21.9.2019 Germania Krefeld gegen Simson Landgraaf klare aber nicht hoffnungslose 13:30 Niederlage

Da ist Krefeld nochmal mit einem blauen Auge davongekommen. Wieso mag man sich fragen, es gab doch eine deutliche Niederlage? Nun, man hatte mit der totalen Klatsche gegen den holländischen Favoriten gerechnet. Denn neben den zwei Dauerverletzten hatte es sechs weitere Ausfälle wegen Krankheit oder berufliche Abwesenheiten auf Krefelder Seite gegeben. Also trat man an diesem Tage sozusagen mit der “zweiten Mannschaft „ an.

Und dennoch haben sich die Germanen an diesem Kampftag achtbar geschlagen und ihr Gesicht gewahrt.

Nun die Kämpfe im einzelnen:

In der 57 Kiloklasse schenken die Krefelder den Gästen fünf Punkte denn hier konnte man keinen Kämpfer stellen. Die 130 Kilo Klasse ist eine klare Sache: Das 120 schwere reine Muskelpaket Iman Bahramsari aus Landgraaf gewinnt gegen Nigel Weber erwartungsgemäß technisch Überlegen. Ebenso klar verliert Abdul-Malik Magomadov gegen Alex Paulanyi in der 61 Kilo Klasse technisch unterlegen. Magomadov ist für den verhinderten Krefelder Emil Gozalov eingesprungen und durfte sich heute das abtrainieren auf 57 Kilogramm ersparen.

Interessant wird es dann in der 98 Kiloklasse zwischen Alexander Wagner gegen den Landgraafer Rochel Gumuljo. Wir kennen den holländischen Ringer schon aus vergangenen Zeiten, ein exzellenter Griechisch Römisch Kämpfer der aber auch im Freistil das Leben von Alex bei Kämpfen schwer gemacht hatte. In den letzten Jahren war er dem Ringen fern geblieben, soweit ich gehört habe, ist er zum MMA gewechselt. Wir freuen uns schon auf diese Begegnung, weil wir wissen, wie spektakulär diese Kämpfe verlaufen können.

Uns genauso geschieht es dann auch: In der zweiten Minute greift der Holländer das Bein von Alex von außen. Alex belastet sein Bein und greift die Handgelenke von Gumuljo. Der Landgraafer aber schafft es schon fast, Alex auszuheben. Aber eben nur fast, denn plötzlich stürzt sich Alex hinten über und schleudert Gumuljo in die gefährliche Lage. Das gefällt, das will man sehen. Und nun hat es Alex in der Hand, seinen Gegner zu schultern. Das Publikum springt von seinen Plätzen und brüllt wie aus einer Lunge „Schultern, Schultern“. Leider reicht es nicht ganz, Gumuljo kann sich raus retten.

Und dann in der sechsten Minute, Alex führt schon mit 11:2 Punkten, wagt er selber einen Doppeltbeinangriff. Und füttert das Publikum mit dem, was es so gern mag: Einen Schultersieg! Die Halle steht Kopf, das lässt man sich nicht nehmen, denn wir wissen, zu feiern wird es heute nicht mehr viel geben, und die Feste feiert man bekanntlich, wie sie fallen.

Bei den nächsten Kämpfen mit Mert-Fatih Simsek, 66 Kilo, Muammed Zakir Tan in der 86 Kilo Klasse und Muhammed Alkan in der 71 Kilo Klasse kommen die Krefelder technisch unterlegen unter die Räder.

Interessant aus Krefelder Sicht wird es dann wieder in der 80 Kilo Klasse. Hier kämpft für die Gastgeber nach zwei Jahren mal wieder Julian Olbrich. Er hatte mit einem Kreuzbandriss im Knie eine sehr schwere und langfristige Verletzung. Zudem ist er zu der Konkurrenz zum MMA Kampfsport abgewandert. Daher wissen wir gar nicht, wo er formmäßig steht. Das weiß er wahrscheinlich selber nicht. Gegen seinen Gegner Scott Geelen passiert in der ersten Halbzeit recht wenig. Bis darauf, des der Kampfrichter Julian ein Aktivitätspunkt gibt, weil sein Gegner passiv kämpft. Erst kurz vor Ende der ersten Halbzeit traut sich Julian dann einen Doppelbeinangriff: Und der ist gut, na bitte, es geht doch noch, er befördert seinen Gegner sogleich in die gefährliche Lage. Und jetzt hat das Krefelder Publikum mal wieder einen Grund zu feiern. Denn das riecht förmlich nach Schultersieg. Geelen liegt schon fast auf der Schulter als dann der Kampfrichter abpfeift. Ja was soll das denn, warum verdirbt der uns jetzt den Spaß? „Das ist doch eine Frechheit“, empören wir uns. Doch dann ist es klar, die Halbzeit ist vorbei, schade schade, das wäre es doch jetzt gewesen. Auch nach der Pause behält Olbrich die Oberhand und schaukelt den klaren 9:0 Punktesieg sicher nach Hause.

In der 75 Kilo Klasse Freistil wird der Krefelder Anton Sattler geschultert. Jetzt bleibt nur noch die 75 Kilo Griechisch Römisch Klasse mit dem Krefelder Dieter Tschierschke gegen Islam Korigov. Hier haben wir auch keine besonders hohen Erwartungen. Denn Dieter war die ganze Vorbereitungszeit verletzt und ist beruflich stark eingespannt. Und so beginnt der Kampf recht ungünstig für Tschierschke. Korigov wird gleich in der ersten Minute Hintermann und will Tschierschke durchdrehen. „Jetzt geht das abschlachten der Krefelder weiter“ denke ich mir und habe keine eigentlich Hoffnung mehr für unseren Mann. Doch dann, ja was ist das denn, fängt Dieter seinen Gegner bei dem Durchdreher ab. Er ist jetzt Hintermann und setzt einen Nackenhebel bei Korigov an. Ein Griff, der bei Erwachsenen eigentlich gar nicht angewendet wird, es ist eher eine Kindertechnik. Aber warum eigentlich? Denn, wie wir hier anschaulich erkennen können, kann dieser Griff erstaunlich effektiv sein. Denn Dieter wendet seinen Gegner wie in Zeitlupe in die gefährliche Lage. Und jetzt bricht es aus den Krefeldern heraus. Und als wenn es jetzt um etwas unheimlich wichtiges gehen würde, um den Mannschaftssieg, um die Weltmeisterschaft, oder um die Rettung der Welt. Es wird angefeuert was das Zeug hält. eigentlich geht es hier um um gar nichts mehr außer um die Ehre und um die kosmetische Korrektur des Endergebnisses. Aber das ist nicht rational zu erklären. Rational ist jetzt hier keiner mehr. Und Dieter tut uns den Gefallen und schultert seinen Gegner. Und das Publikum liegt sich vor Freude in den Armen und tanzt, als ob die Weltmeisterschaft gewonnen, die Welt gerettet und die Mannschaft besiegt wäre.

Aber nichts dergleichen, wir haben heute hier eine Klatsche kassiert. Eine, die zwar noch moderat ausgefallen ist. Die sich aber aufgrund der schlechten Voraussetzungen wie ein Sieg anfühlt. Da haben die Krefelder noch das Optimum aus dieser aussichtslosen Situation herausgeholt. So können hier die Zuschauer trotz der Niederlage dann doch noch mit einem guten Gefühl nach Hause gehen.

Nächste Woche kann man in Hürth auf Besserung hoffen. Dann wird die Mannschaft hoffentlich halbwegs komplett stehen. Hier können die Krefelder auf einen Sieg hoffen.