Ärgerliche Niederlage zum Haareraufen

Germania Krefeld Gegen Aachen Walheim 19:24

Die Germanen lagen klar auf Erfolgskurs. Doch einer Unaufmerksamkeit von Nikolai van Berkum mit einer Schulterniederlage bricht den Krefeldern das Genick. Sonst hätte es an diesem denkwürdigen Ringer Abend für Krefeld wohl wieder knapp, aber gerade so gereicht.So, nun die Kämpfe im einzelnen: 57 Kilo verliert Leyan Can Colak in der ihm fremden Stilart 0:13. Besser läuft es im Schwergewicht für Mohammed Jamshidi der zum ersten Mal für Krefeld schafft, den zähen Gummimann Marco Kreutz 16:8 zu schlagen. Schade, der Krefelder war haarscharf an einer technischen Überlegenheit, doch am Ende hat Jamshidi konditionelle Probleme. In der 61 Kilo Klasse stehen sich für Krefeld Dmytro Kornilov gegen Asadula Karimov gegenüber. Hier haben wir für den Neu Krefelder keine hohen Erwartungen, zumal der Walheimer schnell in Führung geht. Aber Kornilov kann sich behaupten und punktet ebenfalls. In der vierten Minute kommt es bei einem Beinangriff des Krefelders zu einem chaotischen Gerangel. Der Gegner kontert, Dmytro versucht, die Hintermannposition zu erreichen und zieht an dem Bein. Die beiden sind verknotet zu einem unübersichtlichen Wirrwarr aus Körperteilen. Man kann gar nicht mehr erkennen, welche Glieder zu wem gehören. Aber Dmytro hat Profit aus diesem Durcheinander gezogen, er hat den Kopf mit einem Bein zu packen bekommen: Er hat ein Paket geschnürt, aus dem Karimov nicht mehr rauskommt. Und jetzt geht alles ganz schnell, die Krefelder fangen an zu jubeln, denn sie wissen, was jetzt folgen wird. Dmytro wendet seinen Gegner auf den Rücken, der Walheimer hat da keine Abwehrmöglichkeit, wie schön ist das denn, er schultert ihn, das hatte keiner auf der Rechnung! Die Fans fangen an zu tanzen und liegen sich in den Armen, die Halle steht Kopf, denn das ist die ganz große Überraschung des Tages.In der 98 Kilo Klasse muss heute Suleiman Alikhanov in der fremden Stilart Griechisch Römisch gegen Vitali Stotskii kämpfen. Dafür schlägt er sich gut, er verliert nur knapp nach Punkten 0:2. Das gibt lediglich einen Punkt für Walheim, da hält sich der Schaden in Grenzen. In der 66 Kiloklasse muss Abdul-Malik Magomadov zum ersten Mal in der nächsthöheren Gewichtsklasse antreten. Daher sind in diesem Kampf die Erwartungen nicht zu hoch geschraubt. Doch gegen seinen um mehrere Kilo schwereren Gegner Bohdan Tarasov lässt sich Malik nicht unterkriegen. Im Gegenteil, er lässt ihn mit seinen Kamikazewürfen fliegen.Wir staunen nicht schlecht, die vierer Wertungen purzeln nur so dahin. In der dritten Minute, Malik führt fast schon technisch Überlegen, erlöst er uns mit einem Schultersieg nach einer Suplex! Die Krefelder haben schon wieder was zu feiern, zwei so schöne Überraschungen, das läuft heute ja wie am Schnürchen. Jetzt führt Krefeld 13:4, vor der Pause, das sieht doch schön aus. Wunderschön, ich kann mich gar nicht sattsehen an diesem Zwischenstand auch wenn es nur eine Momentaufnahme ist.Nach der Pause geht es mit 86 Kilo weiter. Hier hat Ben Haeffner mit Umar Veliyev einen optisch sehr starken Gegner, der fast sechs Kilo schwerer ist als Ben. Wie aus Stein gemeißelt sieht er aus, sehr kompakt und der Körper ist und ganz und gar verbeult mit Muskeln. Dazu kann der Mann auch noch ringen, er ist sehr beweglich und technisch ausgebufft. Aber Ben lässt sich nichts gefallen, die Führungen wechseln hin und her. Einen sehr hochwertigen Kampf sehen wir und spannend ist er zumal. Bis zur letzten Minute führt Ben sogar 8:6. Leider lässt er sich die Butter noch vom Brot nehmen und verliert letztendlic⁷h 8:10. Das ist nicht schlimm, das bedeutet nur einen Punkt für Walheim, es steht jetzt 13:5 für Krefeld.Die Frauenkämpfe folgen. Lena Sue Odendahl schultert in der 59 Kilo Klasse ihre Gegnerin. Das gibt leider nur zwei Punkte für beide Mannschaften.Bei dem Frauenkampf 64 Kilo gibt es leider die volle Wertung für die Mannschaft. Hier verliert Levinay Colak gegen die Vizeweltmeisterin von 2021, Nina Hemmer auf Schulter. Es steht jetzt 15:12 für Krefeld, der Vorsprung schmilzt dahin.In der 71 Kiloklasse hat Philipp Haeffner von Krefeld Pech, den besonders starken Ibragim Veliev als Gegner zu haben. Wir hatten damit gerechnet, das der starke Erstliga-Ringer in 75 Kilo starten würde. Und hatten Philipp vier Kilo abnehmen lassen. Diese Rechnung ist nicht aufgegangen, Philipp musste umsonst leiden und hungern. Der Kampf ging wie vorhergesehen aus. Der Krefelder verliert technisch unterlegen, da