Erster Oberligapunkt im dritten Kampf

17:17 Unentschieden beim KSK Konkordia Neuss.

Hier der Kampfbericht von Alex Jodas:
Es ist Freitag der 5.September, wir treten in Neuss an. Nicht nur das Wetter ist besser geworden. Wir wissen, das es heute gegen Neuss knapp wird, das wir aber eine reelle Chance auf den Sieg haben. So ein Debakel wie letztes Jahr, wo wir aufgrund von Verletzungen in der Mannschaft nur einen Kampf gewinnen konnten, wird es dieses Jahr wohl kaum geben. Leider ist unser 61 Kilo Kämpfer Lukas Demczuk urlaubsbedingt ausgefallen und es steht kein Ersatz zur Verfügung. Dummerweise haben die Neusser den gerade in dieser Gewichtsklasse fast unschlagbaren Mimon Touba eine Gewichtsklasse höher gesetzt und dafür einen unerfahrenen Jugendlichen eingesetzt. Ärgerlich!
Die erste Halbzeit läuft wie gewohnt schlecht für uns.
Sohayb Musa verliert technisch unterlegen gegen den 10 Kilo schwereren ehemaligen Pan Amerikanischen Meister und olympiaqualifizierten Kubaner Jorgisbell Alvarez Hernandes in der 85 Kilo Griechisch Römisch Klasse.

