. Es sind die Helden in der zweiten Reihe, die im Schatten der „Ersten“ stehen, denen aber genauso Respekt gezollt werden sollte. Sie stehen Gewehr bei Fuß, falls es in der ersten Mannschaft Ausfälle gibt. Wie wichtig das ist, haben wir letzte Woche bei dem Einsatz von Phillip Häffner in der ersten Mannschaft gesehen. Sein Sieg hatte den Erfolg der Mannschaft mit besiegelt.
Ich fahre im Mannschaftsbus mit. Die Stimmung ist gut, ich habe den Eindruck, es ist nicht nur eine Mannschaft. Sie sind auch privat Freunde.
Gegen Hohenlimburg habe ich heute keine hohen Erwartungen auf einen Sieg. Denn die Hagener Reservemannschaft hat in der Landesliga bisher keinen Kampf verloren und steht demzufolge auf den ersten Tabellenplatz.
Wir werden sehr freundlich und sogar mit Handschlag in der Halle empfangen. Es herrscht eine sehr nette Atmosphäre. Leider sind wenig Zuschauer anwesend, die erste Mannschaft von Hohenlimburg kämpft heute auswärts in Hüttigweiler.
Unsere Mannschaft startet ähnlich wie unsere erste Mannschaft mit einer sehr schwachen ersten Halbzeit. 10:4 steht es schon für den Gastgeber nach vier Kämpfen. Den einzigen Kampf kann hier Talip Alkan in der 98 Kilo Freistil Klasse gegen Vitalij Chaliy auf der Matte gewinnen. Hier liegt Talip nach anderthalb Minuten noch zurück. Aber dann bricht der Hohenlimburger konditionell ein. Und ab jetzt bestimmt unser Mann den Kampf. Es ist nicht der schönste Kampf des Abends. Aber die Arbeitsleistung Talips beeindruckt. Er marschiert nur noch vorwärts während Chaliy sich auf der Flucht befindet. Alkan beendet die Begegnung technisch überlegen. Und mit einem bis ins Mark gehenden Urschrei, der bis weit durch Hohenlimburg schallt. Leider wurde diese Pose nicht für die Nachwelt fotografisch festgehalten.
Ich möchte noch den starken Kampf von Patrik Laumen erwähnen, der in der 61 Kilo Klasse trotz 7 Kilo Differenz zu seinem Gegner nur knapp nach Punkten verlor.
Rick Nürberger hat keinen Gegner, es steht nur noch 8:10 für Hohenlimburg.
Eine wunderschöne 5, den Überstürzer, präsentiert uns unser Tolga Alkan gegen Tolga Dilgirligi in der 85 Kilo Griechisch Römisch Klasse. Er macht es kurz, nach 1:30 Minuten gewinnt er technisch überlegen.
Der Kampf des Tages ist für mich die folgende Begegnung Hasan Rahaal von Krefeld gegen Sebastian Klusak in der 66 Kilo Griechisch-Römisch Klasse. Der Hohenlimburger ist mehrfacher deutscher Jugendmeister. Aber das schreckt den Krefelder nicht, er hält putzmunter dagegen. Nur einmal kann Klusak punkten, als er blitzschnell an Hasans Hüfte abtaucht. Unser Mann zieht es das erste Mal vor, abzudrehen und die zwei Punkte zum Hintermann abzugeben. Bei dem Nächsten Mal dreht er sich genauso weg. Aber gleichzeitig greift unser ausgebuffter Kämpfer mit dem Arm nach hinten und zieht den Polnischen Kopfhüftzug. Wird er seinen Gegner mit diesem eher unorthodoxen Griff abwehren können? Hasan erwischt Klusak kalt und kippt ihn in die gefährliche Lage. Und er kennt keine Gnade: Er schultert ihn nach 2:30 Minuten!
Schade, dass Hasan keine 61 Kilo mehr schafft. Dann wäre er der ideale Mann für die erste Mannschaft.
Der Schlüsselkampf des Abends ist gewonnen, wir führen jetzt 16:10. Der Widerstand der Gastgeber scheint gebrochen zu sein.
In der 86 Kilo Freistilklasse kann Elgar Gasanov trotz Grippe den Hohenlimburger Denis Nuss nach Punkten besiegen.
Besonders stark kämpft heute auch wieder unser Philipp Haeffner gegen Omid Araghachi in der 75 Kilo Freistil Klasse. Der Hohenlimburger beginnt äußert hektisch. Er reißt Phillip an den Haaren. Aber der Krefelder lässt sich nicht nervös machen. Er kämpft unbeirrt seinen Stil. Er kann seinen Gegner rausdrängen, er wird Hintermann bei Beinangriffen. Im Bodenkampf umklammert Häffner das Bein seines Gegners zum Einsteiger. Aus dieser Position kann Phillip seinen Gegner durchdrehen. Araghachi hat keinerlei Abwehrmöglichkeit. So kann er diesen Griff gleich dreimal hintereinander ziehen, bis der Kampf wegen technischer Überlegenheit abgepfiffen wird.
Bei dem letzten Kampf stehen sich in 75 Kilo Eniz Yagan gegen Dimitrios Giaklos im Griechisch Römischen Stil gegenüber. Enis ist deutlich überlegen. Nach einer schulmäßigen Schleuder liegt Giaklos in der gefährlichen Lage. Als der Kampfrichter nicht auf Schulter abpfeift kommt es zu Tumulten im Krefelder Fanblock. Was ich nicht verstehen kann. Denn so können wir uns noch ein paar Minuten weiteren hochwertigen Ringersport anschauen. Giaklos kann sich in die Pause retten.
Aber das nützt dem Hohenlimburger herzlich wenig. Dann nach der Pause geht es für Giaklos ebenso ungünstig weiter. Aus der Bodenlage hebt Enis seinen Gegner aus und möchte zum Überstürzer ansetzten. Aber der Hohenlimburger umklammert mit den Beinen Enis Hüfte. Der Kampfrichter ahndet diese Unsportlichkeit nicht. Was zu weiterer Unruhe auf Krefelder Seite führt. Entnervt lässt Enis den Hohenlimburger einfach auf die Matte fallen. Dafür gibt es statt Punkte eine mündliche Verwarnung.
Kurz vor Ende der regulären Kampfzeit kann unser Kämpfer mit einer blitzsauberen Schleuder die Höchstwertung von 5 Punkten erkämpfen. Technische Überlegenheit für Enis und mit 25:10 haben wir den Mannschaftskampf gewonnen! Was will man mehr? Das war ein goldenes Wochenende für Krefeld!