ist nichts zu machen für Haeffner auch wenn er noch so beherzt kämpft. Jetzt führen die Walheimer 15:16. Aber wir haben ja noch ein paar Asse im Ärmel. So zum Beispiel Nikolai van Berkum, der seit zwei Jahren mittlerweile ungeschlagen ist. Er kämpft heute gegen Maximilian Otto, der ebenfalls blendend in Form ist und die ganze Liga in Angst und Schrecken versetzt. Allerdings im Freistil, hier muss jetzt Griechisch Römisch gekämpft werden.Es läuft alles wie üblich, Nikolai ist im Kampf überlegen und sammelt fleißig Punkte. In der zweiten Minute steht es bereits 5:1 für den Krefelder, wir lehnen uns entspannt zurück und warten darauf, das Nikolai den Kampf zwar unspektakulär aber sicher über die Zeit schaukeln und gewinnen wird. Wie üblich, wie wir es seit zwei Jahren schon von ihm kennen. Da kann man sich drauf verlassen. Denken wir uns und haken den Kampf insgeheim schon als gewonnen ab. Doch in der zweiten Minute wird Nikolai übermütig, er zieht, sei es, weil er dem Publikum, etwas bieten will oder weil er denkt, mit einem Freistiler kann er es machen, auf jeden Fall zieht er einen schlecht gegriffenen Überstürzer. Und jetzt geht alles ganz plötzlich. Otto fängt ihn ab und wendet van Berkum auf den Rücken. Er wird geschultert! Ich will es gar nicht sehen, nein, das ist das Ende für uns heute, verdammt, verdammt verdammt! Da machen heute alle anderen Männer alles richtig, alles läuft wie am Schnürchen und ausgerechnet unser zuverlässigste Mann vermasselt es heute. Das ist die bittere Ironie des Schicksals!Diese Kröte müssen wir dennoch schlucken, es steht jetzt 15:21 für Walheim, sie enteilen uns davon. Dann kommt aber noch ein Highlight aus Krefelder Perspektive in der 75 Kilo Griechisch Römisch Klasse. Ayoub Bolakhrif wird für Krefeld erst zum zweiten Mal dieses Jahr eingesetzt. Sein Gegner Sasan Bavandpor ist ein harter Brocken, wir kennen ihn vom Hinkampf, da konnte Nikolai van Berkum ihn nur ganz knapp nach Punkten besiegen.Doch Ayoub scheint blendend in Form zu sein, er setzt ihn unter Dauerdruck, dem Walheimer bleibt nur passiv ringen über. Das sieht auch der Kampfrichter so und schickt den Gast auf den Boden. Hier hebt Ayoub ihn aus und stürzt ihn über. Und obwohl der Walheimer sein Bein einsetzt, das macht Ayoub doch gar nichts aus, er wirft ihn einfach auf einem Bein, des andere, eingeklemmte Bein schleudert er mit hoch. Es geht gleich weiter mit dem Ausheben, jetzt spielt Ayoub Jojo mit ihm. Doch Bavandpor setzt wiederum sein Bein ein. Das gibt eine Verwarnung für ihn und zwei Punkte für Bolakhrif. In der zweiten Halbzeit bekommt der Krefelder die Hüfte von Bavandpor zu fassen. Und hui, so schön und hoch fliegt der Walheimer zugleich bei einem Überstürzer. Das sieht man gerne, das kommt an, die Halle tobt vor Freude. Dann fehlen nur noch zwei Punkte, die holt sich Ayoub sich, indem er ihn raus schiebt, das ist die technische Überlegenheit. Die Krefelder feiern, obwohl sie wissen, der Kampfabend wird letztendlich wohl verloren sein. Das ist in diesem Augenblick aber egal, dieser Sieg ist tröstlich für die vorausgegangene Schlappe und gut fürs Selbstbewusstsein! Es steht jetzt 19:21, da ist natürlich noch alles offen in dem letzten Kampf 75 Kilo Freistil. Aber der für Krefelder startende Jakub Marchlewski war monatelang verletzt, zudem ist er kein Freistiler. Und Michael Otto ist einer der besten in der Liga. Und so kommt sie folgerichtig und unabwendbar, die 0:11 Punkteniederlage. Trotz der Niederlage war die Stimmung wieder unfassbar gut in der Halle auf der Felbelstrasse, Gäste aus Mülheim dazu: „Wir kommen wieder, das ist viel besser als in Essen Dellwig.“ Obwohl dort zweite Liga geboten wird! Unter den Anwesenden heute auch eine Olympiasiegerin: Aline Focken Rotter ist heute mit ihrem kleinen Sohn und Ehemann angereist. Diese Niederlage heute ist kein Beinbruch, sie ist vielmehr eine Standortbestimmung für die Krefelder, über die man nach dem Tag heute mit Fug und Recht behaupten kann, das sie sich gegen alle Mannschaften in der Oberliga gut behaupten und auch gewinnen können. Wie auch heute gegen die wohl stärkste Mannschaft der Liga, wo alles Möglich gewesen war. Das macht Hoffnung für die in ein paar Wochen vor uns liegenden Play-Offs. Die zweite Mannschaft hat in der Bezirksliga hingegen gegen Hückelhoven 39:26 gewonnen. Kurios war, das die Krefelder Mannschaft keinen Kampf auf der Matte gewinnen konnten. Die Gäste hatten kaum Kämpfer aufzubieten. Und die Angetretenen waren zum Teil dann auch noch verletzt.