12:21 Heimpleite gegen Konkordia Neuss

Drei Siege der Krefelder Ringer am Samstag waren einfach nicht genug. Die erhoffte Überraschung im Oberliga-Mannschaftskampf gegen den favorisierten KSK Konkordia Neuss blieb aus. Am Ende stand für den KSV Germania Krefeld eine verdiente 12:21 Heimniederlage auf dem Wertungsbogen.

Hier der Kampfbericht von Alex Jodas: Nach der 10:26 Niederlage gegen den Nachbar Neuss vom Hinkampf haben wir vor dem heutigen Kampf keine hohen Erwartungen. Aber in der Rückrunde schwächeln die Neusser, die für mich schon als sicherer Anwärter für die zweite Liga aussahen. In der Rückrunde verlieren sie vier von fünf Kämpfen und rutschen auf den dritten Platz.

Heute aber stehen die Neusser wieder fast in ihrer stärksten Aufstellung. Da wird es schwer werden für uns Krefelder, zumal Hasan Rahaal verletzt ausfällt, Rick Nürnberger und Dietrich Salamatin wegen Krankheit nicht antreten können.

Bei dem ersten Kampf in der 57 Kilo Klasse macht es unsere Leichtgewichtsperle Emil Gozalov gegen Alexander Kromm kurz. Nach knapp zwei Minuten fertigt er seinen Gegner technisch überlegen ab. Die Bude ist heute voll. Aber Stimmung will noch nicht so recht aufkommen.

Als nächstes folgt der Schwergewichtskampf mit unserem Alexander Wagner gegen Jonas Bilstein. Der Neusser Kämpfer ist dieses Jahr unbesiegt in der Liga. Bei Hinkampf hatte er unseren Alexander Wagner bei dem Punktestand von 11:8 noch schultern können. Wie sieht es heute aus? Man merkt, beide Kämpfer haben Respekt voreinander, sie „beschnuppern“ sich vorsichtig. Die erste Wertung holt sich Bilstein. Aber nach einer Minute greift der Neusser Alex Bein von außen an. Alex kontert mit seiner unnachahmlichen Schleuder: Bilstein liegt wie ein Käfer auf dem Rücken. Leider kann sich der Neusser in die blaue Zone retten, sonst wäre hier ein Schultersieg durchaus möglich gewesen.

Bilstein holt seinen Rückstrand auf . Kurz vor Kampfende riskiert Alex noch mal alles. Er versucht nochmal seine berüchtigte Schleuder. Leider zu unsauber und so wird er abgefangen. So verliert unser Mann diesmal knapp nach Punkten 4:11.

In der 61 Kilo Klasse muss sich Ben Haeffner gegen Mimoun Touba „opfern“. Ein sehr ungleicher Kampf, der Krefelder ist grade frische 14 Jahre alt geworden und muss sich für diese Gewichtsklasse auch noch „hochtrinken“. Touba ist ein erwachsener Mann mit Bundesligaerfahrung. Erwartungsgemäß verliert der Krefelder technisch unterlegen. Aber trotz dieser Niederlage kann man das Talent von Haeffner erkennen.

Manfred Grothe verliert ebenfalls technisch unterlegen und Vitali Alekseev auf Schulter. Es steht jetzt 14:4 für die Gastmannschaft.

In der 86 Kiloklasse tritt nach seiner zweimonatigen Verletzungspause endlich wieder Vitali Jeschke an. Sein Gegner Daniel Panczyszyn ist für uns ein unbeschriebenes Blatt. Ich erfahre, dass der 18 Jährige bei den Neussern als Kind im Verein war. Heute lebt er in England. Er wird für die Ligakämpfe extra eingeflogen und vom Bonn-Kölner Flughafen abgeholt. Puh, so ein Aufwand schon in die Oberliga! Aber ein gutes Training für den jungen Mann, da es in England keine Mannschaftskämpfe im Ringen gibt.

Eigentlich gehen wir davon aus, das Vitali seinen jungen Gegner bezwingen wird. Aber unser Mann ist fast 10 Kilo leichter. Und er ist natürlich nicht in Bestform nach seiner Verletzung. So unterliegt er knapp mit 2:4 Punkten.

In der 70 Kiloklasse im Freistil wird für Krefeld Hank Weber eingesetzt. Hank sollte eigentlich die 66 Kilo Greco für den verletzten Hasan Rahaal kämpfen. Er musste die Woche extra 6 Kilo abtrainieren. Aber kurzfristig wurde er in die 70 Kilo hochgesetzt, weil sich dort unser Rick Nürnberger krank gemeldet hatte. Hier verliert er gegen den ehemaligen Bundesligakämpfer Anatolij Efremov technisch unterlegen.