Einzig unser Neuzugang Emil Cozalov kann seinen Kampf in der ersten Halbzeit gewinnen. Emil konnte aufgrund der Sperrfrist heute zum ersten Mal für Krefeld an den Start gehen. Wir erwarten viel von ihm. Schliesslich ist er mehrfacher aserbeidschanischer Meister und hat auch internationale Titel gewonnen. Ungewohnt sein Kampfstil: Er dreht eine Piruette und greift ans Bein des Gegners. Dabei geht er ein hohes Risiko ein, sein Gegner German Deziev kann hier teilwiese kontern. Auch im Bodenkampf ist Cozalov nicht immer sicher, man sieht ihm seine zweijährige Pause an. Aber er ist überlegen genug, um einen klaren 20:4 Punktesieg einzufahren. Es gibt hierfür 4 Mannschaftspunkte.
Tim Focken verliert auf Schulter, in der 61 Kilo Klasse verschenken wir 4 Punkte, weil wir keinen Gegner stellen.
Alex Wagner kämpft gegen den bulligen Kubaner Valliant Jackson Cantero in der 96 Kilo Freistilklasse. Cantero war mehrfacher italenischer Meister und hat jahrelang in der ersten Bundesliga gekämpft. Mit 40 Jahren ist er aber nicht mehr der Jüngste. Weil er griechsch römisch Spezialist ist schnürt er Alexander im Kopfbereich. Allein beim Zuschauen bekommt man fast schon einen steifen Nacken. Cantero erzielt vier Punkte bei einer Schleuder. Aber Alex steckt nicht auf und erkämpft sich, soweit es seine Kondition zulässt, bei einem Beinangriff die Hintermannposition. Man kann sehen, dass er sich den Kampf gut einteilen muss, um nicht einzubrechen. Alex verliert 1:8 nach Punkten. Diese knappe Punktniederlage ist für uns ein Erfolg. Die zwei Mannschaftspunkte, die er der Neusser Mannschaft hier abnimmt, werden für Krefeld noch sehr wichtig sein.
Wir liegen nach der ersten Halbzeit 4:14 zurück. Für den aussenstehenden Betrachter sieht es hoffnunglos für Krefeld aus. Die Neusser Fans feiern lautstark, als hätten sie den Mannschaftssieg schon in der Tasche. Wir Krefelder hingegen sind auch zufrieden mit dem Zwischenergebnis.“So gut“ sind wir bei den bisherigen Mannschaftkämpfen noch nicht gestartet. Denn wir wissen um unsere Stärke in der zweiten Halbzeit.
Dieter Tschierschke verliert in der 66 Kilo Freistil Klasse wie erwartet hoch nach Punkten (0:13 ) gegen den übermächtigen 29 jährigen Anatoly Efremov. Aber unser jugendlicher Kämpfer rettet hiermit einen Punkt für die Krefelder Mannschaft. Zwischenstand für die Neusser Mannschaft: 17:4. Die Neusser brüllen immer lauter.
Leiser werden sie beim nächsten Kampf. Hier tritt in der 66 Kilo griechisch römisch Klasse Ayoub Bolakhrif gegen Mimon Touba an. Es ist der Schlüsselkampf des abends. Mimon Touba ist ehemaliger Bundesliga Ringer und der stärkste dieser jungen Saison bei den Neussern.
Auf der Matte sehen wir einen beinharten Kampf auf Augenhöhe. Mimon schafft es, den ersten Punkt zu erkämpfen indem er Ayoub aus der Matte drängt. Aber er sieht passiver aus, Ayoub zieht ihn auf während Touba wie ein nasser Sack in seinen Armen h‰ngt. Nach zwei Passivitätsverwarnungen ist es der Kampfrichter endlich leid und schickt den Neusser in die Bodenlage. Und hier geschieht das unglaubliche: Der jugendliche Ayoub hebt ihn aus der Bodenlage aus und schafft es tatsächlich, den erwachsenen Bundesligakämpfer überzustürzen! Es steht 4:1 für Ayoub! Wir Krefelder Fans sind ganz aus dem Häuschen, das hätten wir im Traum nicht erwartet. Auf der Neusser Seite hingegen wird es schlagartig leise.
Der weitere Kampf verläuft dann nicht mehr so ansehnlich, denn mit einem unschönen Kopfstoss erteilt der Neusser Ayoub eine klaffende Kopfwunde. Ich unterstelle ihm keine Absicht. Dennoch geht er bei dieser Aktion zu hart vor. Das war nicht nötig.
Touba kann diesen Punkterückstand nicht mehr aufholen. So endet der Kampf verdient mit diesem sensationellen Sieg. Es steht 17: 6 für Neuss, die Aufhohljagt beginnt!
Ähnlich unschön beginnt der 85 Kilo Freistilkampf Vitali Jeschke gegen Kirill Surikow. Direkt in der ersten Aktion sticht der Neusser versehentlich mit dem Finger Vitali ins Auge. Es sieht schlimm aus für unseren Kämpfer, der sich auf dem Boden krümmt. Sein Trainer Georg Focken, der Physotherapeut Detlef Wegner und der Kampfrichter schauen sich sein Auge an. Und wirken ganz geschockt. Oh weh, hoffentlich ist nichts schlimmes passiert. Aber Jeschke beiflt die Zähne zusammen und stellt sich wieder dem Kampf. Surikow beginnt überlegen, er kann Jeschke aus der Matte drängen. Aber das wars dann auch für den Neusser. Ab jetzt punktet nur noch Jeschke mit Beinangriffen von allen Seiten. Surikow bleibt nur noch die Defensive. Leider reicht es nicht für eine technische Überlegenheit, 13:2 für Vitali bedeuten drei Punkte für die Krefelder Mannschaft: 17:9 für Neuss, es wir enger für unsere Gastgeber.
Weiter geht es mit der Gewichtsklasse 76 Kilo im Freistil. Levan Rechviasvili gegen Michael Efremov. Hier müssen wir uns keine Sorgen um unseren griechischen Neuzugang machen, Levan macht einen gewohnt professionellen Kampf und beendet schnell mit technischer Überlegenheit.
17:13 für Neuss, jetzt werden die Gesichter länger auf der gegnerischen Seite. Jetzt kommt es auf den letzten Kampf an, 76 Kilo griechisch römisch, Waldemar Schäfer für Krefeld gegen Gökalp Sel. Sel ist bisher ein unbeschriebenes Blatt für uns. Er ist mir mir bei dem Jakob Koch Turnier in Neuss aufgefallen, dort hat er einen starken Eindruck hinterlassen. Auch bei seinem ersten Mannschaftskampf dieses Jahr war er technisch Überlegen.
Wer wird heute die Überhand gewinnen? Diese Frage ist schnell beantwortet. Schäfer fackelt nicht lange. Er wird Hintermann. Beim Durchdreher sieht es schlecht aus für Sel. Waldemar klammert den Arm mit ein. Dadurch hat der Neusser keine Abwehrmöglichkeit bei den Durchdrehern, die jetzt folgen werden. Und es folgen einige, die alle frenetisch von uns gefeiert werden. Schäfer macht es kurz und schmerzlos, technisch überlegen in wenigen Minuten! Der letzte Kampf bringt die Entscheidung zum 17:17, Unentschieden für die Mannschaften. Ich kann meine Schadenfreude darüber nicht verbergen, den Neussern die Party verdorben zu haben. Ich schäme mich ein wenig für meine Häme, aber die Scham hält sich in Grenzen. Als hätte der Pfingssturm Ela in Neuss nicht genug Schaden angerichtet, wurde die Stadt nun auch noch von den Krefelder Ringern heimgesucht!