Es steht 4:19 für die Gäste aus Neuss, bei drei ausstehenden Kämpfen ist hier kein Sieg oder Unentschieden mehr für die Mannschaft möglich.

In der 80 Kiloklasse fährt Waldemar Schäfer endlich mal wieder einen technisch überlegenen Sieg für Krefeld ein. Waldi punktet vor allem am Boden. Beim Durchdreher kann er seinen Gegner Orhan Ceyhan schwindelig drehen.

Auch wenn das nur Ergebniskosmetik für das Mannschaftsergebnis darstellt, dieser Sieg tut fürs Selbstbewusstsein gut. So kommen wir nicht ganz so arg unter die Räder, zumal als nächster Kampf noch unser Sohayb Musa aussteht, bei dem man schon eine sichere „vier“ einplanen kann.
Aber sein Gegner in der 75 Kiloklasse Daniel Hofsetz wird „frech“, er umfasst Sohayb die Hüfte und schafft es fast, ihn überstürzen. „Wie respektlos“ kommt es aus mir heraus, ja was ist das denn? Aber Sohayb wird seinem Ruf gerecht und fängt seinen Gegner ab. Und stürzt seinerseits Hofsetz über. Endlich mal kann wieder lauthals gejubelt werden, ja, dar Sohayb schaukelt das Kind doch immer noch. Auf den kann man sich verlassen.

Nach dieser Aktion verstaucht er sich aber den Fuß. Jetzt kann er sich nur noch einbeinig wehren. Wir Zuschauer leiden mit unseren Mann, der jetzt humpelnd kämpfen muss. Aber auch nur auf einen Bein ist unser Mann immer noch brandgefährlich. Nach vier Minuten zieht Sohayb einen Kopfhüftzug, bei dem er Hofsetz in die gefährliche Lage befördert. Der Neusser windet sich, schafft es erst sogar, sich zu befreien. Aber Sohayb kennt keine Gnade und zieht ihn zurück. Schultersieg nach vier Minuten!
Beim letzten Kampf in der 75 Kilo Freistilklasse steht Philipp Haeffner eine besonders schwere Aufgabe bevor. Mit seinem Gegner mit dem exotischen Namen Lom-Ali Eskijev hat er den stärksten Gegner der Liga. Er hat dieses Jahr alle Kämpfe gewonnen, beim Hinkampf hatte er auch Philipp technisch überlegen geschlagen. Aber unser Mann hat sich im Verlauf der Saison enorm gesteigert. Eskijev führt zwar nach einer Minute 2:0 aber es ist diesmal ein Kampf auf Augenhöhe. Nach zwei Minuten holt Philipp auf, er setzt seinen Gegner unter Druck, dass ihm nur noch Mattenflucht bleibt. 2:1 steht es nun, kann Haeffner heute sogar die Sensation schaffen und gewinnen? Es sieht fast so aus, er erkämpft sich die Hintermannposition. Aber Eskijev will partout die zwei Punkte nicht abgeben obwohl Philipp von hinten an der Hüfte seines Gegners hängt. Eigentlich eine sichere „Zwei“, uns liegt schon der Jubel auf den Lippen. Eskijev ist ähnlich quirlig wie Haeffner, er kann sich aus jeder noch so aussichtslos erscheinenden Situation raus winden. So auch in diesem Falle, er kippt sogar unseren Mann in die gefährliche Lage. Aber Philipp kann sich retten. Und so verliert Haeffner nur knapp 1:5 nach Punkten. Eine Sensation für uns, wir feiern ihn wie einen Sieger. Wenn Philipp weiter so trainiert kann sich die Liga in den kommenden Jahren warm anziehen. Und auch wenn bei diesem Kampf wenige Wertungen gefallen sind, so war es doch der spannendste Kampf des Abends.

12:21 verlieren wir gegen einen übermächtigen Gegner recht deutlich.

Neuss klettert durch diesen Sieg wieder auf den zweiten Tabellenplatz. Dumm, dass unser direkter Verfolger Herdecke überraschenderweise gegen die hochfavorisierten Oberforstbacher gewonnen haben. Sie hängen uns jetzt mit gleicher Punktezahl im Nacken. Werden wir den sechsten Tabellenplatz halten können?

 

Bericht: Alex Jodas